Die Farm am Eukalyptushain
es nicht über sich, sie zu verbrennen. Die Steppdecken würden Rosa und Connor an ihr Zuhause erinnern; sie trug sie mit den anderen Sachen zum Wagen.
Als alles im Wagen war, blieb Catriona in dem stillen Haus stehen. Sie hörte den Widerhall von Poppys Lachen und ihreSchritte auf dem Holzboden. Sie zog die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Die Geister der Vergangenheit würden für immer hier bleiben.
Connor war von der Koppel zurückgekehrt, wo er Billy geholfen hatte, die Kühe von den Kälbern zu trennen. Er nahm ein heißes Bad im Zuber auf der hinteren Veranda und setzte sich dann zu seiner Schwester und den beiden Frauen an den Tisch.
Catriona verteilte die Teller. Der Koch hatte einen Eintopf herübergeschickt, und der Duft ließ ihnen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Der Junge hatte einen gesunden Appetit, und auch Rosa langte herzhaft zu. Offenbar sind die Kinder zäher, als ich gedacht hatte; überlegte Catriona. Vielleicht sind sie schon dabei, loszulassen und den Blick in die Zukunft zu richten. Sie räusperte sich. »Wir müssen morgen sehr früh abreisen«, sagte sie. »Ich muss um neun in Brisbane sein.«
»Fliegen wir wirklich mit dem Flugzeug?«, fragte Rosa mit großen Augen.
Catriona lachte. »Man spricht nicht mit vollem Mund, Rosa. Aber ja – wir fliegen mit dem Flugzeug. Es setzt uns in Brisbane ab, und dann bringt es Tante Clemmie hinunter nach Sydney.«
»Wie lange bleibst du weg?« Connor hatte seinen Teller leer gegessen und schob ihn beiseite. »Es ist bloß, weil Billy gesagt hat, ich kann mit ihm und den anderen zum Auftrieb.«
»Ich komme in ungefähr einer Woche für zwei Tage wieder her. Und in den nächsten zwei Monaten dann, sooft ich kann.« Lächelnd sah sie Connor an. »Und zum Auftrieb kannst du mitreiten, wenn du mir versprichst, dass die Schule nicht darunter leidet.« Er verzog das Gesicht. »Und wenn ich wieder da bin, werde ich mir ansehen, was du gelernt hast. Glaub also nicht, du kannst dich drücken.«
»In Ordnung, Tante Cat.« Er lächelte resigniert.
Catriona erwiderte das Lächeln. Sie hatte ihn gefragt, ob erLust habe, mit ihr und seiner Schwester zum Australian Day nach Brisbane zu fliegen, aber er wollte lieber bleiben. Sie waren einander in den letzten paar Tagen näher gekommen, und sie wusste, Connor wollte nichts anderes, als hier auf dem Land zu arbeiten und zu werden wie viele der Männer, die hier lebten – ruhige, zurückhaltende Männer, die das Land und dieses Leben liebten, Männer, die langsam sprachen und sich lieber mit Rindern und Pferden als mit anderen Menschen abgaben.
»Kann ich in Brisbane in die Schule gehen?«, zwitscherte Rosa. »Ich möchte nichts versäumen, und nächstes Jahr haben wir Prüfungen.«
Catriona lachte. Wie konnten zwei Geschwister nur so verschieden sein? »Ich glaube, in den ersten zwei Tagen wirst du nichts versäumen, und danach stelle ich einen Tutor für dich ein, der dir Unterricht gibt und auf dich achtet, wenn ich arbeite. Wie findest du das?«
Rosa zog nachdenklich die Stirn kraus. »Heißt das, ich kriege einen Lehrer ganz für mich allein?«, fragte sie.
Catriona nickte.
»Wow! Wenn ich das Belinda erzähle!« Aber ihre Begeisterung dauerte nicht lange. Sie machte ein bestürztes Gesicht. »Aber was ist mit meinen Freundinnen?«, heulte sie. »Dann sehe ich Belinda überhaupt nicht mehr, und an meiner Stelle wird Mary Carpenter ihre beste Freundin.«
Catriona streichelte ihr die Wange. »Du wirst sie doch wiedersehen, wenn wir nach Belvedere zurückkommen. Einen Hauslehrer hast du nur, wenn ich auf Reisen bin, und wenn ich alle meine Verpflichtungen erfüllt habe, werde ich nur noch in den Schulferien verreisen, sodass du mich immer begleiten kannst.« Sie gab ihr einen Kuss. »Und Belinda kann herkommen, sooft sie will. Vielleicht erlaubt ihre Mutter ihr hin und wieder auch, mit uns in die Stadt zu fahren.«
Damit schien Rosa sich zufrieden zu geben, und als sie gegessen und die Teller abgeräumt hatten, erkannte Catriona, dass damit alles geregelt war, bis für Rosa die High School anfinge.
Rosa war so aufgeregt über die Gala-Aufführung in Brisbane gewesen, dass sie kaum alles hatte verdauen können. Der Flug nach Brisbane war schon spannend genug gewesen, und das Feuerwerk nach der Gala war grandios, aber das Erlebnis einer ganzen Oper hatte sie vollends überwältigt. Tosca war ein Schock für Rosa; sie hatte nicht geahnt, wie machtvoll und dramatisch die Oper
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