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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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noch was?«
    Poppy drängte sich zur Tür herein und stolzierte zur Bar, ohne auf die entsetzten Blicke zu achten. »Das bringt doch Glück, Mann«, sagte sie und gab dem Barkeeper einen Stups vors Kinn. »Überhaupt ist heute euer Glückstag. Wie wär’s – sollen wir euch was vorspielen?« Sie drehte sich um und strahlte ihr fassungslosesPublikum an. »Sieht so aus, als könntet ihr alle ein bisschen Aufheiterung vertragen, und es kostet euch nur ein paar Pennys.«
    »Verdammte Zigeuner!«, knurrte der Barkeeper. »Schlimmer als die verdammten Aborigines.« Er verschränkte die Arme. »In meinem Hotel lasse ich keine angemalten Flittchen herumhopsen. Macht sauber und verschwindet, bevor ich die Hunde auf euch loslasse.«
    »Ich bin kein Flittchen«, schrie Poppy. »Ich bin eine Theatertänzerin!«
    Der Barmann beugte sich über die Theke und schob Poppy sein feistes rotes Gesicht entgegen. »Wie du dich auch nennst, es läuft doch immer auf das Gleiche hinaus. Wenn du ’ne Hure bist, können wir uns vielleicht einigen – wenn nicht, kannst du mit allen anderen verschwinden.«
    Catriona sah Poppys entgeistertes Gesicht, und in diesem Moment erkannte sie, dass sie wirklich ganz unten angekommen waren. Poppy hatte noch immer einen Grund zum Lachen gefunden, noch stets die Kraft gehabt, zu streiten oder sich aus einer misslichen Lage herauszumogeln. Aber jetzt hatte es ihr die Sprache verschlagen, und sie hatte Tränen auf den rougegeschminkten Wangen, als sie herumwirbelte und die Flucht ergriff.
    Der Lärm hatte noch andere Bewohner der Stadt auf den hölzernen Gehsteig treten lassen. Ihr Gemurmel schwoll an; es klang wie ein wütender Bienenschwarm. Sie sahen zu, wie die fahrenden Künstler die Pferdeäpfel aufsammelten. Ihre Eltern hatten Catriona schützend zwischen sich genommen, aber sie wusste, sie würde das Misstrauen in den Augen dieser Leute nie vergessen und auch nicht die Missbilligung in ihren Mienen, als sie wortlos zurückwichen, damit die Truppe das Hotel verlassen konnte. Ihre Feindseligkeit bohrte sich wie ein Messer in Catrionas Rücken, und als sie wieder auf den Wagen stieg, hatte sie zum ersten Mal im Leben wirklich Angst.
    Dann prallte der erste Lehmklumpen gegen den Wagen. Vieleweitere folgten, und das Gemurmel schwoll zu höhnischem Gejohle an. Hunde kläfften und schnappten nach den Fesseln der Pferde.
    Grimmig trieb Declan das Pferd voran, und sie rumpelten zur Stadt hinaus. Velda hielt Catriona fest umschlungen. Kane ritt neben ihnen her; er lachte und scherzte nicht mehr. Poppy saß neben dem zitternden Max auf dem zweiten Wagen. Sie war aschgrau im Gesicht, und die harte Realität dessen, was aus ihnen geworden war, hatte ihr all ihren Mumm geraubt.
    Ein trauriges Häuflein schlug zwei Stunden später das Lager auf. Düster und schweigend saßen alle um das Feuer und aßen den Rest des in der Asche gebackenen Brotes mit goldenem Sirup und spülten es mit Tee aus dem Blechkessel herunter. Jeder behielt seine Gedanken und Gefühle für sich.
    Max starrte niedergeschlagen in die Flammen und hielt den Terrier mit der grau gewordenen Schnauze fest in den zitternden Armen. Patch leckte dem alten Mann über das Gesicht, aber diese zärtliche Geste wurde nicht zur Kenntnis genommen, und sein Mitgefühl versank im Sumpf der Hoffnungslosigkeit. Poppys Make-up war streifig von Tränen. Sie hatte die Schultern unter dem schweren Wollschal hochgezogen, hielt die Knie umschlungen und wiegte sich vor und zurück. Das bunte Tanzkleid glitzerte kalt im Schein der Flammen, und die Federn des Kopfschmucks hingen ihr traurig ins Gesicht. Sie hatte wirklich kapituliert, denn sie brachte nicht einmal mehr die Energie auf, sich zu waschen oder etwas Bequemeres anzuziehen.
    Kane rauchte ein Zigarillo und starrte versonnen in die Dunkelheit. Der Rubin an seinem kleinen Finger funkelte im Licht des Lagerfeuers. Catriona fragte sich, was er wohl dachte; sie mochte ihn inzwischen, aber rätselhaft war er noch immer. Er war seit Monaten bei ihnen und hatte ihnen so manche Geschichte erzählt, Einzelheiten über sein Leben vor dieser gemeinsamen Zeit hatte er ihnen allerdings nie anvertraut. Er hatte ihnen nieerklärt, warum er sich für ein solches Dasein entschieden hatte, obwohl er sich etwas Besseres hätte leisten können.
    Catriona kam plötzlich ein erschreckender Gedanke. Kane mochte verschlossen und wortkarg sein, was seine Vergangenheit anging, aber niederträchtig war er nie gewesen, und sein Geld

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