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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gerettet«, ließ sich Ringgs schwache Stimme aus seiner Koje vernehmen. »Danke, Bordkamerad!«
    Mit einem raschen, festen Druck verweilte Metas Hand sekundenlang auf Barts Schulter, als sie die Binde abschnitt. »So«, meinte sie sanft, »das dürfte reichen.« Und in hastigem Flüsterton, während der Zweite Offizier im Weggehen begriffen war: »Ich habe nicht gewagt, zu sagen, daß es gebrochen ist, sonst hätten sie die Röntgenaufnahmen verlangt. Wenn es weh tut, gebe ich Ihnen etwas gegen die Schmerzen.«
    »Ich glaube, es geht so«, bemerkte Bart. Der feste Verband tat ihm wohl, aber ihm war übel und schwindlig, und als der Arzt sich umdrehte und bestimmte: »Kabinendienst, Bartol. Geh und leg dich mindestens vier Stunden ins Bett – das ist ein Befehl«, stand er auf und stolperte erleichtert davon.
    In der Geborgenheit seiner Kabine, bei verschlossener Tür, warf er sich nieder und barg den Kopf in seinen Armen. Wieder hatte er eine Fährnis gemeistert; es war ein Alptraum gewesen. Meta! Sie hatte sich für ihn in Gefahr begeben. Gab es denn keine Erlösung von dieser ständigen Angst? Doch auch ihre Angst zählte nicht.
    Es ging um die Sterne. Die Aufgabe ist größer als alle Furcht… Sie ist bedeutender, als du es bist.
    Inzwischen war er jedoch langsam der Ansicht, daß sie ihn ganz erheblich überforderte.

Kapitel 9
     
    Die grüne Sonne, Meristem, lag weit hinter ihnen im All. Karols Verbrennungen waren verheilt, und lediglich einige schwachrote Flecke, die nur Bart sichtbar waren, erinnerten an die sechs Stiche, mit denen Ringgs häßliche Kopfwunde genäht worden war. Er hatte die Mentorianerin seitdem weder allein gesehen noch gesprochen. Nach einigen Tagen höllischer Schmerzen beim Beugen oder beim Aufheben schwerer Gegenstände war auch sein Handgelenk wieder geheilt. Über zwei Delta-Phasen und zwei Zwischenlandungen auf Lhari-Raumhäfen waren sie weit hinausgelangt, beinahe bis an den Rand der erforschten Galaxis, und nun brannte das herrliche Feuer des Antares wie ein riesiges rotes Auge in den Sichtluken, während ihr Schiff bereits den äußeren Bereich des gewaltigen Sternensystems durchdrang.
    Zum Antares gehörten zwölf Planeten, dessen äußerster – weit, weiter weg im Moment, am entferntesten Punkt seiner Umlaufbahn – von der Swiftwing zur Zeit ihres Eintritts in das Sonnensystem betrachtet – eine kleine, eingefangene Sonne darstellte. Kaum größer als die Erde, machte dieser ›Planet‹ den Antares faktisch zu einem Doppelstern, wobei er seinen gigantischen Hauptplaneten alle neunzig Jahre einmal umrundete. Obwohl er nur klein war, brannte er doch in brillantem blauweißem Feuer. Er besaß auch einen winzigen eigenen Begleiter, und Bart wußte, daß sie nach ihrer Landung auf dem Innenplaneten Antares 7 mit seinem Raumhafen und seinem Handelszentrum die immense Sonne in einer sorgfältig berechneten Umlaufbahn umfliegen und auf diesem Planetenwinzling Station machen würden, bevor sie das System in Richtung auf ihr unbekanntes Ziel auf den Lhari-Welten verließen.
    Während Bart den Antares im Sichtfenster wachsen sah, überkamen ihn die unterschiedlichsten Gefühle. Einesteils war er froh, daß dieses Versteckspiel bald ein Ende haben würde. Hier sollte er die Leute treffen, mit denen sich sein Vater verabredet hatte, als er noch lebte. Und danach? Ob sie ihm seine menschliche Gestalt wiedergeben und ihn zur Wega zurückschicken würden? Oder, was unvorstellbar wäre, würden sie darauf bestehen, daß er seine Reise in die Galaxis der Lhari hinaus fortsetzte? Wie sollte er sich dann verhalten? Er wußte es nicht. In gewissen Momenten sehnte er sich nach der Gesellschaft seiner eigenen Rasse; doch dann wieder, wenn er in die lodernde Flamme des Antares blickte, die die weniger hellen Sterne verlöschen ließ, konnte er den Gedanken nicht ertragen, daß sein Flug von Gestirn zu Gestirn so bald vorüber sein sollte. Dabei hatte er eigentlich nichts herausgefunden, außer, daß der Mensch die Delta-Antriebsphase tatsächlich ohne Kaltschlaf und ohne Betäubungsmittel überstehen konnte.
    Sie landeten auf dem gigantischsten Lhari-Raumhafen, den er bisher gesehen hatte und der beinahe das Ausmaß einer Erdenstadt erreichte. Wie gewöhnlich, begab sich der Zweite Offizier sogleich zur Poststelle, um eventuell dort lagernde Briefe abzuholen. Als er mit dem für die Swiftwing bestimmten Packen zurückkehrte, schien er überrascht und amüsiert.
    »Du bist also gar nicht der

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