Die Farm am Eukalyptushain
auf einen der Wagen gewuchtet; zwei Männer plagten sich vor Hitze und Anstrengung schwitzend mit der Last, während die Mädchen ihren Auftritt in die Länge zogen, um Zeit zu schinden. Ihre Füße wirbelten den Staub auf, und sie schwenkten ihre Röcke hoch genug, um den Prospektoren einen Blick auf wohlgeformte Schenkel und Waden zu bieten. Pfiffe und Jubelrufe feuerten sie an, und Poppy warf Declan bange Blicke zu und wartete auf sein Zeichen, die Bühne zu verlassen und zu flüchten.
Declan schaute sich um. Alles war bereit. Er nickte Kane zu, und die beiden Männer gingen auf die primitive Bühne zu. Auf dieses Signal hatten die Mädchen gewartet; eilig verzogen sie sich in die Wagen. Declan versuchte, die Ordnung wiederherzustellen, aber die Stimmung wurde unangenehm: Die Opalschürfer sprangen fluchend auf und schrien, sie seien um ihr Geld betrogen worden.
Catriona beobachtete mit rasendem Puls und trockenem Mund, wie die Männer in einer Phalanx gegen Kane und ihren Vater vorrückten. Da hob Kane die Hand, und Silber funkelte in der Luft. Wie auf ein Kommando warfen die Männer sich in den Staub und balgten und schlugen sich um die Münzen.
Unbeachtet entkamen die beiden Männer – Kane zu seinem prachtvollen kastanienbraunen Wallach, Declan auf den sicheren Bock. »Los!«, schrie er durch den Lärm. »Fahren wir los, ehe sie merken, dass wir weg sind!«
Catriona wurde auf den Wagenboden geschleudert, als Velda die Zügel auf Jupiters breiten Rücken klatschen ließ und das große Pferd davongaloppierte. Der Kostümkorb zerkratzte ihr den Arm, und etwas Hartes stieß schmerzhaft gegen ihr Bein, aber vor lauter Aufregung und Angst spürte sie es kaum. Als der hektische Rückzug schließlich einem gemächlicheren Tempo wich und sie auf einer einsamen Straße durch das Outback zogen, wurde ihr klar, dass dieses Leben tatsächlich zu Ende ging. Die Frage war nicht, ob, sondern wie bald es zu Ende sein würde.
DREI
M utlosigkeit lastete auf den beiden Wagen, als sie über die breite Straße rollten, die durch die Siedlung Goondiwindi führte und am Horizont verschwand. Goondiwindi war ein Name aus der Sprache der Aborigines und bedeutete »Ruheplatz der Vögel«. Catriona fragte sich, ob die Truppe je einen Ruheplatz finden würde, an dem sie willkommen war. Mit dem Aufkommen des Tonfilms und den Verlockungen der Großstadtlichter war die Truppe in den Monaten nach der Katastrophe von Lightning Ridge noch weiter geschrumpft. Sie konnten nicht konkurrieren mit dem Wunder der flimmernden Leinwand, die den Menschen im Outback eine ganz neue und aufregende Welt eröffnete, und sie hatten jetzt so wenige Zuschauer, dass es kaum noch der Mühe wert war, auszupacken und zu proben.
Catriona saß zwischen ihren Eltern und bemühte sich um Zuversicht, während sie zwischen den zusammengewürfelten Hütten von Goondiwindi nach etwas Hoffnungserweckendem suchte. Das viktorianische Zollhaus sah ganz gut aus, aber es passte nicht zu den verstaubten Baracken, die als Läden und Futterhandlungen dienten. Eine Holzkirche stand auf einem von Unkraut überwucherten Platz, verwittert, die Fenster mit Brettern vernagelt. Das einzige Lebenszeichen schien aus dem Hotel zu kommen: Splitterndes Glas und lautes Geschrei ließen vermuten, dass dort eine Prügelei im Gange war.
Ihr Vater seufzte, als er das Pferd anhalten ließ. »Es wird schongut gehen, Dad«, sagte Catriona mit gezwungener Munterkeit. »Wenn es hier ein Hotel gibt, finden wir vielleicht auch ein Publikum.«
Mit sorgenvoll gerunzelter Stirn beobachtete Declan Summers, dass die Prügelei sich durch die Hoteltür auf die Straße verlagerte. Er beruhigte Jupiter, der vor dem wüsten Gerangel scheute, und lenkte ihn über die Straße zum Wassertrog, wo sie weit genug entfernt waren. »Hier gibt’s nichts für uns«, sagte er wie zu sich selbst. »Siehst du die Plakate? Morgen kommt der Kintopp. Da werden sie ihr Geld nicht für uns ausgeben wollen.«
»Solche defätistischen Reden will ich nicht hören«, erwiderte Velda. »Wir brauchen Geld, um zur Küste zu fahren. Also müssen wir ihnen zeigen, dass wir ein paar Pennys wert sind.« Sie kletterte vom Wagen, klopfte sich den Staub vom Kleid und steckte ein paar verirrte Haarsträhnen in den Knoten in ihrem Nacken. »Kommst du mit, Declan, oder hast du vor, den ganzen Tag hier hocken zu bleiben?«
Declan lächelte matt, aber dieser ungewohnte Ausbruch von Entschlossenheit schien ihm doch neue Kräfte zu
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