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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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und Silvio in die Bühnenmitte geführt, wo sie einen anmutigen Knicks machte. Blumen regneten von Balkonen und Rängen, und dicke Sträuße wurden auf die Bühne getragen und ihr zu Füßen gelegt.
    Rosas Hände brannten vom wilden Applaus, und der überwältigende Stolz auf Catriona schnürte ihr die Kehle zu. Diese Catriona pulsierte vor Leben – mehr als jemals zuvor. Wie konnte sie es über sich bringen, das alles aufzugeben?

    Catriona verbeugte sich tief, und das Publikum klatschte und trampelte. Sie stand in einem Meer von Blumen im Scheinwerferlicht. Schweiß lag kalt auf ihrer Haut, und sie konnte ihre Gefühle kaum bändigen. Sie wollte weinen und singen und dieses ganze Publikum und seinen Applaus an ihr Herz drücken. Dies war ihr letzter Auftritt auf einer Bühne, ihre letzte Rolle in diesem Kapitel ihres Lebens – wenn sie das alles doch nur konservieren könnte, um es in späteren Jahren wieder hervorzuholen und noch einmal zu erleben.
    Sie warf dem Publikum Kusshände zu und sog den Beifall auf. Ihr graute vor dem Augenblick, da der Vorhang endgültig fallen würde. Wie hatte sie glauben können, es werde leicht sein? Wie lange würde es dauern, bis die Bühne sie doch wieder lockte? Dies war ihr Leben, und dazu war sie geboren. War es wirklich klug, das alles aufzugeben?
    Dann sah sie Rosa. Das kleine Gesicht strahlte, und sie klatschte unentwegt, und als ihre Blicke sich trafen, wusste Catriona, dass es nichts Kostbareres, nichts Verlässlicheres gab als die Liebe eines Kindes.
    Catriona holte tief Luft und versank in einem letzten Knicks. Dann machte sie dem Bühnentechniker ein Zeichen und wartete darauf, dass der Vorhang zum letzten Mal fiel.

SIEBZEHN

    E inem Fremden musste das Leben auf Belvedere langweilig erscheinen. Nur wenig markierte den Wechsel der Jahreszeiten. Aber als Catriona sich eingelebt hatte, stellte sie fest, dass eigentlich immer irgendetwas los war. Bald gefiel ihr das Leben im Outback viel besser als das in der Großstadt. Ihre Reisen dorthin erledigte sie schnell, denn das lärmende Treiben machte sie ungeduldig, und sie sehnte sich jedes Mal danach, in ihre friedliche Oase zurückzukehren. Aber sie waren notwendig, denn Catriona hatte einen besonderen Grund, nach Sydney zu fliegen – einen Grund, den nur sie allein kannte. Und auch wenn diese Reisen sie bekümmerten, wusste sie doch, dass sie sonst keine Chance hatte, ihre Tochter zu sehen.
    Seufzend schloss sie die Augen. Sie waren einander nie begegnet, hatten nie miteinander gesprochen, und Catriona vermutete, dass es auch niemals geschehen werde. Ihre Tochter einmal zu sehen, zu wissen, dass sie gesund und erfolgreich war – das würde genügen müssen. Rosa war zwar noch ein Kind, aber es war gut, auf diesen scheinbar unschuldigen Ausflügen nach Sydney ihre Gesellschaft zu haben. Sie gingen zusammen einkaufen und aßen in einem der kleinen Bistros am Hafen, und dann krönten sie ihren Aufenthalt mit einem Besuch im Theater oder im Ballett. Rosa hatte ihre Leidenschaft für Gilbert and Sullivan entdeckt. In Catrionas Augen war es Pantomime für Erwachsene, aber sie ging doch gern mit ihr hin, wenn sich die Gelegenheit bot.
    Sie lehnte am Zaun und wartete auf das Postflugzeug. Es kam einmal im Monat, wenn das Wetter es zuließ. Sie spähte hinaus über die Weiden. Der Wind strich über das hohe Gras und verwandelte es in einen blassgrünen Ozean, dessen Wellen durch das weite Tal bis zu den Eisenerzbergen zogen. Sie war jetzt seit einem Jahr hier und fühlte sich ganz und gar heimisch.
    Das Farmhaus war ausgebaut und renoviert worden, während sie in London war; das kleine Haus hatte nun vier Schlafzimmer, ein richtiges Bad und eine hochmoderne Küche mit einem aus England importierten Aga-Herd. Im Sommer sorgten Deckenventilatoren für Kühlung, und an den langen, kalten Winterabenden brannte ein Feuer im Kamin des Wohnzimmers.
    Fred war in den ersten Monaten wunderbar geduldig gewesen. Jeden Morgen kam er mit Rechnungsbüchern, der Auflistung der Herden und Arbeitsplänen und erklärte ihr jede Einzelheit, bis sie mit dem Betrieb auf Belvedere vertraut war. Connor und Billy waren mit ihr über Koppeln und Weiden gestreift, und als sie sich wieder ans Reiten gewöhnt hatte, war sie bei einem Brumby-Auftrieb dabei gewesen – eine berauschende Jagd mit den Wildpferden des Outback, belebender und spannender als jede Opernaufführung.
    Es gab Partys und Tanzveranstaltungen, Picknicks, Pferderennen und

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