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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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verdient«, erklärte Cerryl. »In der Mühle habe ich auch nicht mehr bekommen.« Er lachte. »Dabei war ich sogar noch viel länger in der Mühle.«
    »Ich glaube, dann bin ich lieber ein Magier.« Heralt nahm das letzte Stück Brot aus dem Korb.
    »Zweimal Hähnchen, einmal Rippchen, einmal Eintopf.« Vier Teller und zwei Körbe Brot tauchten blitzschnell auf der sauber polierten, aber abgewetzten Tischplatte auf. »Das macht dann zehn.«
    Cerryl holte vier Kupferstücke hervor und fragte sich, wie oft er sich einen solchen Luxus würde leisten können.
    »Vielen Dank auch.« Die Schankmaid sackte die Münzen ein.
    Faltar probierte das Hähnchen und schmatzte begeistert.
    Lyasa, die Cerryl gegenüber saß, zog die Augenbrauen hoch. »Er frisst wie ein Schwein.«
    »Essen ist wichtiger als schöne Worte«, nuschelte Faltar. »Besonders nach einem langen Tag im Dienst.«
    Cerryl schnitt mit seinem Dolch einen Streifen Fleisch ab und biss hinein. Es war zugleich trocken und saftig, aber er war viel zu hungrig, um ernsthaft über das Essen nachzudenken. Verglichen mit dem, was er bei Furenk und in Leyladins Haus aufgetischt bekommen hatte, war das Essen im Goldenen Widder eindeutig schlechter. Vor zwei Jahreszeiten hätte er so etwas noch nicht gedacht.
    »Das ist auf jeden Fall besser als das Lamm in den Hallen«, sagte Faltar.
    »Und besser als altes Brot.« Cerryl grinste Heralt an.
    »Und teurer«, erwiderte der Magier mit dem Kraushaar.
    »Magier sollen sich nicht mit ihren Münzen begraben lassen«, erwiderte Lyasa. »Wir können sie sowieso niemandem hinterlassen, da kannst du auch dein Essen genießen.«
    »Und etwas dazu trinken«, fügte Faltar hinzu.
    »Neulich kam ein großer Wagen, der offenbar nach Lydiar unterwegs war«, sagte Cerryl. »Er hatte Messingteile geladen. Es sah nach Schiffsteilen aus …«
    »Das war sicher für die Kriegsschiffe«, warf Faltar ein, nachdem er sich den Mund abgewischt und seinen Krug geleert hatte. Er hob ihn, damit die Schankmaid ihm Nachschub brachte.
    »Ich dachte, die Schiffe der Gilde werden in Sligo gebaut.«
    »Vor der Insel in der Großen Nordbucht. Aber es geht schneller, wenn man die Hauptstraße nach Lydiar nimmt und die schweren Sachen mit dem Boot schickt.«
    »Das macht dann noch einmal zwei«, sagte die Schankmaid, als sie Faltars leeren Humpen holte.
    »Sofort«, versprach der blonde Magier und griff nach seiner Börse.
    »Zehn Schiffe, das kommt mir sehr viel vor«, überlegte Cerryl.
    »Ich weiß allein im Osten Candars von mindestens sieben größeren Häfen«, erklärte Lyasa. »Wenn man Ausfälle und Versorgungsfahrten berücksichtigt, bleibt gerade mal ein Schiff für jeden Hafen.«
    So gesehen schienen zehn Schiffe beinahe schon wieder zu wenig, dachte Cerryl.
    »Die beiden einzigen Häfen, die im Augenblick wichtig sind, sind Diev und Spidlaria … und vielleicht noch Quend«, meinte Faltar.
    »Das sind immer noch höchstens drei Schiffe pro Hafen. Das Nordmeer ist ziemlich groß.« Lyasa trank ihr Bier.
    Mit einem Knall wurde der gefüllte Humpen neben Faltars Ellbogen abgesetzt. »So, bitte sehr.«
    Der blonde Magier gab der Schankmaid drei Kupferstücke.
    »Wie würdest du die Schiffe einsetzen, Faltar? Du weißt vermutlich mehr über den Handel als wir anderen zusammen.«
    Der Magier mit dem Lockenhaar und den dunklen Augen zuckte mit den Achseln. »Lyasa hat Recht. Über Lydiar und Renklaar wird keine Schmuggelware hereinkommen. Vielleicht über Ruzor oder Worrak. Es gibt nur vier oder fünf Stellen, aber wir müssen eine Blockade aufrechterhalten und die Schwarzen können das Wetter für ihren Vorteil einsetzen. Ich weiß nicht. Ich frage mich, ob wir uns überhaupt so viele Schiffe leisten können, wie wir eigentlich brauchen. Angeblich haben wir im Augenblick nicht mehr als zwanzig. Noch einmal zehn dazu … das könnte reichen.« Heralt gähnte. »Es sei denn, die Schwarzen bauen ihrerseits wieder neue Schiffe von besserer Qualität.«
    »Wie kann man denn ein besseres Schiff bauen?«, wollte Faltar wissen. »Ein Schiff ist ein Schiff. Wenn du es schneller machst, trägt es weniger Fracht oder Bewaffnete, und wenn du segeln willst, unterscheidet sich die Geschwindigkeit der Schiffe sowieso nicht, weil sie alle auf den Wind angewiesen sind.«
    »Hamor setzt in den ruhigeren Regionen des Westmeeres Sklavengaleeren ein«, warf Lyasa ein.
    »Aber hier ist die See zu rau«, widersprach Faltar.
    »Wahrscheinlich.« Heralt gähnte noch einmal.

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