Die Farben des Alls
Mentorianer, im weißen Dress des Bordarztes, sagte: »Würden Sie so freundlich sein, Gürtel, Schuhe und andere Accessoires abzulegen, bevor sie sich in die Desinfektionskammer begeben. Ihre Sachen werden gesondert desinfiziert und Ihnen danach wieder übergeben. Darf ich Ihre Papiere haben?«
Mit einem winzigen Anflug von Furcht reichte sie ihm Bart. Er besaß immer noch seinen Studentenausweis, der ihn als Bart Steele identifizierte, und seine übrigen Papiere, und falls der Mentorianer sie sich ansah, würde er sich vielleicht wundern – und wie! –, daß Bart Ausweispapiere mit zwei unterschiedlichen Namen bei sich führte.
Aber der Mentorianer nahm seinen gesamten Tascheninhalt mit einem gleichgültigen Achselzucken in Empfang und ließ alles in einen Plastikbeutel fallen, an den er die Nummer seines Flugtickets heftete. »Bitte hier entlang.«
Bart hielt seinen Hosenbund mit beiden Händen fest und betrat die Kammer. Sie war erfüllt von schwachem bläulichen Licht. Bart spürte ein heftiges Prickeln. Es roch ganz leicht nach elektrischer Entladung, und an seinen Unterarmen richteten sich mit leisem Kitzeln die Härchen auf. Er wußte, daß mit Hilfe von R-Strahlen sämtliche Mikro-Organismen an seinem Körper abgetötet wurden, damit eventuelle Krankheitskeime oder Bakterien nicht von Planet zu Planet geschleppt wurden.
Das bläuliche licht erlosch. Er trat wieder hinaus, der Mentorianer gab ihm Schuhe und Gürtel zurück (die R-Strahlen selbst waren harmlos, sie hätten jedoch das Metall so stark erhitzt, daß die Gefahr bestand, ernsthafte Verbrennungen zu erleiden), und zusammen mit dem Beutel, der sein persönliches Eigentum enthielt, wurde ihm eine grüne Flüssigkeit in einem Pappbecher gereicht. »Trinken Sie das.«
»Was ist das?«
Der mentorianische Bordarzt erklärte ihm geduldig: »Sie wissen doch, daß die R-Strahlen sämtliche Mikro-Organismen in Ihrem Körper abgetötet haben – auch die Antikörper, die Sie vor Krankheit schützen, sowie winzigste Hefepilze und Bakterien, die in Ihren Eingeweiden zu Hause sind und bei der Verdauung mithelfen. Wir töten sie alle ab, und anschließend ersetzen wir wieder den harmlosen Teil. Alles klar?«
Das grüne Getränk schmeckte ein bißchen salzig, aber Bart schluckte es hinunter. Er konnte sich nicht besonders mit der Vorstellung befreunden, eine »Bakterien«-Lösung zu trinken, und kam sich gleichzeitig albern vor. Es bestand ein gewaltiger Unterschied zwischen Krankheitskeimen und nützlichen Bakterien. Ein weiteres mentorianisches Besatzungsmitglied – eine junge Frau – händigte ihm einen Schlüssel mit numeriertem Anhänger aus sowie eine kleine Broschüre, auf deren Umschlagseite die Worte WILLKOMMEN AN BORD prangten. Als ob das eine Vergnügungsreise wäre und ich nur ein ganz gewöhnlicher Tourist.
Der Anhänger trug die Nummer 246-B, was Bart veranlaßte, die Augenbrauen zu heben. Zwar war er niemals in der D-Klasse geflogen, in der die Passagiere in übereinandergeschichtete Kojen gepackt und von der ersten bis zur letzten Minute ihres Aufenthaltes an Bord unter Kälteschlaf-Narkose gehalten wurden – die Passagiere in der D-Klasse wurden behandelt wie Gepäckstücke –, doch ein Ticket der B-Klasse war für den bescheidenen Geldbeutel seines Vaters bei weitem zu teuer. An die Luxusklasse A, den Regierenden und Würdenträgern der einzelnen Planeten vorbehalten, kam die B-Klasse längst nicht heran, aber sie bot bereits beachtlichen Komfort. Briscoe hatte schon dafür gesorgt, daß er stilvoll reisen konnte! Bei diesem Gedanken erinnerte er sich wieder an Briscoe und an den gräßlichen Haufen geschmolzenen Metalls, und ihn fröstelte.
Das B-Deck bestand aus einem langen Gang mit ovalen Türen; Bart entdeckte eine mit der Nummer 246, zu der sein Schlüssel paßte – was ihn auch nicht überraschte. Er hatte eine komfortable kleine Kabine, etwa zwei Meter mal zwei Meter fünfzig groß, und offensichtlich gehörte sie ihm allein. Sie war ausgestattet mit einer großen, bequemen Koje, einer Lampe, die man an- und ausschalten konnte, im Gegensatz zu den selbstleuchtenden Wänden in den billigeren Klassen, einer eigenen Dusche und Toilette sowie einem kleinen Aushang, aus dem hervorging, daß den Passagieren der B-Klasse während der gesamten Reise die Aussichtskuppel und der Aufenthaltsraum zur Verfügung standen. Es gab die übliche Reihe von Knöpfen für synthetische Nahrung neben der Tür, gedacht für Leute, die entweder
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