Die Farm am Eukalyptushain
bringt eure Ärsche in Bewegung.«
Damit marschierte er hinaus, und Tom folgte ihm. Kaum waren sie außer Hörweite der Männer, die das Kochhaus verlassen hatten und die Hälse reckten, als Connor sich umdrehte. »Ich hoffe, Sie haben eine verdammt gute Erklärung für das, was da eben geredet wurde«, sagte er mit tödlicher Ruhe. »Denn sonst schlage ich Ihnen die Zähne ein.«
Harriet schlurfte in die Küche, und ihr fiel auf, dass der Telefonstecker aus der Wand gezogen war. Sie war erst halb wach und fragte sich nicht, warum das so sein mochte; sie schob den Stecker wieder in die Dose und fing an, Kaffee zu kochen. Beinahe sofort klingelte das Telefon, und sie nahm den Hörer ab. Es war ihre Mutter. Jeanette war nicht in Plauderstimmung. »Hast du heute Morgen die Zeitung gelesen?«
»Das geht ja wohl kaum.« Harriet öffnete ein Fenster, um den frischen Wind hereinzulassen, der in der Nacht aufgekommen war. Von Rosas Zigarettenrauch tränten ihr die Augen.
»Harriet? Bist du da? Ich kann dich nicht hören«, rief ihre Mutter.
»Ist auch ein weiter Weg bis Sydney«, antwortete Harriet und betrachtete die herrliche Aussicht. Die Sonne war eben über den fernen Bergen aufgegangen, und die Koppeln leuchteten rot und orange.
»Sei nicht schnippisch«, fauchte Jeanette.
Ihre Stimme klang wie eine zornige Wespe in Harriets Ohr. Tom und Connor standen vor dem Kochhaus, offenbar in eine hitzige Auseinandersetzung verwickelt. Die anderen Männerlungerten vor der Tür herum und versuchten zu lauschen. Was mochte da vor sich gehen? Ihre Mutter redete und redete. Harriet sah auf die Uhr und zog die Brauen hoch. »Um diese Zeit liegst du doch sonst noch im Koma«, unterbrach sie den Wortschwall. »Was bringt dich denn so in Rage?«
»Es gibt Ärger auf Belvedere . Es war in allen Zeitungen zu lesen.«
»Verflucht«, sagte Harriet. »Das ging aber schnell.«
»Was?«, schrie ihre Mutter ihr ins Ohr. »Was hast du gesagt?«
Harriet ordnete ihre Gedanken. »Nichts, Mutter«, sagte sie hastig. »Was meinst du mit Ärger?« Rosa schaute zur Tür herein und schaute sie fragend an, und sie zuckte wortlos die Schultern.
Jeanettes Stimme schwirrte schrill durch die Telefonleitung, als sie die Zeitungsmeldungen zusammenfasste. Harriet überlief es eisig bei ihren Worten, und entsetzt begriff sie, in welche Lage Catriona geraten war. Jetzt war vieles klar – aber die undichte Stelle, durch die das alles an die Presse gedrungen war, musste ganz in der Nähe liegen – beunruhigend nah.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Die beiden Männer schüttelten einander die Hand; anscheinend hatten sie sich irgendwie geeinigt. War es bei ihrem Streit um dieses Leck gegangen? Wenn ja, war Rosas anfängliches Misstrauen gegen Tom und Belinda vielleicht gerechtfertigt gewesen. Aber Connor sah eigentlich ganz zufrieden aus. Es war rätselhaft.
Sie wandte sich vom Fenster ab. Ihre Gedanken waren in Aufruhr. »Steht in der Zeitung auch irgendetwas darüber, woher diese Story stammt?«, fragte sie, als ihre Mutter verstummte.
»Nein«, sagte Jeanette kurz und bündig.
Harriet nagte an der Unterlippe. Sie wusste, dass ihre Frage ein Schuss ins Blaue gewesen war; Journalisten hielten ihre Quellen geheim, und daran war nur durch einen Parlamentsbeschluss oder eine richterliche Verfügung etwas zu ändern. Aber noch verwirrender war die Reaktion ihrer Mutter auf diese Meldung. »Es istdoch sonst nicht deine Art, dir um Rosas Familie Sorgen zu machen? Wie kommt es zu dieser Sinnesänderung?«
»Rosa interessiert mich nicht«, gab Jeanette zurück. »Um dich mache ich mir Sorgen. Wenn ihr zusammen seid, und wenn du in diese Mordermittlungen verwickelt wirst, könnte das für deine Karriere das Ende bedeuten – und damit auch für jede Chance, die du bei Jeremy noch haben könntest.«
Harriet wusste, wie ihre Mutter reagieren würde, und deshalb behielt sie für sich, was sie über ihre Karriere und über Jeremy hätte sagen können. Sie hatte wichtigere Sorgen. »Schön, dass du dich so um mich kümmerst, Mutter«, sagte sie trocken. »Aber das ist wirklich nicht nötig. Ich kann gut selbst auf mich Acht geben.«
»Freut mich zu hören«, versetzte Jeanette. »Und es bedeutet hoffentlich, dass du nach Hause kommst. Mitgefangen, mitgehangen – und deshalb solltest du dich von dieser schrecklichen Familie so schnell wie möglich distanzieren.«
Harriet wurde zornig wie immer, wenn ihre Mutter diese Haltung an den Tag legte.
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