Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
ich krank bin, Mr Bellew, bin ich noch lange kein Narr. Sie wollen dafür sorgen, dass uns vergeben wird? Sie wollen uns nach Hause bringen ?«, schnauzte er ihn an. »Wohl kaum.«
    »Sie haben mich betrogen!« Mr Bellews Arroganz war wie weggewischt. Wut trat an ihre Stelle.
    »Langsam, langsam, Mr Bellew«, sagte Mr Bright, »Betrüger sind wir doch alle. Jetzt gucken Sie nicht so erstaunt.Nun stellt sich nur die Frage«, und er lächelte, »ob Sie ohne Gegenwehr mitkommen?«
    »Niemals.« Der große Mann richtete sich auf und seine Augen sprühten reines Gold.
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Nach einem kurzen Augenblick der Stille – und ohne Vorwarnung – nahmen sie Gestalt an . Drei flogen auf einen zu und ihr Zorn war fürchterlich.

    Cass ließ seinen Wagen vor dem skelettartigen Rohbau stehen und rannte hinein. Im Erdgeschoss war niemand.
    »Mr Bright?«, brüllte er. Um seine Sicherheit machte er sich keine Gedanken mehr. Was Mr Bright auch mit ihm vorhaben mochte, der Mann hatte mehr Spaß daran, ihn zu quälen, als ihn zu töten. »Mr Bright? Ich weiß, dass Sie hier sind!« Im leeren Raum schickte das Echo seine Worte wie Geister zu ihm zurück, als er die Treppe zu seiner Rechten hinauflief. Sie bestand aus Betonblöcken ohne Geländer und er nahm zwei Stufen auf einmal. Doch als plötzlich ein Windstoß wie rasend auf ihn zukam, stemmte er sich dagegen.
    »Mr Bright?«, rief er noch mal, bog um die Ecke und lief die letzten zwanzig Stufen in die erste Etage hinauf. Lichter tanzten die Treppe herunter auf ihn zu; ihm wurde kalt ums Herz. Solomon. Solch ein Licht hatte er seit Mr Solomons Tod nicht mehr gesehen. Schweißnass klebte das Hemd an seinem Rücken und Cass erklomm die letzten Stufen deutlich langsamer. Dennoch zuckte er zusammen, als er im ersten Stock ankam und von der Herrlichkeit getroffen wurde. Ihm ging die Puste aus und er legte einen Arm über die Augen, um sie vor dem grell gleißenden Licht zu schützen, das über der weiten Fläche des unvollendeten Geschosses lag. Schattierungen von Gold, Weißund Rot zuckten hin und her, ein Wirbelsturm aus Farben, die es in dieser Schärfe und Klarheit gar nicht geben konnte, und darin verborgen waren Flügel und Zähne, Sehnen und Blut. Ein Sturm raste durch das Gebäude und schlug Cass nieder, tosend vom zornigen Wüten der Schlacht.
    Und dann war es auf einmal vorbei. Der Sturm legte sich. Die Farbe schlich sich aus der Welt und eine Sekunde lang sah Cass nur noch die Schatten der Formen als schwarze Punkte. Es war totenstill. Als er sich aufrappelte, knatterten hinter ihm leise die Planen.
    Vier Männer standen in der Mitte der Etage: Ein dunkelhaariger, breitschultriger Mann mit dunklen Haaren hatte eine tiefe Wunde, die sich über die Wange zog. Sein zerrissenes Hemd war blutgetränkt. Zwei schlankere jüngere Männer standen rechts und links von ihm. Ihre Anzüge waren makellos, doch sie waren ein wenig rot im Gesicht. Ihre Augen leuchteten golden. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit dachte Cass nicht: Es gibt kein Leuchten. Wozu auch? Das hieße, sich selbst zu belügen, und damit war er ein für alle Mal fertig.
    »Ich fürchte, ich habe keine Zeit für eine längere Unterhaltung.« Mr Bright lächelte Cass mit seinen vollkommenen weißen Zähnen an. Er wirkte ganz entspannt. »Ich muss hier eine Kleinigkeit regeln.«
    »Sie haben mich reingelegt«, knurrte Cass. Sein Gesicht brannte.
    »Ich habe dich befreit .« In der Ferne heulte eine Sirene. »Du bist nicht dazu gemacht, dich an diese Regeln zu halten. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muss gehen. Außerdem bekommst du Besuch.«
    Cass hob die Pistole. Das Arschloch würde jetzt nirgends hingehen. Noch nicht.
    »Wir wissen, glaube ich, beide, dass du damit nicht weitkommst.« Mr Brights Lachen war wie ein kühler Bach an einem Sommertag.
    »Wir hatten eine Vereinbarung. Wo ist Luke? Warum haben Sie ihn entführt?«
    »Ach ja, unsere Vereinbarung, die hätte ich bei all der Aufregung beinahe vergessen. Ich habe Luke nicht entführt. Er wurde mir übergeben.«
    »Sie lügen.«
    »Ich habe es nicht nötig, jemanden anzulügen, Cass, und dich schon gar nicht.« Seine Augen funkelten. »Glaubst du etwa, du wärst der einzige Jones, der sich auf einen Handel mit mir eingelassen hat?«
    Cass runzelte die Stirn, seine Haut wurde ganz kalt. Jessica und Christian hätten ihr Baby nicht weggegeben – das war ganz und gar unmöglich. Dafür waren sie viel zu gut gewesen.

Weitere Kostenlose Bücher