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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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den Arzt – falls er Karol sich selbst überlassen kann. Du hast sicher gehört, daß er sich die Hand verbrannt hat. Geh runter und laß dir deine Schnittwunden versorgen und auch dein Handgelenk untersuchen. Das kann die Mentorianerin machen.«
    Bedrohliche Worte gingen Bart mit einemmal durch den Kopf.
    Gib acht, daß du dir nichts brichst. Eine Röntgenaufnahme kann dich verraten.
    »Das ist ein Befehl«, raunzte der Zweite Offizier. »Wenn sich Ringg in der Höhle befindet, ist er dort sicher, bis wir ihn abholen. Geh du jetzt runter und laß deine Verletzungen behandeln – hast du verstanden?« Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon, während Bart mit leichten Kopfschmerzen langsam die Treppe hinaufstieg. Sein ganzer Arm fühlte sich wie taub an. Er stütze ihn mit dem anderen. Er ging mit langsamen Bewegungen und versuchte, die aufkommende Panik zu verbergen.
    Würde es ihm gelingen, einen mentorianischen Arzt hinters Licht zu führen? Raynor Drei war Mentorianer, und er hatte vermutlich damit gerechnet, daß er zu irgendeinem Zeitpunkt im Verlauf des Unternehmens mit einem Arzt in Kontakt kommen würde. Er gelangte in den verdunkelten Gang und anschließend in die kleine Krankenstation.
    Das ihm bereits bekannte Mentorianermädchen beugte sich über Karol, der mit dick verbundener Hand in einer Koje lag und fürchterlich stöhnte. Es hielt eine Injektionsnadel in der Hand. Kurze Zeit nach der Injektion verebbte das grauenvolle Gejammer, und Karol wurde ruhig. Langsam richtete sich die Mentorianerin auf, wandte den Kopf und sah Bart.
    »Bartol«, sagte sie. »Sie sind verletzt! Keine weiteren Verbrennungen, wie ich hoffe.« Ihr hübsches Katzengesicht sah bleich und erschöpft aus. Bart zuckte zusammen, als er seinen Blick auf Karöls bandagierte Hand richtete.
    »Nur ein paar Schnittverletzungen«, erwiderte er in der Raumsprache. Meta hatte Lhari gesprochen, aber es kam ihm normal vor, sie in einer menschlichen Sprache anzureden; außerdem hatte er in seiner Erschöpfung und mit seinen Schmerzen Sehnsucht nach dem Klang vertrauter Worte.
    »Der Zweite Offizier hat gerade nach dem Arzt geklingelt, und der ist jetzt weg«, sagte Meta, diesmal in der Raumsprache. »Ich habe über die Sprechanlage mitgekriegt, daß Ringg verletzt ist – «
    »Wir waren zusammen in diesem Hagel-Unwetter unterwegs.«
    »Nun, mit Ihren Prellungen und Schnittwunden werde ich schon fertig«, erklärte Meta forsch. »Setzen Sie sich hin.«
    Bart nahm Platz. In ihrem weißen Kittel wirkte sie sehr klein, aber kompetent, und ihre Hände waren sanft und kühl, als sie das Blut von seiner Stirn tupfte und ein beruhigendes antiseptisches Spray aufsprühte, das nach Pfefferminz roch. Bart lehnte sich zurück; vor uneingestandener Müdigkeit fielen ihm halb die Augen zu. Es war angenehm, sich wieder in Gesellschaft eines menschlichen Wesens zu befinden. Einen Augenblick lang entspannte er sich und vergaß seine übliche Vorsicht, als sie ihn fragte:
    »Warum sind Sie denn überhaupt im Hagel draußen herumspaziert?«
    »Als wir losgingen, hat es noch nicht gehagelt«, gab Bart matt zur Antwort, »die Sonne schien so hell und grün, wie man es sich nur wünschen konnte.« Er biß sich auf die Lippen, als er erkannte, daß er sich verraten hatte, aber sie verzog keine Miene, sondern klebte ein durchsichtiges Pflaster auf die Wunde und befaßte sich anschließend mit den unbedeutenderen Verletzungen an seinen Armen. Dann griff sie nach seinem Handgelenk.
    »Ich fürchte, es ist gebrochen, Sir«, erklärte sie. »Es müßte geröntgt werden.«
    »Nein!« Barts schroffer Ausruf klang gebieterisch. »Nichts ist gebrochen. Es ist alles in Ordnung.«
    »Tut das weh?«
    Bart biß die Zähne zusammen. »Nein. Das wird schon wieder. Es ist nur verstaucht – alles grün und blau, aber nichts Ernstes…«
    Er hörte, wie sie den Atem ausstieß; ihre Finger umklammerten schmerzhaft sein verletztes Handgelenk. Er japste nach Luft, doch sie ignorierte es völlig. »Grün und blau«, wiederholte sie flüsternd, »und die Sonne war so schön grün! Und Ihre Augen, wenn ich sie mir so ansehe, stelle ich fest – wer sind Sie?«
    Bart spürte, wie er zur Seite kippte. Er glaubte, in Ohnmacht zu versinken. Erschrocken und voller Verzweiflung blickte er zu Meta auf, beobachtete, wie sie schluckte. Sie starrte ihn mit großen Augen an.
    »Sie – Sie sind kein Lhari!« flüsterte sie. »Aber Sie sehen genauso aus -<«
    Bart nickte und ließ seine

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