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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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dem alten Haus wieder so viel Ausgelassenheit herrschte.
    Als Messer und Gabeln klapperten und der Lärm anschwoll, erkannte sie plötzlich, wie einsam sie trotz aller Verbindungen zur Außenwelt geworden war. Ihr Leben stagnierte, und zum ersten Mal seit vielen Jahren sehnte sie sich nach den alten Zeiten, da sie durch die ganze Welt gereist war, neue Leute kennen gelernt und immer andere Städte und andere Opernhäuser erlebt hatte. Es waren schwindelerregende Zeiten, dachte sie – aber nie hatten sie ihr die tiefe Zufriedenheit gebracht, die das Leben auf Belvedere mit sich brachte.
    Die Stimmen wurden lauter und die Gesichter röter, als die Diskussion am Tisch ihren Lauf nahm. Widerstrebend entschied sie, die Bremse zu ziehen, und um ein bisschen Ordnung in die Debatte zu bringen, klopfte sie mit ihrem Löffel an den Teller. »Ruhe!«, rief sie und schüttelte in gespielter Missbilligung den Kopf. »Ich weiß nicht, ihr jungen Leute tut so, als wäret ihr die erste Generation, die auf eigenen Füßen steht.«
    »Die gläserne Decke verschwindet«, sagte Harriet und reichteden Pudding herum. »Wir arbeiten für das gleiche Geld und haben die gleichen Rechte wie die Männer. Das hat noch keine Generation von Frauen vor uns gehabt.«
    Catriona sah die drei an – so jung und naiv trotz aller Schulbildung, und sie beschloss, ihre eigenen Regeln zu übertreten und die Diskussion weiterzutreiben. »Die Generation meiner Mutter war emanzipiert, wahrscheinlich weit mehr, als ihr es jemals sein werdet.« Sie hob die Hand, um die Proteste gegen diese Äußerung zum Schweigen zu bringen. »Mit siebzehn ging sie von zu Hause weg, sie heiratete und zog auf die andere Seite der Welt, noch ehe sie achtzehn war. Sie war voller Abenteuerlust, voller Sehnsucht danach, Dinge zu sehen, die noch sehr wenige Menschen gesehen hatten. Sie war ein Eckpfeiler unserer fahrenden Truppe. Sie übernahm jede Aufgabe, die erledigt werden musste. Sie fuhr den Wagen, sie hackte Holz, sie ging fischen und stellte Fallen auf. Ihr Heim war ein Pferdewagen, ihr Bett ein Haufen Decken, aber das hat sie nicht daran gehindert, mich großzuziehen und ihre Ambitionen als Sängerin zu verfolgen. Wenn das nicht emanzipiert ist, weiß ich nicht, wie ihr es nennen wollt.«
    Catriona holte Luft und schaute triumphierend in die Runde. Darauf würden sie nichts zu erwidern wissen.
    »Das war eine andere Art von Emanzipation, Mum«, sagte Rosa. »Wenn sie versucht hätte, Arbeit zu finden, richtige Arbeit, dann hätte sie bald festgestellt, dass ihr Lohn geringer wäre als der eines Mannes und dass sie keine Chance gehabt hätte voranzukommen. Frauen konnten weder Rechtsanwältinnen noch Ärztinnen werden; diese Berufe waren ihnen versperrt. Du redest von einem finsteren Zeitalter, in dem Frauen einfach zu Hause bleiben und Kinder kriegen mussten. Deine Mutter war eine Ausnahme.«
    Catriona musste sich auf die Wange beißen, um nicht zu lachen. Typisch Rosa – sie fand immer ein plausibles Gegenargument.
    »Erzähl uns von den alten Zeiten, Catriona«, sagte Belinda in das Schweigen hinein.
    »Warum?« Catriona war sofort auf der Hut. Dies war weder der Ort noch die Zeit, um über den Mord an Kane zu reden.
    Belinda lachte. »Weil es mich interessiert, und weil es eine Ewigkeit her ist, dass du uns eine deiner Geschichten erzählt hast.«
    Catriona schaute in die Runde. Rosa und Harriet beugten sich erwartungsvoll vor. Der arme Connor sah verwirrt aus. Tom Bradley hatte es geschafft, den Blick von Harriet loszureißen; er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Trotz seiner entspannten Haltung sah Catriona, dass er hellwach war, und sie erkannte, dass Detective Inspector Tom Bradley immer im Dienst war.
    Sie schaute wieder Belinda an. In ihrem hübschen Gesicht lag keine Arglist. »Warum nicht – aber es ist eine Geschichte, die ich euch schon oft erzählt habe. Hoffentlich langweilt ihr euch nicht.«

VIERUNDZWANZIG

    C onnor war genauso fasziniert wie die anderen, aber er merkte, dass Ma allmählich müde wurde. Er warf einen Blick aus dem Fenster und sah auf die Uhr. »Du erzählst jetzt seit über einer Stunde, Ma«, sagte er. »Es ist schon dunkel, und du brauchst deine Ruhe.«
    »Du liebe Güte!« Sie lächelte. »Muss ich wirklich?« Die Frage klang bedauernd; offenbar hatte sie noch keine Lust, mit dem Geschichtenerzählen aufzuhören.
    »Es ist spät«, erklärte er und warf Tom einen wütenden Blick zu. »Unsere Gäste möchten dich sicher

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