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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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der Farm ein Graus war?
    Ihre Hand schwebte über zwei Briefen, und sie war tief enttäuscht. Es waren ihre letzten beiden Versuche, ihre Tochter zu erreichen, und wie alle anderen waren sie ungeöffnet zurückgeschickt worden.
    Entschlossen, sich von dieser neuerlichen Zurückweisung nicht entmutigen zu lassen, raffte sie ihre übrige Post zusammen und legte sie zur Seite, um sie später zu lesen. Die anderen Stapel steckte sie in die großen Einkaufstüten, die sie für diesen Zweck aufbewahrte, und trug sie über den Hof zur Schlafbaracke, zum Kochhaus und zu Freds Hütte. Als sie ins Farmhaus zurückkam, hatten Rosa und Belinda schon ihre Ponys abgerieben und auf die Koppel gebracht. Soeben machten sich die Mädchen über Marmeladenbrote her.
    Catriona umarmte Rosa und drückte ihr einen Kuss auf die staubige Wange. »Was um alles in der Welt habt ihr getrieben?«, fragte sie, während sie frischen Tee aufbrühte. »Ihr seid von oben bis unten schmutzig.«
    Rosa fuhr sich strahlend durch die kurzen Haare. »Ich und Belinda, wir haben im Busch ein Camp gebaut, und ein paar Jungs wollten es übernehmen.« Sie wechselte einen Blick mit Belinda. »Aber wir haben’s ihnen gezeigt, was?«
    Belinda nickte, und ihre dunklen Locken wippten auf den rundlichen Schultern. »Schätze, die werden’s nicht noch mal versuchen«, sagte sie mit vollem Mund. »Rosa hat Timmy Brooks ein blaues Auge verpasst.«
    »Gratuliere«, sagte Catriona fröhlich. »Wir Mädels müssen sehen, wo wir bleiben. Und ein bisschen Dreck bringt euch nicht um.«
    »Siehst du?« Rosa sah Belinda triumphierend an. »Ich hab doch gesagt, sie macht kein Theater.«
    Catriona trank lächelnd ihren Tee. Sich schmutzig zu machen und sich mit Jungs zu prügeln – das gehörte zur Kindheit. Rosa war ein zähes Küken, aber das würde sie in dieser modernen Welt auch sein müssen, und was schadete ein schmutziges Gesicht?»Freut ihr beide euch schon auf die High School?«, fragte sie, als sie gegessen hatten.
    »Ja«, antworteten sie wie aus einem Munde. »Wir können’s nicht erwarten«, plapperte Rosa. »Noch drei Wochen, dann ist das Schuljahr zu Ende. Fahren wir nach Sydney, um die Uniformen zu kaufen?« Sie wartete gar nicht auf eine Antwort. »Kann Belinda mitkommen?«
    »Ich werde Pat fragen«, versprach Catriona. Sie hatte Mühe, nicht zu lachen, als sie den ernsten Gesichtsausdruck sah. Die aufgeregte Begeisterung der beiden erfüllte sie plötzlich mit schmerzlicher Sehnsucht. Es würde merkwürdig sein, sie während der langen High-School-Trimester nicht mehr am Esstisch zu sehen, aber dieses Opfer musste jede Mutter im Outback bringen, wenn ihre Kinder die Möglichkeit haben sollten, sich nach besten Kräften zu entwickeln.
    Sie schaute ihnen nach, als sie durch den Korridor davonstürmten, hörte, wie die Fliegentür zuschlug und ihre Schritte über die Veranda polterten. Die Zeit verging zu schnell, und ehe Catriona sich versähe, wären die beiden junge Frauen.

    Es war spät, und sie hatte die Mädchen endlich dazu gebracht, das Licht auszuknipsen und nicht mehr zu schwatzen. Catriona goss sich im Wohnzimmer einen GinTonic ein und schaltete die Stereoanlage ein. Die betörende Stimme der Callas vertrieb die Sorgen des Tages. Catriona legte die beiden Briefe, die ungeöffnet zurückgekommen waren, beiseite und fing an, den Rest zu lesen.
    Clemmie und John waren auf einer Kreuzfahrt; sie waren jetzt dauernd auf Reisen, denn Clemmie hatte keine Klienten mehr. Die Plattenfirma hatte ihr Fanpost nachgeschickt; von der Akademie, die sie in Melbourne gegründet hatte, kamen Newsletter. Man bat sie, beim Jahresabschlusskonzert die Preise zu verleihen, und sie machte sich einen Vermerk in ihren Terminkalender. Dann waren da Postkarten und Briefe von Freunden, die noch amTheater arbeiteten; ein Bittbrief von der Wohltätigkeitsorganisation, deren Schirmherrin sie war; und die Erinnerung an einen Zahnarzttermin am Ende des Monats.
    Am Ende blieben zwei sehr bedeutsam aussehende Briefe übrig. Der eine enthielt die Einladung zur Eröffnung des Opernhauses in Sydney, bei der sie Ihrer Majestät Königin Elisabeth vorgestellt werden würde. Der andere war eine offizielle Mitteilung der Regierung Ihrer Majestät. Zur Anerkennung ihrer Verdienste auf dem Gebiet der Oper sollte Catriona mit dem Titel einer Dame geehrt werden. Die Zeremonie sollte vor der Eröffnungsfeier stattfinden.
    »Verflucht!«, hauchte sie, ließ sich in den Sessel zurückfallen und las

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