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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Stöhnen hören. Seine Stirn war blutbesudelt.
    Bartnahm eine Papierserviette aus der Lunchtüte und wischte damit sorgsam einen Teil des Blutes ab. Ihm wurde schlecht, als er die tiefe, häßliche Wunde sah, aus der sogleich von neuem Blut sickerte. Er drückte die Wundränder mit der Serviette zusammen und machte sich Gedanken darüber, wieviel Blut Ringg wohl ohne Gefahr verlieren konnte, und ob er eine Gehirnerschütterung hatte. Das Hagelgepolter draußen ging mit unbarmherziger Stärke weiter. Wenn er den Versuch unternahm, zum Raumschiff zu gelangen und einen Arzt für Ringg zu holen, würde er ohne Zweifel selbst vom Hagel niedergestreckt werden; von seinem Aussichtspunkt aus hatte es den Anschein, als würden die Klumpen von Minute zu Minute größer!
    Er befühlte seine Wange und stellte fest, daß die Verletzung bereits aufgehört hatte zu bluten. An seinen Armen hatte er ebenfalls ein paar kleinere Risse, aber das Schlimmste war sein Handgelenk. Es fühlte sich beinahe so an, als sei es gebrochen, zumindest aber war es schwer verstaucht. Hinter sich hörte er Ringgs Stöhnen, als Bart aber wieder neben ihm kniete, gab er keine Antwort. Nur das Heulen des Windes war zu hören, das Hagelgetöse und von irgendwoher ein Gluckern… oder war es ein Schleifen von Schuppenpanzern, ein seltsames Füßescharren? Durch die Finsternis blickte er in das Innere der Höhle, die Hand an der Strahlenpistole. Er hatte Angst, diesem Höhlenteil den Rücken zuzukehren.
    Das ist doch Unsinn, schalt er sich streng, ich werde einfach hingehen und nachsehen, was sich dort hinten befindet. Höchstwahrscheinlich nichts weiter als Felsgestein, vielleicht noch ein oder zwei Spinnen.
    An seinem Gürtel baumelte die extrem helle Taschenlampe, die – genau wie der Energon-Strahler – zur Standardausrüstung gehörte. Er nahm sie aus dem Etui und richtete sie auf die Rückwand der Höhle. Überrascht hielt er den Atem an und vergaß einen Augenblick sowohl Ringg als auch seine eigenen Schmerzen.
    Die rückwärtige Höhlenwand bestand nämlich aus schillerndem Kristall! Mineralgestein funkelte ihm entgegen, Kristalle gewaltigen Ausmaßes, wie Juwelen, überzogen von flechtenähnlichen Gewächsen. Helle Blautöne waren ebenso vertreten wie Grünschattierungen, und dazwischen schimmerten Kristalle in einer so eigentümlichen Farbe, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Es war eine Art Blau – oder nein, das ist nur das Licht, dachte er, eigentlich ist es mehr ein Rot; aber beides gleichzeitig kann es nicht. Im Grunde ist es keins von beiden. Bei diesem Licht kann man ja auch nicht erkennen, welche Farbe es ist. Andererseits ist die Beleuchtung in Ordnung – Lhari-Licht ist immer sehr hell. Es geht um die Farbe; so eine habe ich noch nie gesehen…
    Ringg stöhnte erneut auf. Bart gab sich einen Ruck und eilte zu ihm hin. Er ließ sich neben ihm auf die Knie fallen.
    »Was – was ist passiert?« murmelte Ringg undeutlich.
    »Du hast eine Kopfverletzung. Bleib ruhig liegen, wir sind jetzt in Sicherheit«, sagte Bart beruhigend, »und ich glaube, es hört auf zu hageln.«
    Ringg versuchte sich aufzurichten, fiel aber wieder zurück.
    »Du schaffst es auf gar keinen Fall zu Fuß bis zur Swiftwing«, stelle Bart voll Sorge fest. »Rühr dich nicht. Ich gehe zurück und hole Hilfe.«
    Der Hagel hatte sich verzogen. Es war eisglatt unter seinen Füßen, und es herrschte bittere Kälte, aber die aufgehäuften Hagelkörner schmolzen bereits. Bart wickelte sich fest in seinen Umhang, froh über die Wärme, und bahnte sich einen Weg zurück über die Wiesen, die vor kurzem noch so schön rosa und voller Blüten im Sonnenlicht gelegen hatten. Als sich die Swißwing in dem verlassenen Tal vor ihm auftürmte, kam sie ihm wie seine Heimat vor; Wärme strahlte von ihr aus, heller Lichtschein drang aus den unteren Luken – es war wie im Himmel. Aber der Zweite Offizier, der aus dem Schiffsbereich heraufkam, in dem noch die Reparaturen im Gange waren, blieb entgeistert mitten auf den Sprossen stehen.
    »Bartol! Du bist ja voller Blut! Was ist passiert? Und wo ist Ringg? Seid ihr beiden Jungs dort draußen von dem Unwetter überrascht worden?«
    Bart klärte ihn rasch auf. »Jemand muß ihn holen. Ich werde mitgehen – «
    »Das wirst du hübsch bleiben lassen!« bemerkte der Zweite Offizier in bestimmtem Ton. »Schau dich bloß mal im Spiegel an, Weißschopf, wie du aussiehst! Ich kenne den Ort; wir haben die Höhlen gestern schon gesehen. Ich hole

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