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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ihn. »Und den Geheimnisvollen. Wir haben von Euch gehört.«
    Da stürmte Isambard, Akoluth und Unterpriester von Molin Fackelhalter, ohne auf seine priesterliche Würde zu achten, durch einen Vorhang herein und rief: »Schnell! Meine Lady! Mein Lord! Im Palast sind tote Schlangen! Es sind mehr Schlangen da, als da sein dürften. Und in der Kinderstube, wo Nikodemus ist — er hat einer der heiligen Schlangen den Schädel abgeschlagen!«
    Eine Armlänge vor Tempus' hielt Isambard erst inne, fiel in panikerfülltes Schweigen, bis sein Herr und Meister das Gemach betrat. Molin Fackelhalter, der stets auf die Würde seiner Stellung und seines Benehmens achtete, dachte gar nicht daran, die Behauptungen seines Akoluthen sogleich zu erklären, sondern musterte die Anwesenden, als wären sie, nicht er, die atemlosen Eindringlinge.
    »Ah, Tempus, endlich wieder in der Stadt?« fragte Freistatts Hierarch mit betont ruhiger Stimme, um die vielfältige Besorgnis zu verbergen, die die unerwartete Anwesenheit dieses Mannes in ihm weckte.
    »Wie Ihr seht.« Tempus empfand nur Verachtung für Priester, vor allem für Fackelhalter. So grinste er und dachte, daß Brachis, sobald er mit Therons Schiff ankam, diesen unerfreulichen, dunkelhäutigen Priester an seinen geeigneten Platz verweisen würde. »Nun, Fackel, Euer Knecht hat offenbar ein Problem. Gewiß gilt das für Euch ebenso, oder?« Er hatte inzwischen sein Schwert gezogen, und auch Jihan hatte ihre Waffe gezückt.
    Kadakithis strich über sein schönes, aber leeres Gesicht, als er fragte: »Was hat das zu bedeuten, Molin? Tote Schlangen? Ist Euch Euer Kult wieder aus der Hand geglitten? Ich sagte Euch doch, daß Nikodemus kein geeigneter Hüter für diese Kinder ist. Ich ...«
    Die Beysa unterbrach ihn. »Zeigt mir diese toten Schlangen, Priester. Und bedenkt, daß ich immer in Betracht ziehe, ob diese Schwierigkeiten nicht etwa von jenen Rankanern verursacht wurden, die sie melden!«
    Inzwischen rannten Tempus und Jihan bereits den Korridor entlang zu den Geheimgängen, die Tempus kannte wie den Rücken seiner Schwerthand oder Jihans weibliche Reize. Diese Gänge führten zu den nahe den Verliesen liegenden Geheimgemächern, in denen sich Niko und die Kinder befanden — von denen einige behaupteten, daß sie mehr als das wären.
    Ischades Haus am Schimmelfohlenfluß war mehr ein Zuhause denn ein Schlupfwinkel, und weniger erschreckend als das Roxanes ein Stück südlicher, aber trotzdem alles andere denn einladend.
    Außer für einige wie Straton, ihren Liebsten, dem sie zur Macht auf Freistatts in Fraktionen aufgeteilten Straßen verhelfen hatte; und für Untote wie Janni und Stilcho (die beide einst Stiefsöhne gewesen waren); sowie für den Zauberlehrling Haught, der von den Hexen lernte, was er nur konnte, und sich bemühte, die Kräfte in seinem Nisibisiblut zu wecken.
    Strat war an diesem Abend noch nicht lange genug bei Ischade, daß eine Kerze hätte niederbrennen können, als Haught, den Straton haßte, durch die Tür geeilt kam.
    Das Gemach war schummerig beleuchtet und farbenprächtig; Edelsteine, Seiden und kostbare Metalle lagen über den Boden verstreut.
    Inzwischen war jedoch Straton das Kostbarste für Ischade — ein Sterblicher mit all seinen Kräften, kein belebter Leichnam oder kleiner Zauberer.
    Ihn konnte Ischade lieben, mehr und mit zärtlicherer Leidenschaft lieben als irgendeinen anderen. Aber sie spürte einen inneren Kampf in ihm, der die Schultern mit Schweiß überzog und die Muskeln zum Zucken brachte. So sehr sie ihn zu halten versuchte, wußte sie doch, daß einmal der Tag käme, an dem es sehr schwer sein würde, Straton zu halten.
    In letzter Zeit, wenn er zu ihr kam, wirkten seine schmalen 145 rankanischen Augen gehetzt, und aus seinem vorgeschobenen Kinn sprach Unentschlossenheit. Und jetzt, da er von ihr hinunterrollte beim Anblick Haughts, des verhaßten, möglichen Nebenbuhlers, langte er nach dem Morgenrock, den sie ihm besorgt hatte, schlüpfte rasch hinein, schnallte sich den Waffengürtel um und stapfte hinaus.
    »Bis du mit ihm fertig bist, kümmere ich mich um mein Pferd.«
    Strat trauerte immer noch um seinen Braunen; den Tod dieses Streitrosses konnte und wollte sie rückgängig machen, wenn sie nur sicher sein könnte, daß Straton die Erkenntnis verkraftete, daß der Tod kein Hindernis für sie war.
    Oh, er hatte Janni gesehen, hatte gesehen, wie Niko einen untoten Partner umarmte. Und Strat hatte nicht gut darauf

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