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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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sanfte Grün einzelner Baumgruppen und das dunkle Rot der Erde mit bunten Farbtupfern bereicherten.
    »Kitty, achte auf deine Füße!«, ermahnte Poppy sie ungeduldig. »Das ist jetzt das dritte Mal, dass du einen falschen Schritt machst.«
    Catriona hatte das Proben satt. Sie kannte die Schritte und würde beim Auftritt schon alles richtig machen. Jetzt wollte sie lieber frei sein – zwischen den Felsen umherlaufen und die Schwefeltümpel erkunden. Sie verschränkte die Arme und zog einen Schmollmund. »Ich hab keine Lust mehr.«
    Poppy schob sich das Haar hinter die Ohren. Der üppige, wasserstoffblonde Schopf war vor kurzem zu einem modischen Bubikopf geschnitten worden, wellig gelockt und mit einem Pony, der ihr in die Augen fiel. Sie seufzte. »Kommt wahrscheinlich auch nicht weiter drauf an. Das hier ist ja nicht gerade das Windmill Theatre.«
    Catriona hörte zu gern von den Londoner Theatern, und sie wusste, wie leicht es war, Poppy abzulenken. »Hast du da mal getanzt?«, fragte sie und hörte auf, so zu tun, als probe sie. Sie hockte sich auf einen Felsen und trank einen Schluck aus dem Wasserschlauch. Bei dem ledrigen Geschmack verzog sie den Mund.
    Poppy lächelte und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Natürlich.« Sie setzte sich neben Catriona und nahm auch einen Schluck aus dem Schlauch. »Aber bloß einmal. Der Manager hat rausgefunden, dass ich ihn mit meinem Alter belogen hatte.« Jetzt grinste sie breit. »Ich war schon damals ein großes Mädchen, wenn du weißt, was ich meine.« Sie legte die Hände unter ihren üppigen Busen und ließ ihn hin und her wippen. »Aber jemand hat’s ihm gesteckt, dass ich erst fünfzehn war, und da hat er mich gefeuert.« Sie verzog das Gesicht. »Die hatten da ihre Vorschriften, weißt du, und ich sollte in der Schule sein und nicht im Schlüpfer vor einer Bande von Männern herumhopsen.«
    Catriona machte große Augen. »Im Schlüpfer?«, wiederholte sie. »Heißt das, du hattest nichts an?«
    Poppy warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ganz recht, Küken. Nackt wie ein Babypopo – na ja, obenrum jedenfalls. Nur ein paar Federn und Pailletten zwischen mir und einer Lungenentzündung. Du kannst dir nicht vorstellen, wie kalt es in diesenGarderoben war. Und gezogen hat’s auf der Bühne – pfiff dir regelrecht in den   …« Anscheinend wurde ihr klar, wie jung ihre Zuhörerin war, und sie brach ab. »Waren gute Zeiten«, murmelte sie dann.
    Catriona versuchte sich Poppy in Federboa und Schlüpfer vorzustellen, wie sie auf einer großen Bühne herumtanzte. Sie biss sich auf die Lippe und unterdrückte ein Kichern – denn das war doch sicher nur eine von Poppys verrückten Geschichten. »Du bereust es doch nicht, dass du hergekommen bist, oder, Poppy?«
    »Ich bin zweiunddreißig, Schätzchen. Natürlich bereue ich so manches, und dieses verdammte Land ist zu groß und zu leer für ein Mädel wie mich.« Sie schaute sich um, und dann sah sie Catriona an und seufzte. »Ich glaube, es wird bald Zeit für mich, in die Großstadt zurückzugehen, Schätzchen. Ich werde ein bisschen zu alt für das alles hier.« Mit einer Bewegung ihres schlanken Arms umfasste sie die ganze einsame Gegend. »Ich werde die Welt nicht mehr in Aufruhr versetzen. Und wenn ich nicht aufpasse, bin ich irgendwann zu alt, um noch einen Mann zu finden und Kinder zu kriegen.«
    Catriona fühlte einen Kloß in der Kehle. Poppy war ein Teil ihres Lebens – sie hatte ihr auf die Welt geholfen, war ihre beste Freundin und zugleich eine zweite Mutter für sie geworden. Der Gedanke, sie könne fortgehen, war unerträglich. »Du willst doch nicht wirklich weg, oder, Poppy?«, fragte sie kläglich.
    Mit abwesendem Blick schaute Poppy hinaus über das weite Land. »Wir müssen alle mal schwierige Entscheidungen treffen, Schätzchen, und hier draußen werde ich meinen Märchenprinzen nicht finden.« Poppy nahm Catriona in den Arm. »Keine Sorge, Herzchen. Wenn ich gehe, sag ich’s dir vorher.«
    Catriona schmiegte sich in die warme Umarmung. Sie hatte Poppy so lieb, und ein Leben ohne sie konnte sie sich nicht vorstellen. »Ich will nicht, dass du weggehst«, sagte sie leise. »Ich lass dich nicht.«
    Poppy schob sie von sich und sah ihr tief in die Augen. »Ich brauche mehr als das hier, Kitty«, sagte sie sanft. »Ich will ein Zuhause, einen Mann und Kinder.« Sie lachte, und es klang wie ein raues Husten. »Und das krieg ich alles nicht, wenn ich in einem verdammten Pferdewagen

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