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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bist Rupert Steeles Sohn, und du wirst den Plänen deines Vaters folgen, nicht wahr?« Die überzeugende, freundliche Stimme wurde sanft. »Bart, zerstöre sein Lebenswerk nicht. Wenn du uns jetzt enttäuschst, gibt es vielleicht jahrelang keine neue Möglichkeit, vielleicht nicht mal mehr, solange wir leben!«
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, bekannte Bart hilflos und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    Eine ganze Mannschaft umbringen – unschuldige Handelsleute! Den kahlköpfigen alten Rugel, den strengen Vorongil, seinen Freund Ringg -
    Oder stimmte es, was Montana sagte – daß sie kaum zögern würden, sie ihrerseits zu töten…
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, wiederholte er, und Montano beschwichtigte ihn sanft: »Es ist schwer für dich. Aber hab Vertrauen zu uns, Bart. Du gehörst doch auch zur menschlichen Rasse, du bist auch ein Mensch.« Sein Arm umfaßte Barts Schulter.
    Bart sah sich um nach den Männern, die hier im Zimmer auf seine Entscheidung warteten. Ja, er war ein Mensch…
    Montano erkannte den Moment, als er wankte. Er sprach ganz leise, beinahe zärtlich. »Du hattest die Möglichkeit, das zu tun, was uns die Lhari vorenthalten. Du hast das All zwischen den Sternen gesehen. Dein Vater wollte uns allen diesen Reichtum erschließen, aber er kam nicht mehr dazu. Möchtest du es nicht für deine Rasse tun? Du kannst dich doch nicht mit den Lhari gegen die Menschen verbünden, oder? Brächte das der Sohn eines Rupert Steele wirklich fertig?«
    Bart schloß die Augen. Der Kampf in seinem Innern war unerträglich, doch als er aufblickte, spürte er, daß sich sein Sinn gewandelt hatte. Nein, er konnte nicht gegen seine eigene Rasse Partei ergreifen.
    »Gut, ich mach’s«, erklärte er schließlich mit belegter Stimme.
    Als er eine weitere halbe Stunde später Montanos Haus verließ, kannte er alle Einzelheiten des Plans, er wußte, wo sich der Apparat befand, den er manipulieren sollte, und er trug ein Paar besonders dunkler Kontaktlinsen bei sich, die ihm Montano übergeben hatte. »Es herrschen infernalische Lichtverhältnisse dort draußen«, hatte ihn Montano gewarnt. »Ich weiß, daß du zur Hälfte Mentorianer bist, doch sie lassen nicht mal ihre Mentorianer von Bord. Sie sind stolz darauf, behaupten zu können, daß kein menschlicher Fuß jemals Lharillis betreten hat – jedenfalls bilden sie sich das ein! Bevor sie landen, versetzen sie ihre Mentorianer in Kälteschlaf. Du solltest die Linsen auf alle Fälle tragen.«
    Als er zum Raumhafen zurückkam, winkte ihn Ringg zu sich heran. »He, wo bist du denn gewesen? Vorongil hat uns allen dienstfrei gegeben, und ich habe den ganzen Raumhafen nach dir abgesucht! Wenn wir nicht zusammenhalten auf einem Planeten, der überquillt vor Fremdlingen, wie sollen wir uns da behaupten?«
    »Ich hatte zu tun«, informierte ihn Bart knapp.
    »Ich weiß, du warst bei dem alten Freund deines Vaters. Aber so lange? Egal, komm jetzt, es ist richtig was los!« drängte Ringg. »Ich wollte nicht gehen ohne dich – wozu hat man sonst Freunde?«
    Bart schob sich wortlos an ihm vorbei. »Ich gehe nicht runter in den Hafen«, sagte er, Ringgs erstaunten Blick ignorierend, und betrat die Laufplanke der Swiftwing. In seiner Kabine warf er sich auf die Koje, im Zwiespalt mit sich selbst.
    Ringg war sein Freund. Ringg mochte ihn! Auch er vergaß oft für längere Zeit, daß er nicht mit einem alten Freund aus seinen Schülertagen – wie Tom – zusammen war. Wenn er tat, was Montano von ihm forderte, würde Ringg sterben!
    Er bemerkte, daß Ringg ihm gefolgt war und jetzt in der Kabinentür stand und ihn anstarrte. »Bartol, ist irgendwas nicht in Ordnung? Kann ich dir helfen? Hast du wieder eine schlechte Nachricht bekommen?«
    Barts angespannte Nerven hielten es nicht mehr aus – er explodierte. »Ja, du kannst mir helfen! Und zwar, indem du aufhörst, mir nachzulaufen, und mich zur Abwechslung mal in Frieden läßt!«
    Ringg trat einen Schritt zurück. Dann sagte er tonlos: »Wie du willst, Bartol. Entschuldige.« Mit hoch erhobenem weißen Schopf entfernte er sich anschließend lautlos. Barts Entschluß erhärtete sich. Die Einsamkeit hatte ihn die Dinge in einem seltsamen Licht sehen lassen – wie hatte er jemanden wie Ringg, einen Lhari, eine dieser Mißgeburten, die schuld waren am Tod seines Vaters, als Freund betrachten können! Wenn sie seine wahre Identität kannten, würden sie sich auch gegen ihn wenden, ihn verfolgen, wie sie

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