Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
Vom Netzwerk:
Chattisbourne zu Tossie. »Reverend Arbitage hat uns alles darüber erzählt.«
    »O nein!« sagte Tossie. »Mr. St. Trewes brachte mir meine arme verirrte Prinzessin Arjumand zurück. Mr. Henry ist nur ein Freund von ihm.«
    »Aha«, sagte Mrs. Chattisbourne. »Ich bin so erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Henry. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen meinen Blumengarten vorstelle.«
    Ich hatte mich in den letzten Tagen so daran gewöhnt, daß jemand Unverständliches zu mir sagte, daß ich nicht einmal mit der Wimper zuckte.
    Sie führte mich zur Treppe. »Das sind meine Töchter, Mr. Henry«, sagte sie, der Reihe nach auf sie zeigend. »Rose, Iris, Pansy und Eglantine, meine Jüngste. [54] Mein holdes, eigenes Blumengebinde und Brautstrauß für…« – sie drückte meinen Arm – »für vier glückliche Gentlemen.«
    Die Mädchen kicherten, als ihre Mutter ihre Namen sagte und noch einmal am Ende, als sie den Brautstrauß erwähnte.
    »Soll ich im Salon Erfrischungen servieren?« fragte Finch. »Miss Mering und Mr. Henry sind von ihrem Spaziergang sicher erschöpft.«
    »Wie wunderbar von Ihnen, daran zu denken, Finch«, sagte Mrs. Chattisbourne und lenkte mich zu der Tür rechts. »Finch ist der beste Butler, den man sich vorstellen kann«, fuhr sie fort. »Er denkt einfach an alles.«
    Der Salon der Chattisbournes glich haargenau dem Wohnzimmer der Familie Mering, war aber floral ausgestattet, der Teppich mit einem Lilienmuster durchwirkt, die Lampen mit Vergißmeinnicht und Narzissen dekoriert. Auf einem Tisch mit Marmorplatte in der Mitte des Salons stand eine mit Mohnblumen bemalte Vase mit rosa Pfingstrosen.
    Er war auch genauso mit Mobiliar vollgestopft wie das Zimmer der Merings, so daß die Bitte, mich zu setzen, den Auftakt zu einem Slalomlauf durch ein Labyrinth von Hyazinthen und Dotterblumen zu einem Stuhl hin bildete, dessen Bezug mit äußerst realistisch aussehenden dornigen Rosen bestickt war.
    Ich setzte mich behutsam darauf, aus Angst, gestochen zu werden, und Mrs. Chattisbournes Töchter nahmen kichernd mir gegenüber auf einem Blumensofa Platz.
    Im Laufe des Vormittags merkte ich, daß sie, abgesehen von Eglantine, der Jüngsten, die ungefähr zehn Jahre alt war, die ganze Zeit und buchstäblich über alles, was gesagt wurde, kicherten.
    »Finch ist ein richtiges Juwel!« sagte Mrs. Chattisbourne beispielsweise, worauf sie kicherten. »So tüchtig! Er weiß alles bereits, bevor wir selbst wissen, daß wir es wünschen. Nicht wie unser früherer Butler, dieser – wie war noch sein Name, Tossie?«
    »Baine«, sagte Tossie.
    »Ach ja, Baine.« Mrs. Chattisbourne rümpfte die Nase. »Zwar ein passender Name für einen Butler, wenn ich auch immer dachte, es ist nicht der Name, der einen Butler macht, sondern die Ausbildung. Baines Ausbildung war angemessen, aber schwerlich perfekt. Er las ständig Bücher, wie ich mich entsinne. Finch liest niemals«, sagte sie stolz.
    »Wo haben Sie ihn entdeckt?« fragte Tossie.
    »Das ist das Erstaunlichste an der ganzen Sache«, sagte Mrs. Chattisbourne (Kichern). »Ich brachte gerade dem Vikar unsere Frisierkommodendeckchen für das Kirchfest, als Finch dort im Salon saß. Wie es aussah, war er bei einer Familie beschäftigt gewesen, die nach Indien gegangen ist, und er konnte sie nicht begleiten, weil er allergisch auf Curry ist.«
    Allergisch auf Curry? Soso.
    »›Kennen Sie niemanden, der einen Butler braucht?‹ fragte mich der Vikar. Können Sie sich das vorstellen? Es war Schicksal.« (Kichern).
    »Ist das nicht recht waghalsig gewesen?« fragte Tossie.
    »Oh, Thomas beharrte natürlich darauf, Finch eingehend zu befragen, und er konnte die allerbesten Reverenzen vorweisen.«
    Zweifellos alle von Familien, die nach Indien gegangen waren, dachte ich.
    »Ich sollte deiner Mutter eigentlich böse sein, Tossie, weil sie mir…« – Mrs. Chattisbourne runzelte die Stirn -»… jetzt habe ich den Namen schon wieder vergessen…«
    »Baine«, sagte Tossie.
    »Weil sie mir Baine abspenstig gemacht hat, aber wie kann ich das, jetzt, wo ich den perfekten Ersatz für ihn gefunden habe?«
    Der perfekte Ersatz trug gerade ein mit Blumen bemaltes Tablett ins Zimmer, auf dem ein Glassiphon und mehrere Gläser standen. »Johannisbeerlikör!« rief Mrs. Chattisbourne. »Genau das ist es! Wissen Sie jetzt, was ich meine?«
    Finch goß den Likör ein und reichte das Tablett herum.
    »Sind Sie mit Mr. St. Trewes zusammen auf der Schule, Mr. Henry?« fragte Mrs.

Weitere Kostenlose Bücher