Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich.
»Danke, Max«, sagte sie.
»Wofür?«
»Du hast mich gerade auf eine Idee gebracht.«
»Na, dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Bedanke dich lieber für das hier. «
Er zog einen großen Handspiegel aus der Tasche und hielt ihn Ronnie hin, damit sie das Ergebnis seiner Arbeit betrachten konnte. Sie starrte ihr Spiegelbild an, und es verschlug ihr die Sprache. Ihr Unterkiefer sackte herunter, aber als sie ihre Plomben im Spiegel sah, klappte sie den Mund schnell wieder zu.
»Wow!« Ronnie war vollkommen baff, wie schnell Max aus ihrem zerschnippelten Haarschopf eine richtige Frisur gezaubert hatte.
Sie hatte ihr Haar immer aus Trägheit lang getragen. Wenn sie es nicht frisieren, schneiden oder stufen ließ, hatte sie gedacht, würde sie sich auch nicht mit Lockenstab und Fön und diesem ganzen Unsinn abgeben müssen, für den sie einfach keine Zeit hatte. Aber Max war wirklich ein Magier – für ihre neue Frisur hatte er nichts als eine Schere, Haargel und seine Hände gebraucht.
Es war zwar ein Kurzhaarschnitt, aber keineswegs jungenhaft, sondern feminin, supermodern und elegant. An den Seiten war das Haar kurz – vor allem natürlich dort, wo man es im Krankenhaus schon abgeschnitten hatte. Aber Max hatte das Deckhaar auf dem Kopf länger gelassen, sodass es ihr als fransiger Pony in die Stirn fiel. Der Schnitt war sexy, ein Hingucker, und er gefiel Ronnie. Sehr sogar.
»Sieht super aus«, sagte sie. »Ganz herzlichen Dank.«
»Jederzeit zu Diensten, liebe Freundin. Wenn ich gewusst hätte, dass man dir nur ein Kantholz auf den Schädel knallen muss, damit du dir ’ne schicke Frisur von mir machen lässt, dann hätte ich das längst selbst gemacht.«
»So spricht ein wahrer Freund«, sagte Ronnie lachend, stand auf und schüttelte die Haare vom Frisierumhang.
Da er nicht zum Frühstück blieb, versprach sie Max ein selbst gekochtes Essen und eine Flasche Tequila als Bezahlung, brachte ihn zur Tür und verabschiedete sich von ihm.
Der Überfall am Mittwochabend war schmerzhaft und gefährlich gewesen, aber nun war auch etwas Gutes dabei herausgekommen, das musste Ronnie zugeben. Und sie hatte, zumindest einen Moment lang, wieder mit einem Freund lachen können. Bis dieser furchtbare Fall gelöst war, würde sie wohl nicht mehr viel zu lachen haben.
*
Mark hatte ihr zwar angeboten, sie am Morgen zur Arbeit abzuholen, aber Ronnie hatte darauf bestanden, sich von einem Streifenwagen hinbringen zu lassen. Ihr Partner wohnte in entgegengesetzter Richtung, und sie hatte nicht vorhersagen können, wie lange es dauern würde, ihrem Kopf wieder ein passables Aussehen zu geben. Es war ein Beweis für Max’ Können, dass sie nicht nur um neun in ihrer Dienststelle war, sondern auch eine Menge Blicke und Pfiffe erntete, als sie durch das Gebäude ging. Auch Jeremy Sykes fiel ihre neue Frisur auf.
Ronnie hatte ihn gebeten, sich mit Mark und ihr in der Dienststelle zu treffen, damit er dabei sein konnte, wenn sie mit Bailey sprachen. Mark hatte heute früh Kontakt zu dem jungen Mann vom Secret Service aufgenommen, ihm erklärt, dass sie ein paar Fragen an ihn hatten, und ihn gebeten, in die Dienststelle zu kommen. Er musste in Kürze eintreffen.
Als Ronnie an ihren Arbeitsplatz kam, saß Sykes auf einer Ecke ihres Schreibtischs. Er war ganz der coole, ruhige FBI -Agent, ganz anders als die hektischen, überarbeiteten, ständig gereizten Kollegen vom D. C. P.D., die überall im Gebäude herumwuselten.
»Hübsch«, sagte er, nachdem er sie eindringlich gemustert hatte, und nickte zustimmend. Seine blauen Augen leuchteten auf, und ohne dass Ronnie es wollte, wurde ihr warm ums Herz.
»Was ist hübsch?«, fragte Mark verwirrt.
»Vergiss es«, antwortete Ronnie lachend. Ihre Brüder hätten genau die gleiche Frage gestellt, das wusste sie.
»Ich habe Bailey kriminalpolizeilich überprüfen lassen«, berichtete er.
Sykes wirkte verblüfft. »Ich dachte, unter anderem darüber müssen wir mit ihm sprechen?«
»Ja, stimmt.« Ronnie warf ihrem Partner einen raschen Blick zu. Er schüttelte den Kopf, um ihr zu bedeuten, dass er zu den Erkenntnissen der letzten Nacht noch keine neuen Informationen besaß. Ronnie wollte aus dem lauten Großraumbüro hinaus, damit sie in Ruhe miteinander reden konnten, und auch ohne belauscht zu werden, wenn sie von den intimen »Sexfotos« erzählte. »Kommt, wir besorgen uns eine Tasse Kaffee«, schlug sie daher vor.
»Bin gleich
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