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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mußt mir genug Zeit geben, um gründlich nachzudenken.«
    Die Kiste wich langsam zurück. Der Zauberer nutzte die Gelegenheit, um sich vom Fluß zu entfernen, nahm Platz und lehnte den Rücken an eine Mauer. Auf der anderen Seite des breiten Stroms glühten die Lichter von Ankh.
    »Du bist Zauberer«, sagte der Bilderkobold. »Bestimmt fällt dir eine Möglichkeit ein, um Zweiblum zu finden.«
    »Ich fürchte, meine magischen Fähigkeiten sind begrenzt.«
    »Droh den Leuten einfach damit, sie in Würmer zu verwandeln«, fügte der Kobold ermutigend hinzu und überhörte Rincewinds letzte Bemerkung.
    »Nein, für thaumaturgische Metamorphosen ist ein Zauberspruch der Achten Stufe notwendig. Ich habe meine Ausbildung nicht beendet und kenne nur eine magische Formel.«
    »Vielleicht genügt sie.«
    »Das bezweifle ich«, winkte Rincewind hoffnungslos ab.
»Wie wirkt sie?«
    »Keine Ahnung. Und ich möchte auch gar nicht darüber reden.« Er seufzte. »Ehrlich gesagt: Zaubersprüche nützen kaum etwas. Es dauert drei Monate, um sich einen einfachen zu merken, und wenn man ihn ausspricht – puff! Dann ist er weg. Das finde ich so absurd an der ganzen Magie. Man verbringt zwanzig Jahre damit, einen Zauberspruch zu lernen, der nackte Jungfrauen im eigenen Schlafzimmer erscheinen läßt. Aber dann ist man halb blind vom Studium alter Grimoires, und Quecksilberdämpfe haben einen so sehr vergiftet, daß man nicht mehr weiß, was als nächstes kommt.«
    »Aus dieser Perspektive habe ich das noch nie gesehen«, sagte der Kobold.
»Irgend etwas stimmt nicht. Als Zweiblum erzählte, im Achatenen Reich gäbe es eine bessere Art von Magie, da dachte ich… Ich dachte…« Der Homunkulus sah ihn erwartungsvoll an. Rincewind fluchte lautlos. »Nun, wenn du's unbedingt wissen willst: Ich dachte, er meinte keine Magie. Zumindest keine richtige.«
    »Wovon könnte er denn sonst gesprochen haben?«
Rincewind kramte in den verstaubten Ecken seines Vokabulars und suchte nach den richtigen Worten. »Nun…«, begann er unsicher. »Bessere Methoden, um bestimmte, äh, Dinge zu erledigen. Etwas, das Sinn hat. Zum Beispiel…, das Anschirren von Blitzen oder so.«
    Der Homunkulus bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick.
    »Blitze sind Speere, die von den Donnerriesen im Kampf geschleudert werden«, entgegnete er sanft. »Eine meteorologische Tatsache. So etwas kann man nicht anschirren.«
    »Ja«, gestand Rincewind kummervoll ein, »das ist der Haken daran, nicht wahr?«
    Der Kobold nickte und verschwand in den Tiefen des Ikonographen. Kurze Zeit später roch Rincewind bratenden Schinken. Er wartete, bis es sein Magen einfach nicht mehr aushielt und klopfte dann an den Bildkasten. Der Homunkulus öffnete die kleine Tür.
    »Ich habe über deinen Hinweis nachgedacht«, sagte das winzige Wesen, bevor der Zauberer den Mund öffnen konnte. »Selbst wenn es möglich wäre, ihnen Geschirre anzulegen – wie soll man sie dazu bringen, einen Karren zu ziehen?«
    »Was? Wovon redest du da?«
    »Blitze. Sie zucken vom Himmel herab. Nach unten, um ganz genau zu sein. Aber wer will schon, daß man seinen Karren nach unten zieht? Außerdem: Wahrscheinlich würden sie sich durch die Riemen brennen.«
    »Blitze sind mir völlig schnuppe! Wie soll ich mit einem leeren Magen denken?«
    »Ich habe immer angenommen, man denkt mit dem Kopf. Nun, vielleicht hilft es, wenn du etwas ißt.«
    »Wie denn? Wenn ich mich bewege, spannt die verdammte Truhe ihre Mus… ihre Angeln.«
    Die Kiste nahm diese Bemerkung zum Anlaß, den Deckel zu heben. »Siehst du?«
    »Keine Angst, sie will dich nicht beißen«, sagte der Kobold. »Sie möchte dir nur etwas zu essen geben. Verhungert nützt du ihr nichts.«
    Rincewind spähte in die dunklen Tiefen der Truhe, und tatsächlich: In dem Durcheinander aus diversen Behältern und Goldbeuteln entdeckte er mehrere Flaschen und mit Ölpapier umwickelte Päckchen. Er lachte nervös, suchte auf der Mole, bis er ein genügend langes Stück Holz fand, rammte es so höflich wie möglich in die Lücke zwischen Klappe und Kiste, streckte dann rasch die Hand aus und griff nach einem der kleinen Pakete.
    Es enthielt Kekse – so hart wie Diamantholz.
»Ferdammter Mift«, brummte der Zauberer und fürchtete, den einen oder anderen Zahn verloren zu haben.
    »Kapitän Achtpanthers Roggenplätzchen«, sagte der Kobold. Er lehnte noch immer in der Tür des Bildkastens. »Sie haben vielen hungrigen Seeleuten das Leben gerettet, jawohl.«
    »Oh,

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