Die Farm am Eukalyptushain
und so heftig den Kopf verdrehen lassen können? Und wieso war er auch noch so glücklich darüber, so zuversichtlich, dass auch Harriet ihn attraktiv fand, auch wenn sie sich davon nichts anmerken ließ? Denn was, fragte er sich, kann eine so schöne und offenkundig intelligente Frau schon an mir finden?
Tom hob ein Steinchen auf und warf es in das klare Wasser, das über das Kiesbett gurgelte. Liebe auf den ersten Blick war ein Mythos; man las darüber in Frauenzeitschriften, aber ernst nehmen konnte man es nicht. Es war lächerlich, bei einer so flüchtigen Bekanntschaft ein so starkes Gefühl zu entwickeln, zumal wenn das Objekt dieses Gefühls ihn vermutlich als Bedrohung empfand.
Er versuchte, diese Gedanken beiseite zu schieben. Ich bin zu alt für solchen Unfug, ermahnte er sich streng. Aber es war nicht zu leugnen, dass ihn der Blitz getroffen hatte, als er das erste Mal in ihre Augen geschaut hatte. Er konnte das kribbelnde Glücksgefühl nicht ignorieren, das ihn durchströmt hatte, als er mit ihr gesprochen hatte – ebenso wenig wie das zwanghafte Bedürfnis, sie anzusehen. Wenn das nicht Liebe war, wusste er nicht, wie er es nennen sollte.
Er warf noch einen Stein ins Wasser. Die spritzenden Tropfen funkelten wie Diamanten in der Sonne. Die ganze Situation war lächerlich. Harriet war eine Frau, die ihm unter anderen Umständen nicht einmal die Uhrzeit gesagt hätte. Sie war schön, und sie war Anwältin, und offensichtlich hatte sie eine exklusive Ausbildung genossen und stammte aus einer reichen Familie. Alle Anzeichen sprachen dafür, und er hätte sie sehen müssen. Ihre Stimme, die Art, wie sie sich bewegte, sogar die saloppe Kleidung, die sie so selbstbewusst trug – das alles deutete auf eine Frau hin, die ganz entspannt mit sich selbst und mit ihrer Herkunft umging.
»Mist!« Er stand auf und schob die Hände in die Hosentaschen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass zwischen ihnen etwas geschehen könnte. Er musste mehr über sie herausfinden. Sie hatte etwas in ihm zu neuem Leben erweckt, er fühlte sich wohl mit sich selbst, und er wusste ohne jeden Zweifel, dass es sich lohnte, sich weiter für sie zu interessieren.
»Dieser Polizist hat ein Auge auf dich geworfen«, kicherte Rosa, während sie Tee kochten.
»Sei nicht albern!«, gab Harriet zurück. »Er bildet sich ein, wenn er mit mir flirtet, kommt er leichter an Catriona heran.« Sie hatte Kuchen gefunden und legte ihn auf eine Platte.
»Langsam, Hat! Meinst du nicht, er könnte mit dir flirten, weil er dich mag?« Ihre dunklen Augen funkelten vergnügt, als sie Harriet von Kopf bis Fuß musterte. »Du siehst ja nicht ganz übel aus, weißt du.«
Harriet schlug mit einem Geschirrtuch nach ihr. »Nur keinen Neid.« Sie lachte. »Wir können nicht alle eine Haut haben, die niemals braun wird und sich beim ersten Sonnenstrahl abschält. Und was das Haar betrifft, vergiss nicht: Blondinen werden niemals grau, sie verblassen nur mit Anstand.«
»Zum Teufel mit dem Anstand«, erwiderte Rosa. »Grau ist keine Farbe, mit der ich mich jemals anfreunden werde. Dafür gibt’s schließlich Tönungsmittel. Aber du weichst mir aus, Hattie. Der Mann mag dich, und ich habe das Gefühl, dass er dir auch gefällt. Also, was hast du vor?«
»Gar nichts«, sagte Harriet.
»Was habt ihr beide da zu tuscheln?« Catriona kam herein und fing an, mit Geschirr zu klappern. »Man könnte meinen, ihr wäret zwei Teenager, wenn man euch so hört.«
»Wir haben nur darüber gesprochen, wie weit manche Leute zu gehen bereit sind, nur um ihren Kopf durchzusetzen«, sagte Harriet.
Rosa deckte den Teetisch. »Mit dem Hubschrauber ist die Romantik auf Belvedere eingezogen«, sagte sie genüsslich. »Harriet hat einen Bewunderer. Ich bin so gespannt, wie es weitergeht.« Sie verdrehte die Augen und wedelte dramatisch mit den Händen. »Wird sie sich ergeben und in seine starken Arme sinken? Oder wird sie ihn meiden, bis er sich schließlich mit eingeklemmtem Schwanz zurück nach Brisbane trollt?« Sie lächelte schelmisch. »Fortsetzung folgt.«
Catriona schnaubte. »Freut mich, dass ihr unter diesen Umständen etwas zu kichern habt. Aber es ist kein Spiel, verdammt, Rosa.«
Betreten stürzten die beiden Mädchen auf sie zu und nahmensie in den Arm. »Wir wollten uns nicht über die Situation lustig machen«, stammelte Harriet. »Aber es macht uns nervös, dass du uns nicht sagen willst, was los ist. Und ich finde es ziemlich frech, dass Belinda hier
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