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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht anders verdient, wenn er sich einbildete, er könne die Hexe verschmähen, die ihn liebte, und mit dem Leben davonkommen. Natürlich würde sie auch noch Tempus draufgeben, nur so zum Spaß. Er würde als Untoter großartig sein, wenn sie ihn des Nachts zum Plündern und Frauenschänden durch die Straßen Freistatts schickte, die so drückend von Haß waren und so gerötet von Blut, daß niemand sich Illusionen darüber machte, welche Art von Tod ihm beschieden war.
    Freistätter sorgten sich nur um dieses Leben, nicht um das nächste. Sie 137 dachten nicht an die Wahl, die jenseits des Grabes getroffen wurde, dachten auch nicht daran, das Heute für Nichtigkeiten aufzugeben. Sie wußten nicht, oder es kümmerte sie nicht, daß eine Ewigkeit der Hölle billig zu haben war oder daß die Götter einen anderen Ausweg boten.
    Deshalb gefiel es Roxane hier. Selbst wenn sie Niko und mit etwas Glück seine Bruderschaft geopfert hatte, würde sie hierbleiben. Wenn sich erst einmal keine Ischade und keine törichten Priester mehr einmischen konnten, wie dieser Fackelhalter, der versuchte, den Kult eines toten Gottes wiederzubeleben, konnte sie hier unbehindert walten.
    Nachdem dies entschieden war, schnippte sie mit den Fingern. Ein Laut wie das Knarren der Höllenpforte war aus dem Nichts zu hören, eine Nichttür schwang auf, und eine Kugel der Macht war zu sehen, die sich sanft um ihre Achse aus goldenen Glypten drehte. Ihre Steine fingen zu glühen an, als ihr Zaubergesang lauter wurde, und aus Höllen, mit denen sich Freistatt üblicherweise nicht einließ, erschallte ein Dämonenchor.
    So war es immer getan worden, auf die alte Weise: Böses für Böses, zehnfach. Und sie hatte geschworen, daß die Hölle los sein, daß diese Stadt für die ihr angetanen Kränkungen bezahlen würde!
    Nun brauchte sie nur noch die sich drehende, größer werdende Kugel mit Fleisch und Nagel zu berühren. Sie griff danach und wappnete sich, denn bei der Berührung würde ein dämonischer Geliebter erscheinen. Man mußte eben für alles bezahlen, selbst wenn man eine der größten Hexen der Nisibisi war.
    Ihr Nagel kratzte in die oberste Schicht, und zwischen ihren Knien verstofflichte sich kreischend ein Dämon. Ein höllischer Sturm, wie er im ganzen Land als Hexenwetter bekannt war, heulte von Freistatts südlichster Landspitze die rankanische Küste entlang, wo sich das kaiserliche Schiff näherte.
    Und überall bemerkten die Menschen, daß der Sturm selbst für ein Hexenwetter ungewöhnlich heftig war und voll von Lauten, als würde einer Göttin in irgendeinem vergessenen Liebesspiel Gewalt angetan.
    Nichts dergleichen versprach Freistatt Critias, der in schier unirdischer Geschwindigkeit querfeldein geritten war, und zwar mit Tempus und seiner überirdischen Gefährtin Jihan, Tochter jener Urgewalt, die von den Menschen Sturmbringer genannt wurde.
    Der Ritt war nicht die Art von Reise, die Crit zugesagt hätte. Sie war zu schnell gewesen, zu leicht, von zuviel Magie begleitet — oder wie immer man es nennen mochte, wenn nicht Menschen Zauber wirkten, sondern Jihan, Tochter Sturmbringers, des Herrn über Wind und Wellen.
    Nun, da sie die Stadt schon fast erreicht hatten, war es zu spät für Crit, seinem Befehlshaber Fragen zu stellen — ob, wie man munkelte, Abarsis dem Geheimnisvollen wahrhaftig in Therons Schloß erschienen war; weshalb, selbst wenn das stimmte, Tempus seine Kräfte aufgeteilt hatte; sie drei leisteten mehr als die zwanzig Krieger, die Theron auf seiner Seereise begleiteten.
    Aber ehrliche Antworten waren zu dieser Zeit im Rankanischen Reich selten. Und mit Jihan an seiner Seite war Tempus noch geheimnisvoller denn sonst.
    So kam es schließlich, daß sich Tempus auf der Straße der Generale zum Fort am Schimmelfohlenfluß an Crit wandte. »Wir trennen uns nun. Begib dich unter die Schweine in ihren Suhlen, Stiefsohn. Finde Straton und ruft eure Männer im Untergrund zusammen; ich muß noch vor Mitternacht wissen, wo sich Roxane und ihre Machtkugel aufhalten.«
    »Ist das alles?« fragte Crit sarkastisch. Das war nicht respektlos gedacht, aber die Götter flüsterten in des Geheimnisvollen Ohr, nie jedoch sprachen sie zu Crit. Deshalb erschienen ihm solche Befehle, da sie so unerwartet kamen, immer undurchführbar. Trotzdem hatte er den Geheimnisvollen noch nie enttäuscht, so vage seine Anweisungen auch sein mochten.
    Doch diesmal, während sein Fuchs durch den Schlamm des Schimmelfohlenflusses stapfte

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