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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schlug Ringg vor. »Ich glaube, der Himmel bezieht sich. Ich wäre nicht sonderlich erstaunt, wenn es später anfinge zu regnen.« Er gähnte. »Der Flug ödet mich langsam an. Ich hasse es, so lange Zeit unterwegs zu sein. Wie verhält sich’s bei dir?«
    »Mir gehts ähnlich.«
    Ringg seufzte. »Andererseits ist es mir auch recht, wenn die Reise nicht so schnell vorübergeht, denn danach muß ich mich wieder mit meiner Mutter und meinem Vater auseinandersetzen. Sie möchten, daß ich seßhaft werde und eine Familie gründe, statt im Weltall herumzureisen. Mein Vater besitzt ein Hotel, und sie wollten, daß ich dort mit einsteige«, erklärte er Bart: »In unserer Familie gab es bisher noch keinen Raumfahrer. Sie können sich auch nicht vorstellen, weshalb ich hinaus möchte in die Zweite Galaxis – wenn schon daran nichts zu ändern ist, daß ich nun eben Raumfahrer geworden bin. Sie verstehen nicht, daß das der einzige Ort ist, an dem ich glücklich bin, draußen im All. Ich würde verrückt werden, wenn ich ständig auf einem einzigen Planeten leben müßte. Selbst wenn ich alt und kahlköpfig bin, wie Rugel, und die Delta-Phase nicht mehr so gut überstehe, möchte ich soviel zusammengespart haben, daß ich mir ein paar Schiffe zum interplanetarischen Einsatz anschaffen kann. Aber meine Familie läßt sich nicht überzeugen.« Er stieß wieder einen Seufzer aus. »Wie ist das eigentlich bei dir, Bartol? Du hast nie viel von dir erzählt. Bist du auf eine Karriere aus?«
    »Ich glaube, ja. Ich habe aber noch nicht sehr intensiv darüber nachgedacht«, sagte Bart bedächtig. Ringgs Geschichte hatte ihn eigenartig berührt. Bisher war ihm noch niemals so stark zu Bewußtsein gekommen, wie ähnlich sich doch die beiden Rassen waren. Ringg mochte vielleicht aussehen wie ein Monster, aber im Grunde war er nur ein junger Mann, der mit seiner Familie Schwierigkeiten hatte und weiter in dem Beruf arbeiten wollte, den er liebte.
    »Was hast du für eine Familie? Haben sie für dich Verständnis?« fragte Ringg.
    »Meine Mutter ist gestorben, als ich noch klein war«, antwortete Bart vorsichtig. »Mein Vater hatte aber schon immer den Wunsch, daß ich Raumfahrer werden sollte. Er besitzt eine Flotte interplanetarischer Raumschiffe… – das heißt, er besaß sie. Er ist jetzt auch tot.«
    Ringgs Augen strahlten Sympathie aus. »Schade«, meinte er weich. »Jetzt ist mir auch klar, warum du immer so schweigsam und… na ja, unnahbar bist. Keiner von uns wußte, daß du erst vor kurzem deinen Vater verloren hast. Es muß sehr schwer für dich gewesen sein; zuerst auf der Walz, und dann nach der Rückkehr zu erfahren, daß er nicht mehr lebt.« Er schwieg längere Zeit. »War er selbst denn nie auf Fahrt, so von Stern zu Stern? Wie hat er das wohl ausgehalten?« Unversehens lachte er. »Einige von der älteren Generation sind nun mal so! Als ich in der Ausbildung war, hatten wir einen alten Professor, einen komischen alten Kauz, kahl wie die Bordwand der Swiftwing. Er brachte uns Astrogation bei, vermittelte uns alles, was dazugehört, und er selbst hatte nie die Planetenoberfläche verlassen! Er war nicht einmal auf einem der Monde gewesen! Er verwaltete das Studentenwohnheim, in dem ich während der Zeit untergebracht war. Mann, war das ein – « Er benutzte einen Ausdruck, der wörtlich bedeutete: ein weiches Stück Torte. »Mochten seine Füße auch im Schlamm stecken, mit seinem Kopf war er immer irgendwo in den Sternennebeln. Sein ganzes Gesicht war von Klauenspuren übersät. Er versuchte nämlich immer, sich die Halskrause zuzuknöpfen, während er mit den Augen in ein Buch versunken war. Das waren unsere turbulentesten Zeiten.« Ringg schwelgte in Erinnerungen. »Wir schlichen uns immer in die Stadt – was natürlich gegen die Hausordnung verstieß –, unsere Kadettenuniform unter den Capes versteckt, und einer von uns, der durch das Los bestimmt wurde, blieb im Wohnheim und unterschrieb die Anwesenheitsliste für alle zwölf. Weißt du, der Professor blickte nie auf, wenn wir hereinkamen. Er schob uns nur die Wachstafel hin, während seine Nase in irgendeinem Schmöker über Astrogation steckte. Also, derjenige, der Heimdienst hatte, kam herein, machte seine Abdrücke in die Liste, ging durch den Hintereingang wieder hinaus, kam herein, und so weiter – das Ganze zwölfmal. Wenn zwölf Mann eingetragen waren, ging der alte Muffin dann zu Bett, und spät in der Nacht schlich sich der Daheimgebliebene hinunter

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