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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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eingesalzen hinten in seinem Wagen.
    Dad war immer noch irgendwo mit Mr Kane unterwegs, und Mam hatte sich hingesetzt, um ein paar Sachen zu flicken, solange es noch hell genug war. Die Pferde weideten im spärlichen Gras unter den welken Bäumen. Es war seltsam still im Lager. Die meisten bereiteten sich auf die Vorstellung des nächsten Tages vor. Sogar Poppy und die Mädchen waren damit beschäftigt, ihre Kostüme in Ordnung zu bringen, und ausnahmsweise plauderten sie mit gedämpften Stimmen. Eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit hatte sich breit gemacht.
    Catriona, als Einzelkind aufgewachsen unter Erwachsenen, die sie wie ihresgleichen behandelten, empfand selten das Verlangen nach der Gesellschaft anderer Kinder. Sie lernte schnell, und sie war eine Leseratte und eine Tagträumerin. Ihre beste Freundin war Poppy, obwohl sie so alt wie ihre Mutter war, undin langen, leisen Unterhaltungen im Wagen hatte sie von ihr eine Menge über das Leben gelernt, manches davon überraschend, manches schockierend, aber immer so humorvoll vorgetragen, dass Catriona nur darüber lachen und annehmen konnte, es seien lauter wilde Geschichten. Aber am liebsten war Catriona mit sich selbst allein, und da sie alle anderen beschäftigt sah, beschloss sie, sich eine Decke und ihr Buch zu holen und sich ein geschütztes, einsames Plätzchen zu suchen, wo sie in Ruhe lesen könnte.
    Sie verließ das Camp und fand bald eine ruhige Stelle unter einem ausladenden Baum, wo niemand sie sehen konnte. Sie zog sich bis auf die Unterhose aus, legte sich auf die Decke und beobachtete, wie das getüpfelte Sonnenlicht auf ihrem nackten Oberkörper spielte. Ein Windhauch strich durch ihr Versteck, und es war wunderbar kühl nach der Hitze des langen Tages. Sie räkelte sich und gähnte voller Behagen. Jetzt wusste sie, wie eine Katze sich fühlte, wenn sie zufrieden war.
    Ihre Phantasie bekam Flügel. Wenn dies Wasser wäre, wäre sie jetzt eine Meerjungfrau mit einem langen silbrigen Schwanz, mit dem sie sich in die dunklen, grünen, kühlen Tiefen des Ozeans schlängelte. Den Ozean kannte sie aus Büchern, und ihr Dad hatte ihr erzählt, wie es dort war, sodass sie ihn sich vorstellen konnte.
    Plötzlich spürte sie, dass sie nicht mehr allein war. Sie schrak aus ihren Träumen auf.
    Die Silhouette eines Mannes ragte über den Abhang; die Sonne beschien ihn von hinten, sodass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Aber die Silhouette war ihr nicht vertraut, und ein Frösteln überkam sie.
    Instinktiv setzte sie sich auf und schlang die Arme um die Knie. »Wer sind Sie?«, fragte sie und blinzelte in die Sonne. »Und was machen Sie hier?«
    »Mein Name ist Francis Albert Kane.« Es waren die gleichen vollen, runden Töne, die sie schon im Lager gehört hatte. »Schauspieler und Raconteur der englischen Bühne, zu Ihren Diensten, mademoiselle .« Er verneigte sich und schwenkte seinen Zylinder mit der gleichen ausladenden Geste wie kurz zuvor.
    Trotz seines freundlichen Auftretens war ihr unbehaglich zumute. Das jahrelange An- und Ausziehen vor den anderen hatte ihre Schüchternheit vertrieben, doch in letzter Zeit spürte sie, dass sich ihr Körper veränderte – und jetzt errötete sie, weil sie nackt vor diesem Fremden saß. »Drehen Sie sich um, damit ich mich anziehen kann«, befahl sie.
    Er hob das Baumwollkleid auf und reichte es ihr, bevor er sich abwandte und die Gegend betrachtete. »Eil dich, Nymphe, und bring mit dir Scherz und jugendlichen Schabernack.«
    Catriona behielt seinen Rücken im Auge, während sie sich hastig ihr Kleid überstreifte. Kane war so groß wie ihr Vater und vermutlich im selben Alter. Aber mit seinem offenkundigen Bedürfnis, bei jeder Gelegenheit Lyrik zu zitieren, und seiner theatralischen Sprechweise war die Ähnlichkeit auch schon zu Ende. Sie stand auf, trat zu ihm und schaute ihm ins Gesicht. Er war blond und blauäugig und hatte einen adretten Schnauzer und einen Spitzbart. Sein Anzug sah neu aus, und seine Schuhe waren blank poliert. Poppy hatte Recht – es war eine merkwürdige Kleidung für einen Opalschürfer, selbst wenn er eigentlich Schauspieler war.
    Er musterte sie gleichfalls, ohne sich anmerken zu lassen, was er dachte. »Adieu, ihr Freunde all, adieu. Ich kann nicht länger bleiben. Die Harfe häng ich an die Weiden; fahrt wohl, ich muss von hinnen scheiden.«
    Sie blickte ihm nach, als er mit gereckten Schultern davonging, den Rücken aufrecht und gerade. Eine elegante Hand, die nicht viel

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