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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und ließ uns rein!«
    Bart lachte herzlich über diese Geschichte. Er hatte beinahe vergessen, daß sie nicht von einem seiner Klassenkameraden erzählt wurde, so bekannt kamen ihm die Streiche vor, die dem »zerstreuten Professor« gespielt worden waren. »Ich kenne auch solche Professoren. Einer von ihnen hat ein berühmtes Lehrwerk über Astrogation verfaßt, doch mit dem Kleingeld im Robo-Taxi hatte er seine Probleme!«
    Ringg setzte sich aufrecht hin und strich sich über die Wange. »War das ein Regentropfen? Die Sonne ist auch weg. Scheint so, als müßten wir uns auf den Rückweg machen – obwohl ich diese Höhle nur äußerst ungern unerforscht zurücklassen möchte.«
    Bart beugte sich hinunter, um die Reste ihrer Mahlzeit aufzusammeln: Pappteller und -becher sowie ein paar übriggebliebene Brocken. »Was sollen wir damit machen? Liegenlassen?«
    »Um der Sterne willen, nein!« rief Ringg voller Abscheu aus. »Wir nehmen es mit zurück auf die Swißwing. Ich habe zwar schon viele gesehen, die ihren Mist einfach wegwerfen, selbst auf einer wunderbar unberührten Welt wie dieser, aber dazu gehören wir nicht!«
    Bart schämte sich ein bißchen und begann damit, die Sachen in eine Tüte zu stopfen. Anscheinend war es einer der weniger bewundernswerten menschlichen Züge, seinen Abfall an verlassenen Orten zurückzulassen, dort, wo die Entdeckungschancen sehr gering waren. »Autsch! Was war das denn?«
    Ringg stieß einen schmerzlichen Schrei aus. »Was? – Es hagelt!«
    Die scharfkantigen Eisstücke prasselten und hagelten ringsum herab, daß die Felsen widerhallten, prallten mit lautem Gerassel zurück. Ringg duckte sich und schrie: »Komm schnell! Die Dinger sind groß genug, um dich plattzudrücken!«
    Nach Barts Einschätzung hatten die Hagelkörner wenigstens den Umfang von Golfbällen; sie schienen von einem Moment zum anderen an Größe zuzunehmen. Plötzlich zuckten grelle Blitze auf. Sie zogen die Köpfe ein und setzten sich in Trab.
    »Rasch, in den Schutz der Felsen!« brüllte Ringg. Halb betäubt von dem Lärm, den Blitzschlägen und den Eisbrocken, hielten sie schützend ihren Hände vor die Gesichter und stolperten vorwärts. »Wir schaffen es unmöglich bis zur Swift-« Mit einem Schmerzensschrei brach seine Stimme ab. Er sackte nach vorn, fing sich auf den Knien, rutschte dann aber weg und lag still.
    »Was ist passiert?« Bart beugte sich über den niedergestreckten Lhari, wobei er seine angewinkelten Arme zum Schutz über den Kopf hielt. Aber Ringg war bewußtlos; auf seiner Stirn war Blut. Ein stechender Schmerz durchfuhr Barts Arm, und er spürte die Hagelkörner hart wie Steinwürfe auf seinem Kopf. Ringg war ohnmächtig. Wenn sie hier nicht herauskamen, dachte Bart verzweifelt, so bedeutet das für uns beide den Tod! Seine Hand fuhr zur Wange; ein herumfliegendes schartiges Hagelstück hatte sie blutig geritzt. Zusammengeduckt und mit hochgezogenen Schultern schob er seine Hände unter Ringgs Achseln und zerrte ihn in den Schutz der Felsen. Doch der Wind trieb
     



 
     
    den Hagel prasselnd gegen das Gestein; Bart stolperte und rutschte auf der ständig dicker werdenden Eisschicht unter seinen Füßen, verlor den Halt und prallte heftig auf den Boden, wobei er sich den Arm zwischen dem Körper und der Felswand einklemmte. Er schrie unwillkürlich auf vor Schmerzen und ließ Ringg los. Der junge Lhari lag da wie tot.
    Schweratmend beugte sich Bart über ihn. Er versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Hagel prasselte mit unverminderter Wucht herunter. In ungefähr anderthalb Meter Entfernung befand sich eine der düsteren Höhlenöffnungen im Fels. Riesenhaft und bedrohlich kam sie ihm vor, aber wenigstens waren sie dort vor dem Hagel sicher! Wieder bückte er sich und packte Ringg. Ein feuriger Schmerz durchzuckte das Handgelenk, mit dem er gegen die Felswand geprallt war. Mit zusammengebissenen Zähnen fragte er sich, ob es wohl gebrochen sein konnte. Die Anstrengung ließ Sterne vor seinen Augen tanzen, doch irgendwie gelang es ihm, Ringg hochzuhieven und durch den niederprasselnden Hagel zum Höhleneingang zu schleifen. Um sie herum wurde es finster, aber es war ein reiner Segen, daß die Hagelschauer sie hier nicht erreichen konnten. Nur gelegentlich wurden kleine Eissplitter durch den scharfen Wind in die Höhle hereingeweht.
    Bart legte Ringg im Schutz des Felsgewölbes nieder. Er kniete sich neben ihn und rief seinen Namen, doch Ringg ließ nur ein

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