Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
und Jihans blaue Mähre mit lüsternen Blicken bedachte, war Crit grimmiger als üblich. Denn in Freistatt, irgendwo jenseits des Schimmelfohlenflusses befand sich Kama, Tempus' Tochter, die Crit geschwängert hatte, und zwar während der Hexerkriege und keineswegs mit Tempus' Billigung. Es war für keinen Beteiligten Gutes dabei herausgekommen. Er hatte bis zu diesem Augenblick nicht mehr an sie gedacht, doch jetzt, während er über den Fluß blickte, wo die Lichter der Straße der Roten Laternen glitzerten, vermochte er an nichts anderes mehr zu denken.
    Und Tempus, der zu oft zu viel verstand, der das Vertrauen von Göttern und Geistern genoß, sagte mit einer Stimme, die so sanft wie der Fluß war, der über Kies spült: »Nein, nicht alles, nur der Anfang. Wähl die Männer selbst aus, such Straton, benutz, was er hat, vernichte Roxanes Machtkugel vor dem Morgengrauen, dann melde dich bei mir im Statthalterpalast.«
    »Und ist das alles?« erkundigte sich Crit nun lakonisch, als wäre es ein einfacher Auftrag, kein Todesurteil oder eine Einladung zur Meuterei.
    Crit sah, daß sich sogar Jihans Augen weiteten. Die Frosttochter, die in ihrem schwarzen, glänzenden Schuppenpanzer das Herz jedes Kriegers höher schlagen ließ, blickte von einem zum ändern, ehe sie dem Geheimnisvollen etwas zuflüsterte und dann wieder Crit anblickte.
    Tempus sah ihn nicht an, er tätschelte nur den geschwungenen Nacken seines Grauen. »Es genügt«, entgegnete der Mann schließlich, dem Crit 139 diente und von dem er oft gedacht hatte, daß er mit Freuden für ihn sterben würde.
    Später an diesem Abend, als er allein und auf Suche nach Straton durch das Tor ritt, war sich Critias nicht mehr so sicher, ob ein ehrenhafter Tod wünschenswert wäre — vor allem, wenn er ihn hier ereilen sollte.
    Freistatt hatte sich nicht verändert. Überall befanden sich Kontrollpunkte, und Crit mußte sich in zweien umsehen und beweisen, daß mit ihm nicht zu spaßen war, bis er einen Soldaten fand, den er kannte — einen mit der Armbinde der gesuchten Einheit.
    Inzwischen war er am Palast vorbeigekommen und gelangte in den Basar, in dessen Straßen, obwohl es ungesetzlich war, offen Rauschgift, Mädchen und Knaben, ja sogar Leben feilgeboten wurden.
    Zwar war sein Rücken ungeschützt und sein Fuchs tänzelte nervös, aber er wollte in das Labyrinth, eine noch verrufenere, gefährlichere Gegend als der Basar, in der Hoffnung, seinen Partner dort zu finden, obwohl er befürchtete, daß er sich ganz woanders aufhielt — bei der Vampirfrau, deren Revier die Schlachthausgegend war.
    Zwischen zwei Verkaufsbuden vernahm Crit ein Zischen und einen leisen Pfiff — das alte Erkennungszeichen aus dem Krieg im Norden. Er zupfte seine Armbinde zurecht (ein schmutziger Stoffstreifen in allen Regenbogenfarben und mit alten Blutflecken) und schaute sich um: Rechts befand sich eine Wahrsagebude — Illyra, eine S'danzo arbeitete dort. Sie stand am Eingang.
    Sie hatten sich nie persönlich kennengelernt, aber sie winkte ihm zu; es war eine zögernde Geste, halb Schutzzeichen, halb Segen.
    Sich die Zukunft vorhersagen zu lassen war das letzte, was Crit wollte. Er ahnte sie auch so, spürte sie in seinem Beutel, in dem die Amulette schwer wurden, in seinen Eingeweiden, die sich verkrampft hatten, als Tempus ihn ungerührt mit einer durchsichtigen Ausrede in den Tod befahl. Crit hatte nie gedacht, daß der Geheimnisvolle seiner Tochter und des Kindes wegen böse auf ihn war. Aber es konnte keinen anderen Grund dafür geben, daß er Stiefsöhne auf eine Hexe wie Roxane ansetzte.
    War Abarsis deshalb zu ihm gekommen? Um ihm zu sagen, daß es an der Zeit war, noch einige von den Heiligen Trupps zu ihm zu schicken? Konnte es sein, daß Abarsis Sehnsucht nach seinen Jungs hatte? Ehe Tempus den Befehl über die Heiligen Trupps übernahm, hatte Crit für den Schlächterpriester gekämpft. Doch damals war Abarsis aus Fleisch und Blut gewesen, allerdings besessen von Aufgaben für die Götter.
    »Psst! Crit! Ich bin hier!«
    Zwischen den Ständen, gegenüber der Wahrsagebude, waren zu viele Schatten. Crit hielt sein Pferd an, schlang den Arm um den Sattelknauf und wartete, während die Ohren seines Fuchses wie Wünschelruten hochzuckten.
    Eine Hand streckte sich aus der Düsternis — weiß und lang, und trotz des ledernen Armschutzes zweifellos die einer Frau.
    Crit drückte seinem Fuchs das linke Knie in die Seite, und das Tier machte einen, dann einen zweiten Schritt

Weitere Kostenlose Bücher