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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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den Schatten und lächelte wie ihr Vater — mit blitzenden Zähne, doch ohne jeglichen Humor. »Critias ... Freund, du warst zu lange weg und hast wohl getan, was hochgeborene Offiziere in rankanischen Städten tun. Wenn nicht vergangene Fehler zwischen uns wären würde ich mit dir reiten und zu erklären versuchen. Aber du wirst ohnehin bald alles von deinem geliebten Partner erfahren. Was Niko betrifft, wenn du was von ihm willst, er hält sich im Palast auf und spielt Kindermädchen für zwei kleine Knaben, an denen die Priesterschaft interessiert ist.«
    Ehe sein Entsetzen zum Zorn anwachsen konnte, ehe er daran dachte, sein Pferd näher heranzulenken, sie an der Kehle zu fassen und zu schütteln, weil sie Spielchen mit ihm trieb, wich sie in die Schatten zurück. Ein Scharren, gefolgt von einem weicheren Schaben war zu hören, dann leuchtete flüchtig ein Rechteck auf, und als sein Pferd vorwärts tänzelte, waren Kama und der Bursche, den sie Zip genannte hatte, verschwunden — falls sie je dagewesen waren.
    Während er auf seinem plötzlich nervösen Pferd Richtung Labyrinth ritt, verfluchte er sich, weil er so leichtgläubig gewesen war. Es gab überhaupt keinen Beweis, daß es wahrhaftig Kama war! Was er gesehen hatte, mochte genausogut ein Trugbild gewesen sein, ja sogar die Hexe Roxane in Kamas Gestalt. Er hatte sie nicht berührt, nur etwas gesehen, das er für Kama gehalten hatte! Es gab Untote in Freistatt, die noch beinah so aussahen wie im Leben, und einige davon waren Roxanes Sklaven. Allerdings, wenn Kama etwas zugestoßen wäre, hätte Strat es ihn durch einen Kurier wissen lassen. Nun, zumindest hätte der Strat das getan, den er gekannt hatte. Inzwischen konnte Critias die Dinge, deren er sicher war, an den Fingern einer Hand abzählen.
    Aber er würde zum Haus der Vampirfrau reiten, um seinen Partner zu finden. Kamas Behauptungen nagten bereits an seiner Seele. Er mußte die Wahrheit erfahren!
    In Kadakithis' Palast wimmelte es von fischäugigen Beysibern: beysibische Männer, die aufgeputzter als Rankanerinnen aus der Oberstadt oder als Ilsiger Huren waren; weibliche beysibische Soldaten vom Sturmtrupp mit entblößten, bemalten Brüsten und Giftschlangen um Hals oder Arme. Ihre starren Augen riefen bei Tempus Gänsehaut hervor.
    Kadakithis wollte Tempus und Jihan mit Shupansea, seiner beysibischen Liebsten, bekannt machen. Ehe Tempus murmeln konnte, daß er nicht noch mehr Frauen in seinem Leben brauchte, hatte der rankanische Prinz die Frau bereits geholt.
    Jihan, die neben ihm stand, drückte Tempus' Arm, denn sie spürte, was beim ersten Blick zwischen ihrem geliebten Geheimnisvollen und der Herrscherin der Beysiber vor sich ging.
    Für Tempus dämpften sich alle Laute, die Welt verschwamm, eine Leidenschaft erwuchs in seinem Herzen, und in seinem Kopf vernahm er eine Stimme, die er seit Jahren nicht mehr so deutlich gehört hatte: Nimm sie! Für mich! Wirf dich hier und jetzt auf die Schlampe!
    Die Fischaugen der Frau weiteten sich; eine Schlange glitt ihren Arm hinunter. Ihre schönen Brüste waren vergoldet, sie starrten ihn mit ihren 143
    Reizen auffordernd an. Prinz oder nicht, es war allein Jihan, die ihn davon abhielt, zu tun, was Vashanka forderte.
    Was Vashanka forderte? Tempus, der keinem Kampf aus dem Weg ging, wich drei Schritte zurück, als Jihan wisperte: »Geheimnisvoller, mein Geliebter, was ist los? Hat sie dich behext? Ich werde ihr ein Bein nach dem anderen ausreißen ...«
    »Nein, Jihan« murmelte er durch zusammengebissene Zähne in Nisibisisch, der Sprache, die weder der Prinz noch seine Gefährtin verstand. Er befreite sich aus Jihans Griff und rieb die Eindrücke ihrer Finger auf seinem Arm. Die Frosttochter war ihm an Kraft nahezu ebenbürtig. Doch weder er noch sie konnte es mit Vashanka aufnehmen, von dessen Rückkehr Tempus nun überzeugt war. Er war hier — kindischer und unbeherrschter denn je, aber ohne Zweifel anwesend.
    Was das für einen bedeutete, der den Plünderer aufgegeben und sich Enlil unterstellt hatte, um einen Fluch auszugleichen, dessen Wirksamkeit gar nicht mehr so sicher war, vermochte Tempus nicht zu sagen. Kein Zweifel bestand jedoch, daß er bald irgendeine Frau nehmen — diese, falls sich Vashanka durchsetzte — und geweiht in den Dienst des Gottes stellen würde.
    Er trat nun mit seinen besten Manieren vor, wo der Prinz ihn beobachten konnte, und nahm die Hand der Beysa. »Lady Shupansea, man nennt mich Tempus ...«
    Sie unterbrach

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