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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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einsetzen müßten, dann – «
    Aber Ringg wollte sich nicht beschwichtigen lassen. »Es geht hier um meinen Ruf und um meine fachliche Kompetenz!«
    »Reg dich doch nicht auf«, sagte Bart. »Wenn Rugel nicht sauer ist, dann ist doch alles andere unwichtig. Du hast es vermutlich bei der Kontrolle übersehen, und es hat sich Rost angesetzt, oder so.«
    »Nein«, erwiderte Ringg aufsässig, »ich habe es in meinem Tagesnachweis notiert. Ich schätze, daß sich jemand hier an der Verkleidung zu schaffen gemacht hat, den es nichts anging, und aus Versehen die Drähte herausgezogen hat; und dann war dieser Jemand zu feige, um es zuzugeben und für entsprechende Reparatur zu sorgen, wie das unter anständigen Leuten – üblich ist.«
    »Nein, so kann es auch nicht gewesen sein«, widersprach Rugel verärgert. »Denn entweder ist Vorongil in der Nähe oder ich, rund um die Uhr, und ich schwöre dir, daß niemand die Verkleidung geöffnet haben kann, ohne daß es einer von uns beiden bemerkte.«
    »Und Vorongil entgeht nichts, das ist ganz sicher«, meinte der Zweite Offizier versöhnlich. »Dir auch nicht, Rugel. Bartol war zwar neulich nachts allein hier, aber weshalb sollte ihn wohl die Wandverkleidung interessieren?«
    Bart spürte, wie es ihm eisig den Rücken herunterlief, doch Ringg wandte sich zu ihm.
    »Sag, Bart – warst du’s? Hast du die Verkleidung vielleicht aus Versehen gelöst, weil du etwas anderes dahinter vermutet hattest? Wenn ja, so würde es dir nicht vom Lohn abgezogen, aber es fällt in meinen Arbeitsbereich und bringt mich in Mißkredit. Sollte es so gewesen sein, dann gibt’s einfach zu – hm? Du hattest ganz allein Dienst und wolltest den Zweiten Offizier vielleicht nicht extra fragen?«
    »Ganz und gar nicht«, gab Bart knallhart zurück. »Wieso sollte ich etwas behaupten, nur, weil du nicht fähig bist zuzugeben, daß du einmal einen Fehler gemacht hast?«
    »Dagegen verwehre ich mich!« Ringg trat wutentbrannt auf ihn zu, mit drohend erhobenen Händen. »Ich habe mir ja viel von dir gefallen lassen, aber wenn du damit anfängst, meine Kompetenz in Frage zu stellen – « er wollte Bart an der Schulter packen, aber Bart wich ihm aus und ballte die Fäuste. Als sich seine Krallen schmerzhaft in seine Handflächen gruben, wurde ihm bewußt, wo er sich befand – und genau in diesem Augenblick zerkratzten ihm Ringgs ausgefahrene Krallen die Wange. In einer reinen Reflexbewegung schossen auch seine eigenen Krallen heraus. Das ist kein Faustkampf, sondern ein Kampf mit Krallen, fuhr es ihm durch den Kopf, während sie sich aufeinanderstürzten. Er spürte, wie seine Krallen durch Ringgs Haut fuhren, sah eine dünne weiße Linie auf seinem Unterarm, aus der unmittelbar danach hellrotes Blut quoll. Dann hielten ihn Rugels Arme zurück, und der Zweite Offizier ergriff den um sich schlagenden Ringg. Vorongil kam hereingestürzt und erfaßte die Szene mit einem einzigen mörderischen Blick.
    Zum ersten Mal erlebte Bart einen von Vorongils berühmten Zornesausbrüchen. Das Donnerwetter, das über sie beide niederprasselte, beanspruchte seine Lhari-Kenntnisse bis zum äußersten – er war froh, daß er nicht jedes Wort verstand. Als alles vorüber war, wäre es ihm lieber gewesen, Ringgs Klauen hätten ihn bis auf die Knochen zerrissen, als daß Vorongil sie als halbflügge, haarlose Küken bezeichnete, die sich herumbalgten wie die Kinder, statt Mannesarbeit zu leisten.
    »Nun, es hat also jemand etwas übersehen oder jemand etwas aus Versehen beschädigt – nein, ich will kein Wort mehr hören, von beiden nicht«, bestimmte er, als Ringg protestierend seinen Kopf hob. »Es ist mir egal, wer was getan hat! Vor zwanzig Jahren hätte ich euch dafür noch auspeitschen lassen! Und ich warne euch: falls es noch mehr solcher Faxen auf diesem Raumschiff geben sollte, dann kann der Anstifter seine Krallen an mir erproben!« Er sah sehr bösartig und gefährlich aus. »Ich hätte wahrlich etwas anderes von euch erwartet! Und nun seht zu, daß ihr nach unten verschwindet, ihr weißschöpfigen Heißsporne! Und laßt euch vor der Landung ja nicht wieder blicken!«
    Als sie den Gang hinunterliefen, wandte sich Ringg Bart zu; auf seinem Gesicht spiegelte sich Versöhnungsbereitschaft und Kummer. Doch Bart sah bewußt an ihm vorbei. Auch er hätte gern die Sache zwischen sich und Ringg in Ordnung gebracht, aber es erleichterte seinen Auftrag, wenn er nicht noch Freundschaft heucheln mußte.
    Es würde ja sowieso

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