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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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Reiseführer über Australien. Zähneknirschend legte sie noch ein Buch über Hochzeiten auf den Stapel.
    Anne Marie aus dem Blossom Street Buchladen bot noch immer ihren Leseclub an, den sie am Anfang des Monats ins Leben gerufen hatte. Das Buch, das im April besprochen werden sollte, war der neueste Thriller aus der Feder des Autors Brad Metzler. Colette, die auch am Leseclub teilnahm, hatte ihre Ausgabe des Buches bereits gelesen und angeboten, Alix das Buch zu leihen.
    Mittlerweile war es Nachmittag, und Alix musste unbedingt etwas essen. Also entschloss sie sich, im French Caf é vorbeizuschauen, wo sie einen Mitarbeiterrabatt bekam.
    Als sie das Café betrat, waren die meisten Leute, die zu Mittag gegessen hatten, bereits gegangen. Sie trat an den Tresen, unterhielt sich kurz mit Julie und bestellte dann ihr Lieblingssandwich mit Truthahnbrust sowie einen Becher Kaffee.
    Alix sah sich im Café um und erblickte Colette, die in der hintersten Ecke saß. Sie hatte ihr Strickzeug mitgebracht und schien ganz darauf konzentriert zu sein. Alix rang mit sich, ob sie hingehen und Hallo sagen sollte oder nicht. Während der Unterrichtsstunden im Wollladen war Colette meistens sehr schweigsam. Sie wirkte traurig und irgendwie bedrückt, obwohl sie nie unhöflich oder unfreundlich war. Alix hatte bisher nicht die Gelegenheit bekommen, sie näher kennenzulernen – sie hatten einen schlechten Start erwischt. Und sie selbst gab sich dafür die Schuld.
    Vielleicht war es doch besser, sie nicht zu stören?
    Als Alix schließlich auf einen leeren Tisch zusteuerte, blickte Colette auf und lächelte ihr zu.
    „Macht es dir etwas aus, wenn ich mich zu dir setze?“, fragte Alix spontan.
    „Natürlich nicht.“ Colette legte ihr Strickzeug beiseite und seufzte hörbar. „Sag mir noch einmal, dass das hier entspannend sein soll!“
    „Das wird es irgendwann werden“, versprach Alix und ließ sich Colette gegenüber auf einen Stuhl sinken. „Hab Geduld. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich mein erstes Projekt neu anfangen musste. Es gab Tage, an denen ich den ganzen Krempel einfach hinschmeißen wollte.“
    „Aber du hast durchgehalten“, murmelte Colette.
    „Und ich bin froh darüber.“ Das Stricken zu erlernen hatte sich als der Wendepunkt ihres Lebens herausgestellt. Damals hatte sie sich etwas beweisen müssen. Und dabei nicht aufzugeben schenkte Alix das Vertrauen und die Stärke, auch in anderen Lebensbereichen den Mut nicht zu verlieren. „Mir ist es auch nicht leichtgefallen. Zuerst dachte ich, es läge daran, dass ich Linkshänderin bin. Aber Lydia hat mir erklärt, dass beim Stricken beide Hände gebraucht werden – es zählte also nicht mehr als Entschuldigung. Sie hat es so oft wiederholt, dass ich es schließlich geglaubt habe. Nach einer Weile hatte ich den Dreh raus. Ich habe die Babydecke fertiggestellt und sogar einen Pullover für Jordan gestrickt. Okay, der Ausschnitt ist vielleicht ein bisschen unordentlich geraten, doch er trägt ihn heute immer noch.“ Ein Lächeln huschte über Alix’ Gesicht, als sie an ihren Verlobten in dem Pullover dachte. Den Pulli zu tragen war ein echter Liebesbeweis von Jordan. Alix hatte ihr Werk wieder auftrennen und noch einmal von vorn beginnen wollen, aber Jordan hatte das nicht zugelassen. Die Wolle war unfassbar teuer gewesen. Alix hätte sich die Knäuel niemals allein leisten können. Doch Carol Girard, eine Teilnehmerin des Strickkurses, hatte ihr die Wolle überlassen. Sie hatte dafür kein Geld haben wollen. Diese Großzügigkeit war für Alix eine ganz neue Erfahrung gewesen, die sie niemals vergessen hatte.
    „Ich werde auch nicht aufgeben“, sagte Colette, und in ihrer Stimme schwang so etwas wie neu gewonnene Entschlossenheit.
    Nachdem Alix einen Schluck Kaffee genommen hatte, fuhr sie fort: „Wenn mich etwas bedrückt, hilft es mir, mich hinzusetzen und zu stricken. Denn wenn es mir gelingt, auch nur für ein paar Minuten abzuschalten, kann ich das, was mich belastet, meist für mich klären.“
    „Oh.“ Colette ließ die Schultern hängen. „Mir hilft das Stricken nicht wirklich“, murmelte sie und starrte auf ihre Stricknadeln. „Ich sollte es vielleicht besser bis übermorgen liegen lassen. Wenn ich diese Reihe wieder auftrennen muss, ist das Garn bald total ausgefranst.“
    Alix betrachtete Colette und bemerkte, dass sie die Stirn gerunzelt hatte. Colette griff nach ihrer Teetasse und umklammerte nervös den zierlichen Henkel. Alix fürchtete,

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