Die Farm am Eukalyptushain
heraus. Vornübergebeugt rannten sie unter den Rotorblättern hindurch, und ihre Rucksäcke hüpften auf ihrem Rücken. »Anscheinend haben sie vor, ein Weilchen zu bleiben«, fauchte Rosa. »Was glauben sie, was das hier ist – ein verdammter Campingplatz?«
Harriets Antwort verlor sich im Dröhnen der Maschine. Der Hubschrauber stieg wieder auf und nahm Kurs auf die Berge. Harriet und Rosa wandten sich ab; ihr Haar flatterte, und der Wind riss sie fast um.
»Entschuldigung. Ich hoffe, niemand ist verletzt?«
Harriet und Rosa fuhren herum und funkelten den dunkelhaarigen Mann wütend an. »Sie haben mehr Glück als Verstand«, schrie Rosa ihm entgegen.
»Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, dieses verdammte Ding so dicht beim Haus und bei den Stallungen landen zu lassen? So etwas Dämliches, Ignorantes, Idiotisches, Gedankenloses …« Harriet verließen die Worte, als sie die Heiterkeit in den braunen Augen sah.
Die zweite Person drehte sich endlich um. »Ich habe diesem Idioten von Pilot gesagt, dass es keine gute Idee ist«, rief sie. »Aber wie alle Männer wusste er es besser.«
»Belinda!« Sie stürzten auf sie zu und umarmten sie beide gleichzeitig. »Was zum Teufel machst du denn hier?« Rosa wich zurück. »Du hast doch gesagt, du kannst nicht kommen.«
Belinda grinste und versuchte ihr Haar zu ordnen. »Weiß ich«, sagte sie betrübt. »Aber da hat sich etwas ergeben.«
»Was soll der Hubschrauber?«, fragte Harriet mit einem erbosten Seitenblick auf den Fremden. »Wer ist das?«
Der Mann streckte ihr die Hand entgegen. »Detective Inspector Tom Bradley. Tut mir leid, aber manchmal geht’s mit Sameinfach durch.« Er grinste. »Glaubt wohl, er ist immer noch in Vietnam.«
Tom verlor sich in einem blauen Augenpaar. Er sah grüne und violette Tüpfelchen darin, die ihn an ein stürmisches Meer erinnerten. Die Sonne glänzte golden auf dichten Wimpern, und ein paar Sommersprossen betonten die Zartheit der Haut in diesem schönen, staubbedeckten Gesicht. Ihr langes Haar fiel in blonden Kaskaden auf die Schultern, und lockige Strähnen schlängelten sich liebkosend über ihre Wangen und küssten die Winkel des fein geschwungenen Mundes. Mehr als alles in der Welt wünschte er sich, er könnte eine solche goldene Strähne sein, wünschte sich, er könnte diese Augen immerfort anschauen und sehen, wie sie sich mit ihren Stimmungen veränderten. Ein schmerzhafter Rippenstoß brachte ihn in die Realität zurück. Er hatte von dem, was gerade gesagt worden war, kein Wort gehört. Er sah Belinda an, sah ihren amüsierten Blick und wurde rot, als er begriff, dass er die Hand der blonden Frau immer noch nicht losgelassen hatte. Er räusperte sich. »Tag«, sagte er. »Nennen Sie mich Tom.«
Ihre Hand war fest, ihr Händedruck beinahe schroff, und trotzdem lief eine Schockwelle durch seinen Körper. »Harriet«, sagte sie, ohne zu lächeln. »Das ist Rosa.«
Tom löste den Blick widerwillig von Harriet und schaute hinab in ein elfenhaftes Gesicht mit intelligenten Augen. »Nett, Sie kennen zu lernen«, sagte er gedehnt. »Entschuldigen Sie.« Es war interessant, mit der Frau, von der Belinda ihm so viel erzählt hatte, endlich ein Gesicht zu verbinden, aber so attraktiv sie auch war, mit Harriet war sie nicht zu vergleichen, und unwillkürlich warf er noch einmal einen Blick zu ihr hinüber, um ihr vielleicht noch einmal in die Augen schauen zu können.
»Ich wusste nicht, dass du einen Freund hast, Belinda.« Rosa versetzte ihrer Freundin einen Rippenstoß. »Du hast ihn uns verschwiegen. Was stimmt denn nicht mit ihm?«
Belinda raffte ihren Rucksack hoch und warf ihn über die Schulter. »Er ist nicht mein Freund. Er ist mein Boss.«
»Dein Boss?« Rosa und Harriet starrten ihn an. »Warum bringst du deinen Boss mit zu Mums Party?« Einen Moment lang herrschte verlegenes Schweigen. Dann sagte Rosa: »Das ist kein Freundschaftsbesuch, nicht wahr, Belinda?«
»Nein, nein«, schaltete Tom sich hastig ein. »Hören Sie, es ist nichts Dramatisches. Gibt keinen Grund, sich einen Knoten ins Hemd zu machen. Wir müssen nur mit Dame Catriona sprechen.«
»Warum?« Harriet starrte ihn wütend an.
»Darüber kann ich nur mit Dame Catriona selbst sprechen.« Sein flehentlicher Blick bat sie, seine Lage zu verstehen. »Mein Chef hielt es für eine gute Idee, wenn wir herkommen und mit ihr reden. Belinda ist hier, weil ich sie gebeten habe, mich zu begleiten.«
»Wie konntest du das tun, Belinda?«
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