Die Farm am Eukalyptushain
den Geschäften nach der richtigen Garderobe für sie gestöbert. Er war immer für sie da gewesen, und nun war es an ihr, sich um ihn zu kümmern. Vielleicht würde sie in Paris einen Arzt finden, der wusste, was ihm fehlte.
Sanft zog sie ihm die Decke über die Schultern, schaltete die Tischlampe aus und betrat ihr Schlafzimmer. Sie duschte, zog einen seidenen Hausmantel an und setzte sich an den Tisch, um die Briefe aus der Heimat zu lesen.
Clemmie ging es gut; sie war zum ersten Mal Großmutter geworden. Ihr Brief handelte nur von dem neuen Baby. John hatte ihr separat geschrieben und berichtete von Änderungen im Adoptionsrecht; Catrionas Hände zitterten, als sie seinen Brief überflog. Nach diesen Änderungen, schrieb er, hatte sie jetzt Zugang zu bestimmten Unterlagen. Aber sie werde nicht die Informationen erhalten, die sie brauche, um Kontakt mit ihrer Tochter aufzunehmen. Er habe jedoch schon an die Behörden geschrieben und hoffe, demnächst weitere Neuigkeiten zu erfahren.
Catriona ließ den Brief sinken und seufzte enttäuscht. Die Post brauchte so lange, und das Telefonnetz in Rom war hoffnungslos, schlimmer als auf Belvedere . Es konnte Wochen dauern, bis sie wieder etwas hörte.
Rasch las sie den Brief von Fred Williams. Belvedere entwickelte sich immer besser; die Arbeit am Farmhaus war fast getan. Sie seufzte sehnsüchtig. Wenn ich es doch nur sehen könnte, dachte sie. Aber es würde mindestens noch ein Jahr dauern, bis sie Zeit für eine Reise dorthin hätte.
Der letzte Brief in dem Stapel war von Poppy. Sie und Ellen arbeiteten seit fast einem Jahr im einzigen Pub von Drum Creek, und Connor war ein stämmiger und kerngesunder Dreijähriger geworden. Der Gemüsegarten machte viel Arbeit, und sie hatten schon angefangen, ihre Erzeugnisse über den Laden in der Stadt zu verkaufen. Außerdem hatte Ellen wieder angefangen zu schneidern; ihre Geschäfte gingen gut, und alles in allem hatten sie ein glückliches Leben.
Auf dem kurzen Flug nach Paris sorgte Catriona sich um Brin, aber es schien ihm ein bisschen besser zu gehen. Er freute sich darauf, den Eiffelturm und Montmartre zu sehen. Paris war faszinierend wie immer, und nachdem sie sich im Hotel eingerichtet hatten, war Catriona mit ihm einkaufen gegangen; sie hoffte, er werde seinen alten Enthusiasmus wiederfinden.
Doch die Besserung war nicht von Dauer. Die Ärzte waren ratlos, und Brin ging es allmählich immer schlechter, bis sogar ein kurzer Ausflug mit dem Taxi über die Champs-Elysées zu anstrengend für ihn war. Catriona befürchtete das Schlimmste, undals er ins Krankenhaus gebracht werden wollte, wusste sie, dass das Ende nahte.
»Ich sterbe, Darling«, sagte er, als er, von einem Berg Kissen gestützt, im Bett lag. »Aber Paris ist wahrscheinlich der beste Ort dafür.« Er lächelte matt. »Danke, dass ich mitkommen durfte, Sweetie. Ich bete dich an.«
Catriona nahm seine Hand. »Ich dich auch«, sagte sie leise.
Brin bat sie, ihm das Haar zu bürsten und ihm in die reich von Hand bestickte Jacke zu helfen, die er bei Chanel gekauft hatte. Dem Anlass entsprechend gekleidet, betrachtete er sich betrübt in dem Spiegel, den sie ihm hinhielt. Dann schloss er die Augen und verließ sie für immer. Catriona war wie betäubt vor Schmerz. Anscheinend hatte das Leben es darauf abgesehen, ihr jeden zu nehmen, den sie liebte. Sie saß in diesem stillen französischen Krankenzimmer und fühlte sich schrecklich allein und weit weg von zu Hause.
Brin bekam die Beerdigung, die er sich gewünscht hatte: schwarze Pferde, eine Kutsche aus Glas und Ebenholz mit Federbüschen, Blumen und Kerzen. Nun würde er immer in Paris bleiben – in der Stadt der Liebe.
Acht Monate später erhielt Catriona einen beunruhigenden Brief von Fred Williams. Am Anfang des langen, sorgsam geschriebenen Schriftstücks standen Neuigkeiten von Belvedere . Die Farm gehe gut, die neue Herde mache sich prächtig. Billy Birdsong sei ein Geschenk des Himmels; er wisse unendlich viel über das Land und die Elemente, mit denen sie immer wieder zu kämpfen hatten. Fred schlug vor, Billy eine Lohnerhöhung zu gewähren, denn er sei jetzt der stolze Vater von drei Kindern.
Catriona lächelte. Sie mochte den Aborigine; bei ihren kurzen Besuchen auf Belvedere hatte er sie in den Busch geführt und ihr geduldig die Geheimnisse der Pflanzen und Tiere erklärt, die man dort fand. Sie las die nächste Seite:
»Poppy und Ellen arbeiten immer noch im Pub, und der Gemüseanbau
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