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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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verlockend, dass er beinahe vergaß, warum er hier war. Nur mit großer Mühe konnte er sich konzentrieren. »Das begreife ich«, sagte er. »Ich habe auch irgendwie das Gefühl, ich muss sie beschützen.«
    Harriet blieb stehen und schob die Hände in die Hosentaschen. Sie sah ihn fragend an. »Warum?«
    Er rückte den Seesack auf seiner Schulter zurecht. »Weil ich ihre Musik liebe«, sagte er aufrichtig. »Ihre Stimme war so rein, ihre Leidenschaft so tief – ich kriege jedes Mal Gänsehaut, wenn ich sie singen höre.«
    Harriet zog eine Braue hoch, und ihre Augen funkelten humorvoll. »Sie überraschen mich«, sagte sie. »Ich hätte Sie nicht für einen Opernfan gehalten.«
    »Nicht alle Polizisten sind Philister«, sagte er.
    Sie wurde rot und schaute weg. » Sorry. Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    Er versuchte leichthin darüber wegzugehen; aber sie sollte sich kein falsches Bild von ihm machen. »Kein Problem. Es ist eine weit verbreitete Überzeugung, dass alle Cops Dumpfbacken sind.« Sie gingen weiter, und er erklärte ihr, warum er Catriona bewunderte. »Mein Dad war ein großer Fan. Er hatte alle ihre Schallplatten, und ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem dauernd Opern gespielt wurden. Rock ’n’ Roll und Heavy Metal sind etwas für Partys, aber die Oper rührt alle Sinne an und verleiht der Phantasie Flügel.« Er wurde rot, als ihm klar wurde, dass er sich anhörte wie ein Trainspotter, und wechselte rasch das Thema. »Leben Sie hier draußen?«
    Harriet schüttelte den Kopf. »Nein, ich lebe in Sydney. Aber hier ist mein zweites Zuhause. Auch wenn es Leute gibt, denen das nicht passt.«
    Ihre Antwort machte ihn neugierig, und ihm war, als sehe er einen flüchtigen Schatten in diesen wunderschönen Augen, der den gleichmütigen Ton ihrer Worte Lügen strafte. Es wäre interessant, mehr in Erfahrung zu bringen. Aber dazu musste er ihr Vertrauen gewinnen.

    Catriona hat einen guten Platz ausgesucht, dachte er, als er sein Zelt aufgestellt hatte. Es war nur ein kurzer Fußweg zum Kochhaus und zu den Duschen, und man brauchte nur den Hof zu überqueren, um zum Haus zu kommen. Das Zelt stand auf einer ebenen Fläche oberhalb einer Bachböschung im Schutz einiger Bäume, und es gab keine Spinnifex-Büschel, in denen sich Schlangen verstecken konnten. Ein perfekter Platz, um sich die Zeit mit einer Angelrute zu vertreiben. Wenn ich bloß daran gedacht hätte, eine mitzubringen, überlegte er bedauernd.
    »Verdammt, du bist hier nicht im Urlaub«, brummte er. »Zum Angeln hast du gar keine Zeit.«
    Aber auch wenn er aus dienstlichen Gründen hier war, erfüllte ihn eine friedvolle Ruhe. Es war viele Jahre her, dass er gezeltet hatte. Das letzte Mal war er mit seinen Söhnen in den Blue Mountains gewesen, aber die fühlten sich inzwischen zu erwachsen und zu kultiviert für solche Dinge und gingen lieber surfen. Er lächelte, als er sich erinnerte, wie er ein einziges Mal versucht hatte, auf einem solchen Brett über die Wellen zu reiten. Verdammt, er wärebeinahe ertrunken, und am Ende war er so steif vom Muskelkater gewesen, dass er eine Woche kaum hatte laufen können. Die Jungs hatten sich totgelacht und Witze über das Alter gerissen, und manche davon hatten ihn tief getroffen, wie er sich eingestehen musste. Aber Spaß hatte es trotzdem gemacht.
    Er rollte seinen Schlafsack aus, sortierte die wenigen Kleidungsstücke, die er mitgebracht hatte, und legte die Akten zurecht, die er später brauchen würde. Er schloss den Reißverschluss des Ein-Mann-Zeltes, um die Krabbeltiere fern zu halten, die es für ein gutes Versteck halten könnten. Dann setzte er sich auf die alte Holzbank, die den Stamm des alten Coolibah-Baums umgab, und dachte an Harriet und an die erstaunliche Wirkung, die sie auf ihn ausübte.
    In seinem Beruf musste er Realist sein – Zyniker, wie manche sogar sagen würden. Vermutlich war er auch einer. Man konnte nicht so viele Jahre in einer Welt der Verkommenheit und der Gewalt leben, ohne sich zu verändern. Was er dabei Tag für Tag zu sehen und zu hören bekam, wirkte wie ein steter Wassertropfen auf einem Stein, der alles Weiche allmählich wegwusch und nur die harten, spröden Kanten des Mannes übrig gelassen hatte, der er einmal gewesen war. Seiner Frau hatte dieser veränderte Tom nicht gefallen. Sie hatte ihn verlassen. Seine Kinder waren ihm fremd geworden und bevorzugten nun die Gesellschaft ihres Stiefvaters. Wie um alles in der Welt hatte er sich da so schnell

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