Die Farben der Freundschaft
Wort verstand.
» Gister het ek in a groot veg met my ma gekry.«
»Werklik! Dit is nie so goed nie!«
»Wag vir my – ek moet my boeke in die klaskamer sit!«
»Maak gou!«
»En my pa was nie tuis nie.«
»Het julle die lekker meisies van Barnard gesien? Yirra, mooi, man!«
Was ich dem Wortschwall entnehmen konnte, war, dass jemand Streit mit seiner Mutter gehabt hatte, dass eine Schülerin ihre Freundinnen bat zu warten, während sie ihre Bücher wegbringen wollte; und ein paar Steunmekaar-Jungen fanden, dass wir Mädchen von der Barnard High toll aussahen.
Die Schüler und Schülerinnen der Steunmekaar-Schule unterschieden sich in ihrem Äußeren nicht sehr von uns. Adrette Frisuren, gepflegte weiße Zähne. Ein paar blonde Kurzhaarschnitte mehr bei den Jungen, ein paar straff geflochtene Zöpfe mehr bei den Mädchen, aber alles in allem waren sie unsere Pendants. Reiche Kinder aus reichen Familien.
Manche besaßen die charakteristischen Merkmale ihrer holländischen Vorfahren: kurze Nasen und rosige, dicke Wangen. Es war eine stattliche Versammlung blaublütiger Afrikaander, die mit Stolz Namen wie Van Niekerk und Van Rensburg trugen.
Während ich auf der Tribüne Platz nahm, sah ich den Rücken ihres Mannschaftskapitäns, der in seinen schwarzen Shorts und dem schwarz-rot gestreiften Trikot gerade quer über den Platz auf Desmond zuging. Desmond war unser Kapitän, da der Gedrängehalbspieler normalerweise auch die Mannschaft anführte. Instinktiv fragte ich mich, ob der Kapitän der Steunmekaar-Schule auch so arrogant und borniert war wie Desmond.
»Mann, ist der süß, obwohl er Afrikaander ist!« Janice Harris stieß mich mit ihrem dicken Arm an, als wir nebeneinander auf der Tribüne saßen. Sie war eines der weniger gut aussehenden Mädchen, das von Desmond ignoriert worden war und nun, seit die Fronten geklärt waren und Monica mich im Stich gelassen hatte, schnell meine neue Gefährtin geworden war.
»Kann ich so nicht sagen.« Ich versuchte, gleichgültig zu klingen.
»Weißt du, ich bin ihm auf dem Gang begegnet, als ich die Toiletten gesucht habe.« Sie wedelte mit dem Flyer, auf dem die Namen der Spieler beider Mannschaften aufgelistet waren. »Fast hätte ich mein Karamellbonbon verschluckt! So blaue Augen hast du noch nicht gesehen!« Sie hielt mir den Zettel unter die Nase und tippte mit ihrem pummeligen Finger auf eine Stelle. »Johann Duikster!« Dabei schnalzte sie mit der Zunge, als wolle sie etwas Süßes, Köstliches beschreiben.
Die Gelegenheit zu einem ersten richtigen Blick auf Johann Duikster bekam ich, als er an der Seitenlinie Desmond die Hand gab und dem Schiedsrichter mit einem Nicken signalisierte, die Münze zu werfen, die entscheiden sollte, welche Mannschaft die Spielfeldseite wählen durfte.
Er war groß, hatte blondes Haar, das ihm wirr über die Augen hing, eine Adlernase über den vollen Lippen und ein vorspringendes Kinn, was ihm ein sehr selbstsicheres Aussehen verlieh.
An die folgenden Minuten kann ich mich nicht erinnern; ich weiß nicht, ob die Schüler auf der voll besetzten Tribüne begeistert applaudierten, als beide Teams auf den Platz liefen, oder ob es Kriegsgeheul war, das frenetisch von beiden Seiten kam. Ich weiß nur, dass mein Bauch plötzlich Achterbahn fuhr und das Schlingern erst aufhörte, als Johann sich abwandte und seinen Teamkameraden mit hochgerecktem Daumen zu verstehen gab, dass die Münze zu ihren Gunsten gefallen war.
War es ein spannendes Spiel? Gab es blutige Nasen oder Knochenbrüche? Wurde es im Lauf des Nachmittags wärmer oder kälter? Ich weiß es nicht. Ich hatte nur Augen für den einen, der alle meine Sinne ausfüllte, der die Welt um mich herum verschwimmen und verblassen ließ. Nichts in meinem Leben hatte mich je auf diesen Augenblick vorbereitet, auf dieses jäh auflodernde Feuer in meinem Bauch, auf die Glut, die durch meine Adern schoss.
Johann und ich begegneten einander nicht an diesem Nachmittag. Unsere Mannschaft verlor gegen Steunmekaar 14:13 in einem emotionsgeladenen spannenden Match. Während die Spieler beider Mannschaften einer nach dem anderen vom Platz gingen und das Triumphgeschrei der Steunmekaar-Schüler zum frühabendlichen Himmel aufstieg, erhaschte ich einen letzten Blick auf ihn: Das orangegoldene Licht der Dämmerung ließ seine blonden Haare leuchten, während sich seine Teamkameraden um ihn drängten und ihn vor Begeisterung fast zerquetschten. Ich freute mich, dass seine Mannschaft
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