Die Farm am Eukalyptushain
Schulveranstaltungen, an denen sie teilnahm. Sie saß im Komitee der Landfrauen und des Musikvereins, sie gehörte zur Schulpflegschaft und zum Umweltschutzverband für das Outback. Die Menschen hier draußen lebten weit auseinander, aber sie bildeten eine eng verwobene Gemeinschaft, und sie genossen die Augenblicke der Entspannung. Bei solchen Gelegenheiten machten Klatschgeschichten die Runde, Landwirtschaftsfragen und die Preise für Rind- und Lammfleisch wurden diskutiert, und die jungen Leute pflegten Freundschaften, die oft zur Heirat und zur Zusammenlegung riesiger Ländereien führten.
Catriona drehte sich um und schaute lächelnd zum Farmhaushinüber. Es sah ganz anders aus als die kleine Hütte, in der sie anfangs gewohnt hatte. Das Dach hatte neue Schindeln bekommen, Tür- und Fensterrahmen waren grün angestrichen, und die Veranda war erneuert worden. Bougainvilleen rankten sich an den Verandapfosten empor, und die Wedel eines Pfefferbaums strichen über das Dach. Das Innere hatte sie mit weichen Sesseln und bequemen Betten, hellen Vorhängen und Tischlampen behaglich eingerichtet.
In der Ferne hörte sie das Dröhnen des schweren Flugzeugs. Sie beobachtete die Landung und wartete, bis es am Ende des unbefestigten Rollfelds angehalten hatte. Billy und zwei Jackaroos – so nannte man die Farmhelfer hier draußen – luden den schweren Postsack und die Kisten aus, die geliefert worden waren, und stapelten alles am Zaun. Ein paar Minuten später hatte das Flugzeug gewendet und startete schon wieder. Der Pilot hatte einen knappen Zeitplan, und seine Runde war ein paar tausend Meilen lang; er konnte sich nicht erlauben, hier herumzutrödeln und ein Schwätzchen zu halten.
Catriona kletterte über den Zaun und lief zu Billy. »Ich nehme die Post«, sagte sie.
»Ich mache«, brummte Billy. »Zu schwer für Missus.«
Sie musste ihm Recht geben. Der verdammte Sack wog eine Tonne. Aber sie war schrecklich ungeduldig und scharrte mit den Füßen, als die drei Männer die verschiedenen Kisten und Bündel sortierten und ins Kochhaus, in die Schlafbaracke und zum Schmied weiterbeförderten.
»Cookie jetzt bessere Laune.« Billy warf sich den Postsack über die Schulter. »Heute Abend Dosenpfirsich mit Vanillesauce.«
Catriona lächelte; sie hatte Mühe, bei seinen großen Schritten mitzukommen. Cookie, der Koch, wusste genau, wie gern Rosa Dosenpfirsiche aß. Er verwöhnte sie zu sehr. »Sind die Werkzeuge gekommen, auf die Fred wartet?«
Der Aborigine nickte. »Viel Werkzeug. Fred jetzt Auto reparieren. Verdammte Karre kaputt.« Er ließ den Postsack auf den Küchentisch fallen und sah Catriona an. »Schätze, Sie warten auf was Besonderes, Missus. Zappeln wie Katze auf heißem Dach.« Lachend schüttelte er den Kopf, als sie es bestreiten wollte. »Wahrscheinlich haben Schätzchen irgendwo. Warten, dass schreiben.«
»Schön wär’s!«, flüsterte sie, als er hinausging und zur Scheune hinüberschlenderte. Alle Männer, die sie kannte, hatten sich verdrückt, seit sie ihre Bühnenkarriere beendet hatte; es stimmte, dass der Ruhm die falschen Freier anlockte. Aber verdenken kann ich es keinem, dachte sie. Die Männer, die für ein Leben hier draußen geschaffen sind, sind dünn gesät.
Schnell kippte sie den Inhalt des Postsacks auf den Tisch. Es war ein stattlicher Berg. Mit geübter Geschicklichkeit fing sie an, die Briefe zu einzelnen Stapeln zu sortieren. Fred bekam hauptsächlich Versandhauskataloge und Broschüren von Vieh-Auktionen. Dann waren da Briefe für die Männer und ein paar Pakete. Cookie war offensichtlich beliebt; er bekam einen ganzen Stapel Briefe, alle in derselben Handschrift und mit roter Tinte adressiert. Sie zog eine Braue hoch, als ihr der Duft von parfümiertem Papier in die Nase stieg. Anscheinend hatte er eine Verehrerin.
Die Comics für Rosa und die Kataloge für Connor legte sie zur Seite. Connor war zu Pferde unterwegs und kontrollierte die Zäune; es würde noch eine Weile dauern, bis er nach Hause zurückkehrte. Aber Rosa würde jeden Augenblick aus der Schule kommen, und wie immer würde sie Belinda mitbringen, die anscheinend mehr Zeit hier als auf Derwent Hills verbrachte. Hoffentlich hatte Pat Sullivan nichts dagegen. Catriona musste lächeln. Der arme Connor! Belinda betete ihn nach wie vor an, und das war ihm so peinlich, dass er sich oft verzog und erst wieder auftauchte, wenn sie weg war. Ob er nur deshalb so versessen auf eine Aufgabe gewesen war, die allen auf
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