Die Farben der Sehnsucht
den Unstimmigkeiten mit Jordan und auch davon, was in der vergangenen Woche geschehen war.
„Du darfst nicht zulassen, dass Jacqueline und Susan dich so behandeln“, rief Colette aus.
„Das sagst du so leicht“, murmelte Alix. Es war schließlich nicht so, als hätte sie es nicht versucht.
Ein kurzes Schweigen folgte, bevor Colette fragte: „Du stehst Jacqueline sehr nahe, nicht wahr?“
Alix nickte. Zumindest hatte sie ihr einmal sehr nahe gestanden. Doch in letzter Zeit war sie sich nicht mehr so sicher, ob es immer noch so war. Jacqueline stellte sich schützend vor sie und war in mancher Hinsicht eine Fürsprecherin, wofür Alix ihr sehr dankbar war – doch wenn es um diese Hochzeit ging, hatte sie einen eisernen Willen. Sie hatte mehr als deutlich gemacht, dass sie die Expertin auf dem Gebiet gesellschaftlicher Ereignisse war und ihre Ideen und Vorschläge tunlichst nicht ignoriert werden sollten.
„Sprich von Angesicht zu Angesicht mit ihr“,schlug Colette vor. „Erinnere sie daran, dass es dein e Hochzeit ist. Sag ihr, dass du alles, was sie getan hat, zu schätzen weißt, aber dass du das Gefühl hast, dass es bei dieser Hochzeit nicht mehr um dich, nicht mehr um euch geht.“
Colette hatte recht. Allein die Erwähnung der Hochzeit ließ sie im Augenblick schon zusammenzucken. So konnte es nicht weitergehen. Alix hatte sich mit Jordan und mit so ziemlich jedem anderen, der in die Hochzeit involviert war, zerstritten. Es war an der Zeit, ein paar Unstimmigkeiten aus der Welt zu schaffen …
Nachdem sie ihre Gläser geleert hatten, ging Colette los, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen. Alix nahm den Bus nach Hause.
Da das Gästehaus sich hinter dem Haupthaus in der Nähe der Garage befand, merkte Alix sofort, dass beide Autos in der Auffahrt standen. Reeses Golfschläger lehnten an seinem Kofferraum.
Alix wusste, dass sie jetzt , noch an diesem Tag, mit Jacqueline reden musste. Diese Hochzeit war ihr persönliches Fest – und auch wenn sie schätzte, was die Donovans und die Turners für sie taten, konnte sie doch nicht länger schweigen.
Sie klopfte an die Hintertür und betrat das Haus. Reese saß am Küchentisch, eine Tasse Kaffee in der Hand und die aufgeschlagene Zeitung vor sich. Er lächelte Alix an.
„Wie geht es der zukünftigen Braut?“, fragte er, wie immer gut gelaunt.
Alix zuckte die Schultern und warf ihm statt einer Antwort ein schiefes Lächeln zu. „Reese, ich muss mit Jacqueline sprechen.“
„Sie telefoniert in meinem Arbeitszimmer“, sagte er.
Typisch. Jacqueline hatte mehr Freunde und Bekannte als jeder andere, den Alix kannte. „Ist es in Ordnung, wenn ich hier warte?“
„Selbstverständlich.“ Reese warf einen Blick auf seine Uhr. „Ich habe in einer halben Stunde eine Verabredung zum Golfen. Macht es dir etwas aus, wenn ich dich hier allein lasse?“
„Überhaupt nicht.“
Reese erhob sich und nahm seinen Pullover. „Nimm dir einen Kaffee, wenn du magst“, bot er an.
„Danke, aber ich hatte gerade schon einen.“
Reese wandte sich zum Gehen, winkte Alix noch einmal unbeschwert zu, und sie wünschte ihm viel Glück für das Spiel.
Da sie eine Zeit lang als Haushälterin für die Donovans gearbeitet hatte, faltete Alix ganz automatisch die Zeitung zusammen und stellte Reeses Tasse in die Spülmaschine. Während sie auf Jacqueline wartete, wischte sie mit einem Tuch über die Anrichte. Dann beschloss sie spontan, ihre Freundin wissen zu lassen, dass sie im Haus war und mit ihr reden wollte. Sie wollte sie nicht drängen – Jacqueline sollte ruhig so lange telefonieren, wie sie wollte. Tatsächlich hatte Alix, je länger Jacqueline telefonierte, ja umso mehr Zeit, sich auf das Gespräch vorzubereiten. Sie versuchte, in dem Gespräch keinen Showdown zu sehen – es war nur eine ganz normale, aber unbedingt notwendige Diskussion unter Freundinnen.
Als sie den Flur entlang zum Arbeitszimmer ging, konnte Alix Jacqueline sprechen hören – und hielt inne, als ihr Name genannt wurde.
„Ich kann nicht glauben, dass du so etwas vorschlägst“, sagte Jacqueline und klang wütend.
Alix erstarrte. Eigentlich hatte sie keine private Unterhaltung belauschen wollen. Doch als sie ihren Namen hörte, konnte sie sich nicht einfach umdrehen und gehen.
Einen Moment später begriff sie, dass die Person am anderen Ende der Leitung niemand anders war als Susan Turner.
„Jordan hat doch keine Bedenken, oder?“, fragte Jacqueline, die offenkundig
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