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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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andere.
    »Wer hat sich die Gehirnscans angesehen?«, fragte er.
    »Ein gewisser Bright. Mr Bright. Das, was mit den jungen Leuten passiert ist, geht auf seine Kappe, nicht auf meine. Irgendetwas interessierte ihn an den Scans und er bat mich um die Adressen und die Patientenakten.« Er zuckte die Achseln, die hilflose Geste eines hilflosen Mannes. »Ich gab sie ihm und damit war die Angelegenheit erledigt.«
    Während sein Kopf schwirrte, wunderte Cass sich auch, warum ihn das eigentlich noch überraschte. Es musste Mr Bright sein, selbstverständlich, schließlich war einfach alles auf Castor Bright zurückzuführen. Der Mann war überall und er war schon immer da gewesen, auch wenn Cass es damals zum Glück noch nicht gewusst hatte.
    »Ich wollte nie in die Akutmedizin gehen«, fuhr Dr. Shearman fort. »Als ich anfing, war das noch mein Plan – es klang so romantisch. Aber ich hatte nicht die Nerven. Ich machte zu viele kleine Fehler, einiges ging schief, nicht gravierend, es gab keine Untersuchungen, aber man runzelte die Stirn. Ich konnte mit dem Druck, das Leben der Patienten in meinen Händen zu wissen, einfach nicht umgehen. Deshalb hielt ich mich jahrelang als Vertretungsarzt über Wasser und ging eigentlich davon aus, irgendwann als praktischer Arzt in einer innerstädtischen Praxis zu enden, wo man nicht allzu wählerisch sein durfte. Ich fand jedoch niemanden, der sich ohne Not mit mir zusammentun wollte. Da begriff ich, dass ich in die Forschung hätte gehen sollen statt in die Allgemeinmedizin – die Funktionsweise des Verstandes hatte mich immer schon mehr interessiertals die des Körpers, aber ich befürchtete, dass es zu spät war. Es gab keine Forschungsstipendien mehr, schon gar nicht für jemanden wie mich.« Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Dann sprach mich Mr Bright an. Ich hätte meinem ersten Instinkt vertrauen und Nein sagen sollen, aber er bot mir die Erfüllung meiner Träume an – finanzielle Unterstützung während des Wiedereinstiegs, ein Forschungslabor …«
    »Bleiben Sie bei der Sache.«
    »Er sagte, ich müsse nur eine Kleinigkeit für ihn erledigen. Ich sollte kurzfristig eine Schicht auf der Entbindungsstation im Portman übernehmen, um der Familie Gray bei der Geburt beizustehen. Das Kind musste innerhalb einer bestimmten Zeitspanne geboren werden, wahrscheinlich würde ich einen Kaiserschnitt machen müssen. Nach der Geburt sollte ich den Jungen zu dem Verwaltungschef des Krankenhauses bringen – einem Mann namens Powell – und das Baby der Grays durch ein totes ersetzen, das mir ins Krankenhaus geliefert würde. Und genau das habe ich getan.
    Das hatte ich alles längst vergessen, bis Mr Bright vor einer Weile zu Encore kam. Er befragte mich zu meinem neuen Forschungsprojekt, und als ich ihm davon erzählte, sagte er, ich solle Studenten nehmen. Ursprünglich hatte ich geplant, mit älteren Erwachsenen zu arbeiten, deren Phobien viel tiefer verwurzelt sind, doch er sagte mir, ich solle am Schwarzen Brett in der Uni dafür werben, mit sehr kleinen Anzeigen.«
    Cass hätte sich treten können, weil er daran nicht gedacht hatte. Mist, er wurde alt – das war eine der ersten Lektionen im Lehrbuch, aber auch Armstrong war nicht darauf gekommen.
    »Mr Bright wollte, dass seine Leute die erste Testhypnosedurchführten« – nachdem Shearman einmal angefangen hatte, war er entschlossen, sich alles von der Seele zu reden – »und dann kam er hin und wieder vorbei und sah sich die Gehirnscans an. Einige fand er interessant, andere nicht – warum, weiß ich nicht. Er hat es mir nicht gesagt und ich habe ihn nicht gefragt. Ich habe ihm nur die Adressen und die Patientenakten gegeben und angekündigt, wann der sechswöchige Kurs jeweils vorbei sein würde. Wenn den Studenten etwas passiert ist, dann erst lange nachdem sie hier weg waren! Er war mein Chef, ihm verdanke ich alles.«
    »Und all das als Gegenleistung für den Diebstahl eines Babys.«
    »Woher wissen Sie das überhaupt?«, fragte Dr. Shearman. Er war völlig überfordert und mit seiner Weisheit am Ende. Das war eigentlich immer schon so gewesen, aber an diesem Tag wurde es ihm endgültig klar.
    »Ich weiß eine ganze Menge«, erwiderte Cass. »Zum Beispiel weiß ich, dass Sie als Einziger von denen, die in die Angelegenheit jener Nacht verwickelt waren, noch leben.«
    Dr. Shearman riss die Augen auf. Er hatte an diesem Tag offenbar noch keine Nachrichten gehört. Und wahrscheinlich hatte er Dr. Gibbs gar nicht

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