Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
oft, dass er sich eines Tages eine böse Krankheit holen würde.
»Okay, das kriegen wir hin«, sagte er jetzt. Er griff nach seiner großen Tasche, in der er Scheren, Kämme und einen Umhang mitgebracht hatte, den er Ronnie gleich um die Schultern legte. »Ich glaube, das könnte sich als das Beste entpuppen, was dir passieren konnte. Du weißt ja, dass es mir schon lange in den Fingern juckt, an deinem langweiligen Kopf mal ein bisschen kreativ zu werden. Ich wünschte, ich dürfte dir auch einen Farbtupfer hineinzaubern. Blaue Strähnchen wären in deinem rabenschwarzen Haar einfach fantastisch.«
»Vergiss es. Nur was ganz Schlichtes«, sagte Ronnie mit einem Seufzer. »Ich will nicht mehr Mühe damit haben als unbedingt nötig.«
Deswegen hatte sie ihr Haar immer lang getragen. Es zu einem Pferdeschwanz oder einem Knoten zusammenzubinden ging schnell und war einfach, genau so, wie Ronnie es mochte, und so trug sie es immer bei der Arbeit.
Max versprach ihr nichts, machte sich aber sofort mit Kamm und Schere ans Werk. Behutsam arbeitete er um ihre Wunde herum, war aber sonst ziemlich rabiat, wenn er ihren Kopf in die eine oder andere Richtung zog. »Und wie ist das passiert?«
Ronnie hatte ihm am Telefon erzählt, dass sie bei der Arbeit verletzt worden war, ohne aber in die Einzelheiten zu gehen. Das durfte sie auch gar nicht. Was jedoch nicht hieß, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagen konnte.
»Ich hab ein Kantholz gegen die Schläfe gekriegt.«
Max verdrehte die Augen. »Okay, mehr will ich gar nicht wissen.«
Sie kicherte. Na gut, sie hatte es immerhin versucht.
Während er arbeitete, erzählte Max ihr von seiner neuesten Eroberung, einer jungen Frau, die er im Supermarkt kennengelernt hatte. Ronnie hörte kaum hin, denn ihre Gedanken wanderten zu den Liebesabenteuern einer anderen jungen Frau zurück. Sie musste immer an die erotische Beziehung zwischen Leanne Carr und dem so jung und unschuldig wirkenden Special Agent Bailey denken. Mit seinem über zwanzig Zentimeter langen Pimmel.
Okay, vielleicht hatte Leanne diese Beziehung deswegen fortgeführt.
Trotzdem fand Ronnie es mehr als frustrierend, dass Bailey in jedes Detail der Ermittlungen in diesem Mordfall eingeweiht war, obwohl er mit dem Opfer Sex gehabt hatte. Natürlich misstraute Ronnie ihm jetzt zutiefst, auch wenn sie ihn nicht unbedingt für den Mörder hielt. Nein, er hatte niemandem gebeichtet, dass er mit Leanne eine sexuelle Beziehung gehabt hatte. Und ja, er hatte neben ihrem zerstückelten Leichnam gestanden und Ronnie ins Gesicht gelogen, dass er die Frau nur flüchtig gekannt hatte. Trotzdem, eins passte einfach nicht: Der Mörder hatte sich verhalten, als wisse er von Leannes OEP -Kamera. Und Bailey, da war Ronnie sich ziemlich sicher, hatte davon keine Ahnung.
Erst war da diese Verwirrung während der Besprechung gewesen. Und dann natürlich die Tatsache, dass Bailey seine persönliche Beziehung zu Leanne verheimlicht hatte. Hätte er gewusst, dass sie an dem Programm teilnahm, dann hätte ihm klar sein müssen, dass die Behörden den eindeutigen Beweis für ihre Affäre erhalten würden, sobald sie die Downloads überprüften. Bailey hätte sich einiges an Demütigung und Misstrauen ersparen können, wenn er damit sofort rausgerückt wäre – wenn er sich den Ermittlern einfach anvertraut und zugegeben hätte, dass sie ihr Verhältnis geheim halten mussten, weil sie sich auf der Arbeit trafen.
Doch stattdessen hatte er gelogen, als glaubte er tatsächlich, dass man ihm nicht auf die Schliche kommen würde.
Es war also wirklich sehr zweifelhaft, ob er von der Kamera wusste.
Und damit war es auch sehr zweifelhaft, ob er als Mörder infrage kam.
Zweifelhaft. Nicht ausgeschlossen. Er konnte einfach sehr gewitzt und ein Meister im Manipulieren sein.
» Ich habe gesehen, dass mitten in der Nacht ein Mann aus deiner Wohnung gekommen ist … «, unterbrach Max ihre Gedanken.
»Mein Partner.«
»Daniels, stimmt’s?«, fragte Max. Schnipp, schnipp, schnipp. »Ist das der Typ Mann, der dir gefällt – groß und kräftig und ungehobelt?«
»Das ist der Typ, den ich gern zum Partner habe«, gab Ronnie zurück, wohl wissend, worauf Max anspielte. Er selbst wollte zwar keinen Sex mit ihr, doch er drängte sie ständig, sich jemand anders ins Bett zu holen.
»So eine Verschwendung«, sagte er kopfschüttelnd. »Du bist eigentlich zu jung, um wie eine Nonne zu leben, Ronnie. Du kriegst noch Verklebungen in der Vagina, und
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