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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kobold und schloß die Klappe. Rincewind hörte leises Grummeln und dann dumpfes Kratzen, wie von einem Stuhl, der über den Boden gezogen wurde.
    »Zweiblum…«, begann er und sah auf.
    Der Fremde war verschwunden. Rincewind richtete den Blick auf die Zuschauer und spürte dabei, wie ihm prickelndes Entsetzen über den Rücken kroch. Eine Sekunde später berührte ihn jemand am Rücken.
    »Dreh dich ganz langsam um!« murmelte jemand. Die Stimme klang wie schwarze Seide. »Eine falsche Bewegung, und du kannst dich von deinen Nieren verabschieden.«
    Das Interesse des Publikums wuchs, als sich aufregende Ereignisse ankündigten.
    Rincewind kam der Aufforderung nach und spürte dabei, wie ihm eine Schwertspitze über die Rippen kratzte. Am anderen Ende der Klinge erkannte er Stren Withel – Dieb, Halsabschneider und mürrischer Kandidat für den Titel des gemeinsten Mannes auf der ganzen Scheibenwelt.
    »Hallo«, sagte er nervös. Einige Meter entfernt sah er, wie zwei unsympathische Burschen den Deckel der Truhe hoben und auf Goldbeutel deuteten. Withel lächelte, und sein zernarbtes Gesicht wirkte keineswegs attraktiver.
    »Ich kenne dich«, brummte er. »Ein Gossenzauberer. Was ist das?«
    Rincewind beobachtete, daß der Truhendeckel zitterte, obwohl überhaupt kein Wind wehte. Und er hielt noch immer den Bildkasten in der Hand.
    »Dies hier?« fragte er munter. »Damit kann man Bilder anfertigen. He, lächle weiterhin, in Ordnung?« Er wich zurück und hob den Ikonographen.
    Withel zögerte kurz. »Wie bitte?« knurrte er.
»Ja, so ist es richtig«, sagte Rincewind. »Bitte recht freundlich!« Der Dieb starrte ihn groß an, fluchte und holte mit dem Schwert aus.
    Irgend etwas schnappte, und zwei Schreie ertönten. Rincewind drehte sich nicht um – aus Furcht davor, schreckliche Dinge zu sehen. Als Withel erneut nach ihm Ausschau hielt, hatte er bereits die andere Seite des Platzes erreicht und beschleunigte noch immer.

    D er Albatros kam langsam und in einem weiten Bogen herab, schlug nicht besonders elegant mit den Flügeln, verlor dabei ein paar Federn und landete schließlich auf der Plattform im großen Garten des Patriziers.
    Der Vogelhüter – er döste in der Sonne und rechnete an diesem Tag nicht mit einem zweiten Fernbrief – sprang auf und griff nach der Nachrichtenkapsel.
    Einige Sekunden später rannte er durch die Flure des Palastes, hielt die kleine Phiole in der einen Hand und saugte an einer häßlichen Schnabelwunde in der anderen. Er verdankte sie eine fatalen Mischung aus Überraschung und Sorglosigkeit.

    R incewind lief durch eine Gasse und achtete nicht auf die wütenden Schreie im Bildkasten. Als er eine hohe Mauer erkletterte, flatterte sein Umhang wie das Gefieder einer zerzausten Dohle. Er landete im Vorhof eines Teppichgeschäfts, brachte sowohl Waren als auch Kunden durcheinander, verteilte Entschuldigungen, hastete durch den Hinterausgang, schlitterte in eine andere Gasse, blieb unversehens stehen und versuchte das Gleichgewicht zu wahren, um nicht in den Ankh zu fallen.
    In manchen Legenden ist von mystischen Flüssen die Rede: Angeblich genügt ein Tropfen von ihnen, um einem Mann das Leben zu stehlen. Nach seiner von Dreck, Unrat und vielen anderen Dingen begleiteten Reise durch die Zwillingsstadt hätte der Ankh einer von jenen Strömen sein können.
    Die wütenden Schreie in der Ferne gewannen den schrillen Klang des Entsetzens. Rincewind sah sich verzweifelt nach einem Boot um und suchte dann nach Halt an den glatten hohen Mauern zu beiden Seiten.
    Er saß in der Falle.
Der Zauberspruch in Rincewinds Gedächtnis entwickelte ein magisches Eigenleben und drängte sich in sein Bewußtsein. Es wäre falsch zu sagen, daß der Zauberer ihn gelernt hatte – eher verhielt es sich umgekehrt. Jener Vorfall hatte dazu geführt, daß man Rincewind aus der Unsichtbaren Universität verbannte: Um eine Wette zu gewinnen, wagte er es, die letzte noch existierende Ausgabe eines Buches zu öffnen, das als Grimoire des Schöpfers galt und den Namen Oktav trug. Natürlich wartete er damals, bis der Bibliothekar fortging, aber wie sich kurz darauf herausstellte, drohten noch ganz andere Gefahren. Der Zauberspruch sprang von der Seite und fraß sich tief in Rincewinds Ich – selbst die fähigsten Spezialisten der medizinischen Fakultät brachten es nicht fertig, ihn aus dem Selbst des neugierigen Studenten zu locken. Darüber hinaus konnten sie nicht herausfinden, um welchen Zauberspruch es

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