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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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’ne Menge Leben in dir, alter Knabe«, sagte er voller Zuneigung. »Was zum Teufel soll die Boss Lady machen, wenn du nicht da bist, um die Maschinen zu reparieren und verrückte Geschichten zu erzählen? Wenn du ein paar Tage freihaben willst, nimm sie. Aber ich brauche dich hier noch ein Weilchen. Also lass dir nicht einfallen zu verschwinden.«
    Der Aborigine schüttelte langsam den Kopf, und sein Blick war nachdenklich. »Wenn Geister singen zu Billy, dann muss er gehen«, sagte er leise. »Schätze, Boss Lady weiß, was ich meine.«
    Connor hatte die Geschichten über die Traumzeit von diesem Mann gehört. Er hatte stundenlang dagesessen und seiner singenden Stimme gelauscht, die ihm erklärt hatte, was es bedeutete, auf Wanderschaft zu gehen, und was es mit der traditionellen Traumzeit-Versammlung, dem Corroboree, auf sich hatte. Aber in der Stammeskultur der Aborigines waren noch andere, stärkere, geheimnisvollere Mächte am Werk, für die kein Weißer eine logische Erklärung hatte, auch Connor nicht. »Was willst du damit sagen, Billy?«, fragte er.
    Billy starrte in die Ferne. »Geister singen«, sagte er. »Wir müssen folgen.« Im Blick der bernsteingelben Augen lag uraltes Wissen. »Gleich wie Missus. Aber sie hört andere Lieder als schwarzer Mann.«
    Connor vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans. »Lass sie so etwas nicht hören, Billy«, sagte er. »Sie zieht dir das Fell über die Ohren.«
    Billy grinste und entblößte seine großen gelben Zähne. »Sie wahrscheinlich böse, ja. Aber keine Angst, Boss. Sie noch nicht bereit. Noch viel Arbeit hier.«
    Connor runzelte die Stirn. Gern hätte er Billy noch eingehender befragt, doch der Mann stand auf und schlenderte davon, und damit war die Unterhaltung zu Ende. Connor wandte sich ab und ging auf das Haus zu. Das Gerede von singenden Geistern und vom Tod war beunruhigend, und er fragte sich, was dahintersteckte.
    Als er vor der Veranda stand, kam Rosa aus dem Haus, dicht gefolgt von Harriet; beide lachten und sahen fröhlich aus. »Wie geht’s?«, fragte er.
    Rosa umarmte ihn strahlend. »Gut«, sagte sie. »Wir machen heute ein Picknick.«
    Wahrscheinlich nehme ich Billys dunkle, geheimnisvolle Phantasiegespinste zu wichtig, dachte Connor. Wenn Ma irgendetwas fehlen sollte, würde Rosa es wissen, und wie es aussah, brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Er schaute lächelnd auf sie herab; noch immer hatte er Mühe, diese kultivierte junge Frau in Einklang mit dem Wildfang zu bringen, der seine Schwester immer gewesen war.
    Blinzelnd blickte sie zu ihm auf. »Habt ihr ein paar anständige Pferde hier?«, fragte sie. »Mir ist heute nach Tempo.«
    Connor kratzte sich an der Narbe an seinem Kinn und bemühte sich, ein zweifelndes Gesicht zu machen. Seine Schwester war eine höllische Reiterin, vielleicht ein bisschen zu überschwänglich und waghalsig für seinen Geschmack, aber er konnte ihr jedes Pferd auf der Farm anvertrauen. Er schaute Harriet an. »Ich nehme an, das soll heißen, ihr wollt zwei der schnellsten und wildesten Pferde, die wir haben, ja?«
    Harriet lachte. »Natürlich«, sagte sie. »Du kennst mich doch, Con. Ich kann nicht zulassen, dass Rosa ganz allein die große Reiterin spielt.«
    »Komm doch auch mit, Con.« Rosa beschirmte ihre Augen vor der Sonne. »Lass die Zügel mal schießen und entspann dich.«
    Connor schüttelte den Kopf. »Zu viel zu tun«, sagte er bedauernd. Dann hatte er eine Idee. »Aber wie wär’s heute Abend? Wisst ihr noch, wie es mit Billy Birdsong immer war?«
    Die Erinnerung daran ließ Rosa wehmütig lächeln, und ihr Blick wanderte zum Horizont. »O ja«, flüsterte sie. »Wie könnte ich das vergessen?«
    »Vielleicht können wir sogar Ma überreden, uns zu begleiten«, meinte Connor. »Ein bisschen wie in alten Zeiten.«
    »Erinnerst du dich noch an das erste Mal, Harriet? War doch toll, oder?«, fragte Rosa.
    Harriet würde es nie vergessen, und die Vorstellung, in die Nacht hinauszureiten, alle irdischen Ängste abzustreifen und zu den Sternen hinaufzuschweben, war verlockend. »Ja«, seufzte sie.
    Connor hakte sich bei den beiden unter, und sie spazierten über den Hof zur Sattelkammer. Er suchte Stiefel und Buschhüte für sie heraus, und dann stand er am verwitterten Zaun und beobachtete, wie sie ihre Pferde sattelten und auf den Hof hinausführten. Seine Schwester hatte sich den widerspenstigen Rotschimmel ausgesucht, wie er es geahnt hatte, und Harriet hatte einen temperamentvollen

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