Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Versteck irgendetwas Belastendes abgelegt hatte. Aber vielleicht hatten sie ja ein Wahnsinnsglück.
»Ich muss immer daran denken, was vielleicht passiert wäre, wenn er es vorgestern Abend geschafft hätte, dich in den Tunnel zu ziehen, bevor ich nach unten kam.«
Solche Gedanken hatte Ronnie bisher absichtlich vermieden. Sie wollte sich nicht ausmalen, was der Mörder mit diversen Waffen und etwas Zeit einem bewusstlosen Opfer hätte antun können, in so einem Tunnel von einer halben Meile Länge.
Viel. Verdammt viel.
Sie schluckte, schob die aufblitzenden inneren Bilder fort und sagte: »Aber dazu kam es nicht. Also, hast du sonst noch was gefunden?«
Mit einem verwirrten Stirnrunzeln erwiderte Mark: »Doch, ja. Einen Helm mit einer Lampe vorne drauf.«
Ronnie richtete sich kerzengerade auf. »Das ist seiner.« Rasch erzählte sie ihm, was Sykes und sie in Leannes OEP -Dateien gesehen hatten, und erklärte, wie der Täter die Grubenlampe benutzt hatte, um sein Opfer und die implantierte Mikrokamera zu blenden.
»So«, sagte Daniels, als er aufgegessen hatte, »der Mörder wusste also über das OEP Bescheid, er wusste, dass Leanne daran teilnahm, er kannte die Tunnel, und er wusste, wie man rein und raus kommt, ohne gesehen zu werden.«
Sie schwiegen und verdauten diese Schlussfolgerungen. Für Ronnie und Mark hatte es von Anfang an so ausgesehen, als hätten sie es nicht mit einem wahllos mordenden Terroristen zu tun, sondern mit einem Täter, der es speziell auf Leanne Carr abgesehen hatte.
Diese neuen Informationen brachten sie einen Schritt weiter.
Es sah nicht so aus, als sei der Mörder Leanne gefolgt, hätte herausbekommen, wo sie arbeitete, und sich dann erst überlegt, wie er an sie herankommen konnte, um sie zu töten. Nein, ein Täter, der mit so vielen Einzelheiten vertraut war und so viel Insiderwissen besaß, musste die Baustelle sehr gut kennen. So gut, dass er von einem Tunnel wusste, über dessen Existenz nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten informiert war.
»Und wer kann das alles gewusst haben?«, murmelte Ronnie. »Und wer von denen, die es wussten, hat Leanne Carrs Tod gewollt?«
»Morgen habe ich eine Liste.«
»Super.«
Ronnie hoffte nur, dass die Liste kurz sein würde. Sehr kurz. Doch ein Name gehörte ihrer Meinung nach unbedingt darauf: Jack Wilders. Sie nahm sich vor zu überprüfen, wo Leannes Chef sich an dem Abend aufgehalten hatte, als sie selbst überfallen worden war, und dann gestern Abend, als Ryan Underwood in Philadelphia ermordet worden war. Außerdem entschloss sie sich, ein paar Telefonate zu führen und möglichst viel über Kilgore herauszufinden. Er gehörte zum Secret Service und war ein hoher Geheimnisträger, aber außerdem war er ein Arschloch. Nun mussten Arschlöcher zwar nicht in jedem Fall auch Mörder sein, aber Ronnie hatte eine so instinktive Abneigung gegen ihn gefasst und ihm so spontan misstraut, dass sie wenigstens ein bisschen mehr über ihn erfahren wollte.
Sie hatte keine Ahnung, ob Bailey oder Zeiler von dem Tunnel wussten. Es war eher unwahrscheinlich, aber die beiden hatten monatelang auf der Baustelle gearbeitet, also war es zumindest möglich. Und in jedem Fall mussten der leitende Architekt und seine führenden Mitarbeiter informiert sein sowie die Bauarbeiter, die diesen unterirdischen Gang wiederhergestellt hatten.
Mist. Vielleicht würde die Liste doch nicht ganz so kurz ausfallen.
»Jetzt erzähl mal, was ihr heute bei eurer Arbeit mit der versteckten Kamera rausgekriegt habt«, sagte Mark. Dann beugte er den Kopf von einer Seite zur anderen, sodass sein Nacken knackte, und zog seine Uniformjacke aus. »Warte mal eben. Muss erst noch pinkeln.«
Mark war schon ein paar Mal in Ronnies Wohnung gewesen und wusste, wo die Toilette war, daher wartete er ihre Erlaubnis gar nicht erst ab. Er verließ einfach die Küche und ging durch den Essbereich ins Wohnzimmer. Dort blieb er jedoch stehen.
Sie hörte einen leisen Pfiff und fragte sich, was ihm wohl Besonderes aufgefallen war.
»Verdammte Kacke, Ron, wenn ich gewusst hätte, dass du hier ’ne Porno-Party feierst, hätte ich meine Sammlung von Blu-ray-Discs mitgebracht. Tolle Titten in Tube Tops und so.«
Ganz entgeistert ging Ronnie zu Mark ins Wohnzimmer. Er starrte auf den übergroßen Monitor an der Wand. Mit seinem Klopfen an der Wohnungstür vorhin hatte er Ronnie so erschreckt, dass sie die Diashow von Leanne Carrs Chip nicht angehalten hatte. Während ihres
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