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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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durch die Wüste zigeunere.«
    Catriona lief es kalt über den Rücken. Poppy redete, als sei es ihr wirklich ernst. »Aber wo willst du denn hin? Was fängst du ohne uns an?«
    Poppy stand auf und strich über das dünne Baumwollkleid, das ihr kaum bis zu den Knien reichte. »Ich schlag mich schon durch.« Sie seufzte. »Ich hab mich durchgeschlagen, seit ich so alt war wie du. Also brauchst du dir um mich keine Sorgen zu machen.« Sie streckte die Hand aus und zog Catriona auf die Beine. »Und jetzt noch einmal geprobt, bevor dein Dad auftaucht und uns beide in der Luft zerreißt, weil wir hier die Zeit verplempern. Komm.«
    Catriona bemerkte eine ganz neue Zielstrebigkeit in Poppys Gang, eine neue Entschlossenheit, als sie die Nummer noch einmal probten, und im Laufe des Tages sah sie allmählich ein, dass Poppy das Recht hatte, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben leben wollte. Es wäre selbstsüchtig zu verlangen, dass sie blieb. Aber es war schwer vorstellbar, dass sie woanders sein sollte – und schwer, sich mit der Tatsache abzufinden, dass ihre Familie zusehends kleiner wurde.
    Declan kehrte aus dem Schürfercamp zurück, wo er die Flugblätter verteilt hatte. Ein Fremder war bei ihm, ein großer, blonder Mann mit einem Zylinder und einem Gehstock mit silbernem Knauf. Auf seinem gut aussehenden Gesicht lag ein freundliches Lächeln, als er der Truppe vorgestellt wurde.
    »Das ist Francis Kane«, verkündete Declan. »Er wird uns zeigen, wo wir Trinkwasser finden.«
    »Guten Tag, Freunde der Landstraße.« Schwungvoll nahm er den Hut ab und wandte sich Velda zu. »Francis Albert Kane, zuIhren Diensten, Gnädigste.« Er beugte sich tief über ihre Hand und küsste die Luft über ihren Fingern.
    »Kane ist Schauspieler«, erklärte Declan der Runde.
    »Leider, mein Bester, hat mich in dieser wenig heilsamen Umgebung das Fieber des Opals gepackt, und meine Karriere ist ins Stocken geraten.« Er setzte den eleganten Zylinder wieder auf sein Blondhaar. »Wie sehr sehne ich mich nach der Rückkehr auf die Bretter, die die Welt bedeuten!«
    »Wenn Sie gegen harte Arbeit, einfaches Essen und schlechte Bezahlung nichts einzuwenden haben, sind Sie bei uns willkommen«, sagte Declan.
    »Mein Bester.« Kane presste beide Hände an sein Herz – lange genug, um sicherzugehen, dass er im Kreis der anderen Schauspieler die Hauptrolle spielte. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Catriona beobachtete ihn. Seine Gesten waren blumig und übertrieben enthusiastisch, und er sprach mit einem Akzent, den sie noch nie gehört hatte. Es klang, als habe er eine heiße Kartoffel im Mund.
    Poppy schien ihre Gedanken zu lesen; sie lehnte sich zu ihr herüber und tuschelte hinter vorgehaltener Hand: »Er ist ’n Brite. ’n stinkfeiner noch dazu, wenn ich mich nicht irre.«
    Catriona kicherte. »Er ist komisch.«
    Poppy betrachtete den Neuankömmling nachdenklich. »Aber irgendwas stimmt nicht mit ihm. Was macht ein Kerl wie der hier draußen?« Sie schüttelte den Kopf. »Schätze, man muss ihn im Auge behalten. Das steht fest.«
    Catriona zuckte die Achseln. Poppy war immer misstrauisch, wenn jemand Neues zur Truppe kam. Es gefiel ihr, wie dieser Mann alle zum Lachen brachte. »Wenn er Dad gefällt, genügt mir das«, sagte sie.
    Poppy zuckte die Achseln. »Mag sein, dass er redet wie ein Schauspieler. Aber ich kenne keinen, der sich so anzieht – schon gar nicht hier draußen.«
    Catriona verzog das Gesicht. Die Unterhaltung langweilte sie. »Dad muss es wissen. Ich gehe ein bisschen spazieren«, sagte sie. »Bis nachher.«
    Sie kletterte den steilen Hang ins Tal hinunter und fing an, im Gestrüpp unter den schlanken Bäumen nach Beeren zu suchen. Entzückt sah sie dabei den bunten Vögeln zu, die unter lautem Gekreisch im Geäst umherflatterten und sich um die Plätze balgten. Sie erinnerten sie an Poppy und die anderen Tanzmädchen, die sich einen Wagen teilten, denn die trugen ihr buntes Gefieder gleichfalls auch dann, wenn sie nicht auf der Bühne standen, und hörten nie auf zu zwitschern und zu zanken.
    Sie trug ihre Beeren ins Lager zurück und half mit, das Gemüse zu putzen, bevor es in den großen Topf mit Ziegenragout geworfen wurde, der über dem Lagerfeuer köchelte. Zusammen mit den Broten und den Kartoffeln, die langsam in der Asche buken, würde daraus ein gutes Abendessen werden. Wilde Ziegen gab es in dieser Gegend im Überfluss, und der Bänkelsänger hatte drei gefangen. Die beiden anderen hingen gehäutet und

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