Die Farben des Alls
Briscoe und seinen Vater verfolgt hatten, von der Erde bis nach Prokyon! Damit schob er seine Skrupel beiseite. Seine Entscheidung war getroffen.
Sollten sie doch alle sterben – was ging es ihn an! Er war ein Mensch, das allein zählte. Und er würde seiner eigenen Rasse die Treue halten.
Doch obwohl er glaubte, den Konflikt in seinem Innern gelöst zu haben, stellte er fest, daß er ihn ständig beschäftigte, ob er nun in seiner Koje lag oder von der Kuppel aus die Sterne beobachtete, während sie sich mit normaler Lichtgeschwindigkeit durch das Planetensystem des Antares auf die Zwillingssonne und den winzigen Planeten Lharillis zubewegten.
Ich habe die Macht, das hier allen Menschen zu vermitteln…
Sollten ihm da ein paar Lhari im Weg stehen?
Grübelnd lag er in seiner Koje und starrte auf den gelben Strahlungsindikator. Solltest du versagen, dann werden wir es kaum mehr erleben. Er mußte sich wieder mit den kleinen Dingen befassen, mit den kleinen Schiffen, die unbedeutendes Frachtgut zwischen unbedeutenden Planeten hin- und hertransportierten, während die Lhari die ganze Pracht der Sterne für sich beanspruchten. Sollte ihm aber Erfolg beschieden sein, dann konnte sich seine Gesellschaft WEGAPLANET im All ausbreiten, zum großartigen Gedenken an Rupert Steele -
Er brütete dumpf vor sich hin, sprach kaum noch mit Ringg, hüllte sich während der Dienstsrunden vor dem Computer in Schweigen. Eines Tages wurde er zu Vorongil gerufen.
»Bartol«, begann er in freundlichem Ton, »du warst immer gut mit Ringg befreundet, und ich hoffe, du bist ihm jetzt nicht böse. Er macht sich Sorgen wegen dir – sagt, daß du die ganze Zeit in deiner Koje verbringst und ihn nur noch anknurrst. Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Weißschopf? Manchmal fällt es einem Älteren leicht, Probleme zu lösen, die einen Jüngeren vielleicht erdrücken würden. Möchtest du darüber reden?«
Es klang so besorgt und so väterlich – das Wort erfüllte Bart mit hysterischer Heiterkeit –, daß er den Drang verspürte, unsinnig loszulachen und loszuheulen. Statt dessen murmelte er nur: »Ringg sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
»Ganz so ist das nicht«, wandte Vorongil ein. »Sieh mal, die Swiftwing ist eine Welt für sich, und dazu noch eine kleine, junger Mann. Wenn nur ein einziges Wesen in dieser Welt unglücklich ist, sind alle betroffen. Kennst du die Schriften von Mesarkin von Khaz? Und krümmte sich im Schopf meines Bruders nur ein einziges Haar, wie könnte ich unbesorgt schlafen?«
Bart fühlte sich von einem absurden, schmerzhaften Impuls getrieben, Vorongil die ganze unglaubliche Wahrheit zu gestehen und an das Verständnis des alten Captains zu appellieren. Und was dann? Er brauchte nicht aufzugeben. Er war Mentorianer und konnte bei ihnen arbeiten… -
Aber die Angst machte ihn stumm. Angenommen, sie gingen auf ihn los? Er war allein, ein einzelnes, kleines Menschenwesen auf einem Raumschiff voller Lhari, und sein ganzes Leben lang hatte er nichts als Vorurteile gehört. Seine Mutter hatte die Lhari gemocht und ihnen vertraut – aber sie als Mentorianerin fiel ja in die Kategorie der besonderen Lhari-Favoriten. Nein, es blieb ihm keine Wahl.
Aber konnte er Vorongil einfach sterben lassen?
Er mußte den Anordnungen Montanos Folge leisten; es war seine einzige Chance, sein menschliches Aussehen wiederzuerlangen…
Vorongil sah ihn mit tief gefurchter Stirn an. Bart murmelte: »Es ist nichts besonders Schlimmes, Ehrwürdiger Kahlkopf. Ich habe auf Antares schlechte Nachrichten erhalten.«
»Dann hast du vermutlich Heimweh«, meinte Vorongil. »Nun, es wird nicht mehr lange dauern. Nur noch Lharillis, dann der große Sprung, und dann befinden wir uns bereits wieder in bekannten Gefilden.«
Der Glanz der Zwillingssonne wurde immer stärker, und damit wuchsen auch Barts Angst und seine Bedenken. Bis jetzt hatte sich noch keine Möglichkeit geboten, das Strahlungsmeßgerät außer Betrieb zu setzen. Manchmal, in schlaflosen Nächten, kam es ihm so vor, als sei das der beste Weg – einfach alles laufen lassen. Doch in diesem Fall würden die Lhari Montanos Raumschiff entdecken und Montano mitsamt seinen Leuten töten -
Glaubte er das tatsächlich?
Es blieb ihm nichts anderes übrig. Nur auf diese Weise war sein Verhalten zu rechtfertigen.
Das Strahlenmeßgerät befand sich hinter einer Wandverkleidung im Kommandoraum. Bart lag nächtelang wach und überlegte, wie er dort unauffällig
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