Die Farbe Des Zaubers
von Wasser und Wind verlieh.
Sie achteten nicht auf das Durcheinander von Fragen um sie, während sie sich arg mitgenommen aneinanderklammerten und in den Wind lachten.
Da verdunkelte sich Gillas Miene besorgt. Sie krallte die Finger in Lalos Arm und brüllte in sein Ohr: »Wo sind die Kinder?«
»Mit Vanda im Palast«, schrie er zurück. »Sie sind sicher.«
»Bei diesem Wetter?« Gilla blinzelte stirnrunzelnd zum Himmel. »Ich will zu ihnen. Komm!«
Lalo nickte. Er hatte hier seinen Teil beigetragen und er sah, daß der Fluß bereits anfing sich zu beruhigen. Aber am Himmel herrschte noch Chaos, und plötzlich verstand er Gillas Eile. Vedemir folgte ihnen dichtauf, als sie um den See herumrannten, der der Karawanenplatz gewesen war, und an den verlassenen Buden im Basar vorbeiwateten.
Als Lalo und Gilla das Palasttor erreichten, drohten die durch Angst verursachten Wutanfälle der beiden zweijährigen zukünftigen Sturmgötter im Herzen Freistatts mehr Schaden anzurichten als Roxanes sämtliche Wasserdämonen. Blitze zuckten jetzt fast unentwegt, und ein starker Ozongeruch füllte die Luft. Lachen waren über den gesamten riesigen Innenhof verstreut, und die Türen im Erdgeschoß standen offen, da beysibische Dienstboten sich bemühten, das Wasser hinauszufegen.
Lalo blieb abrupt stehen und blickte sich bestürzt um, während Gilla ihn mit einem unmißverkennlichen Ich-habe-es-dir-doch-gesagt!-Blick bedachte.
»Die Kinderstube war im Keller. Ich weiß nicht, wohin sie die Kinder jetzt gebracht haben.«
»Zumindest steht der Palast noch«, meinte Vedemir.
Gilla schnaufte abfällig, schnappte sich eine fischäugige Beysiberin, die mit Scheuerlappen und Eimer vorbeieilen wollte, um ihr Fragen zu 121 stellen. Ihre beschränkten Kenntnisse der Sprache waren kein Hindernis -kaum hatte Gilla Kinder erwähnt, deutete die Dienerin zum ersten Stock und glitt aus Gillas Griff.
Oben war es nicht nötig, nach dem Weg zu fragen. Als sie die Treppe hochstiegen, die Lalo aus der Zeit wohlvertraut war, als er den Dachgarten als Atelier benutzt hatte, hörten sie von grollendem Donner übertöntes Gebrüll und verzweifelte Frauenstimmen.
Gilla riß die Tür zum Wohngemach auf und ließ kurz den Blick durch den Raum schweifen. Dann stapfte sie hinein und machte sich daran, Klapse auf die kleinen Hintern zu verteilen. Lalo riß die Augen weit auf, aber dann dachte er, daß nicht einmal diese Kinder jemandem Angst machen konnte, dem es gelungen war, Roxane zu entkommen.
Ein kurzes, lähmendes Schweigen setzte ein. Dann ließ sich Gilla zwischen den zwei Sturmkindern nieder und hob sie auf ihren üppigen Schoß. Gyskouras holte tief Atem und bekam einen heftigen Schluckauf, aber Arton weinte noch große, sturmfarbene Tränen. Illyra und Seylalha gingen auf Gilla zu, gerade als sich Alfi von seiner Schwester losriß.
Gilla bedeutete den beiden anderen Müttern, sich dicht neben sie zu setzen, und ließ die zwei Kinder behutsam auf den Schoß ihrer eigenen Mütter rutschen, gerade als Alfi und Lalita sie erreichten. Sie murmelte immer noch beruhigende Worte, doch der Himmel hörte nicht mit seinem Donnern auf.
»Ruhig — ruhig, meine Kleinen — seht doch, eure Mamas sind da! Wir sorgen dafür, daß euch nichts geschieht, ihr braucht also nicht mehr diesen schrecklichen Krach zu machen ...«
»Kann nicht aufhören!« sagte Gyskouras zwischen Schluckaufs. Sein blondes Haar klebte am Kopf, und seine Wangen waren tränenüberströmt.
»Angst ...«, wimmerte das dunkelhaarige Kind in Illyras Armen.
Beide Kinder zitterten noch, als hielte nur Gillas beruhigende Stimme sie davon ab, ihrer Panik wieder durch Toben Luft zu machen. Verhältnismäßige Ruhe war in das Gemach eingekehrt, wodurch der Krach im Freien noch lauter wirkte.
Lalo schaute sich verzweifelt um und fragte sich, ob es helfen würde, sie auf irgendeine Weise abzulenken.
Spielzeug lag wirr durcheinander auf dem Boden, während Bauklötze, Spiele, Malkreiden und Schiefertafeln in Wandregalen lagen. Plötzlich erinnerte er sich, wieviel Spaß Alfi an seinen bunten Fliegen gehabt hatte. (10)
Lalo spürte nun den Schmerz, den er sich im Kampf gegen den Sturm zugezogen hatte, in allen Knochen, als er sich zu den Regalen schleppte und nach einer Schiefertafel und einem Korb mit farbigen Kreiden langte. Er hielt sie, als befürchtete er, sie würden ihn beißen, und setzte sich damit zu der kleinen Gruppe in der Mitte des Gemachs.
»Mögt ihr hübsche Bilder? Was
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