Die Farm am Eukalyptushain
Land; seine Familie war in den russischen Pogromen ermordet worden. Dann kamen Sie und erinnerten ihn an die Tochter, die er verloren hatte. Er entwickelte große Zuneigung zu Ihnen, und in seinem Beschützerdrang dachte er vielleicht, Kane werde Ihnen schon nichtstun, wenn er wusste, dass er Sie unter seine Fittiche genommen hatte.«
Catriona nahm den Faden auf. »Aber da missbrauchte Kane mich bereits und wollte nicht riskieren, dass ich Dimitri davon erzählte. Er wurde ungeduldig, weil er den Missbrauch weitertreiben wollte. Da musste Dimitri aus dem Weg geräumt werden.«
»Tragisch«, sagte Tom. »Nach allem, was Sie uns erzählt haben, scheint es, als hätten Sie niemals irgendjemandem gegenüber auch nur angedeutet, was da bereits im Gange war. Kane hatte Sie so gründlich manipuliert, dass er wahrscheinlich ungestraft davongekommen wäre.«
Catriona nickte. »Er gab mir das Gefühl, ich sei die Schuldige. Ich sei diejenige, die ihn gereizt und ermuntert habe. Ich habe Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass es natürlich nicht so war, aber damals dachte ich nur, ich könnte die Leute darauf aufmerksam machen, indem ich ungezogen, widerborstig und launisch war.« Sie lächelte betrübt. »Eigentlich albern. Niemand nahm Notiz davon, bis es zu spät war.« Sie legte sich die Kette um den Hals und spürte ihr Gewicht auf der Haut. »Ich möchte, dass Dimitri ein anständiges Begräbnis bekommt, Tom. Können Sie das für mich arrangieren?«
Er nickte. »Natürlich. Möchten Sie dabei sein?«
Catriona überlegte kurz. »Nein«, sagte sie leise. »Ich werde ihn immer in Erinnerung behalten und um ihn trauern. Aber die Toten sollen ihre Toten begraben. Jetzt ist nur noch die Zukunft wichtig.« Sie lächelte ihn an. »Wie sieht meine Zukunft aus, Tom?«
»Der Fall wird abgeschlossen. Dimitri ist identifiziert, und der Mord wurde durch eine oder mehrere unbekannte Personen begangen. Wir können ja trotz unseres Verdachts nicht beweisen, dass Kane es getan hat.« Er atmete tief und lange aus, als habe er den Atem angehalten. »Wir werden den Boden unter dem Schuppen aufgraben und registrieren müssen, was wir dort finden. Aber ich bezweifle, dass noch viel da ist, nachdem Sie den Toten mit Säure übergossen haben.«
»Werde ich für diesen Mord vor Gericht gestellt werden?« Sie musterte ihn durchdringend und sah den Widerstreit der Gefühle in seinem Blick.
Er schüttelte den Kopf. »Ihre Mutter hat ihn umgebracht, und sie ist tot. Sie waren damals ein Kind. Man könnte zwar darüber diskutieren, ob Sie nicht Beihilfe geleistet haben, aber ich werde dafür sorgen, dass Ihr Name aus dem Spiel bleibt.«
»Und wie wollen Sie das machen? Da müssten Sie doch die Wahrheit ein bisschen verbiegen.«
»Wahrscheinlich.« Er wechselte einen verschwörerischen Blick mit Belinda und lächelte. »Aber nur die Leute hier im Raum wissen, warum diese Morde geschehen sind, und wir werden es niemandem erzählen. Sie vielleicht?«
Sie lachte. »Sie sind ein ungezogener Junge. Aber ich bin noch nicht ganz überzeugt. Was ist mit dem kleinen Recorder, den Sie die ganze Zeit laufen lassen? Jetzt muss doch alles auf dem Tonband sein.«
Er griff nach dem Gerät und betrachtete es mit gespieltem Bedauern. »Was sagt man dazu?«, flüsterte er. »Ich glaube wirklich, ich habe vergessen, das Ding wieder einzuschalten, nachdem ich Kassette und Batterien gewechselt habe.«
Nach einer kurzen Besprechung mit Tom spazierte Belinda über den Hof und machte sich auf die Suche nach Connor. Ihre Gedanken kreisten noch immer um die Geschichte, die sie heute gehört hatte, und sie wusste, dass Connor darunter leiden musste. Seufzend blieb sie am Zaun stehen und schaute über das Land hinaus. Catrionas Geschichte war nichts Ungewöhnliches; sie hatte so etwas in unterschiedlichen Versionen schon oft gehört, als sie in der Kinderschutzabteilung gearbeitet hatte. Aber immer wieder berührten solche Geschichten sie tief, und sie wusste, dass sie in den nächsten Tagen Alpträume haben würde. Die Arbeit mit kindlichen Missbrauchsopfern hatte etwas Düsteres an sich, und sie fühlte sich schmutzig und schämte sich, zur menschlichen Rasse zu gehören. Aber sie hatte zu denen gehört, die solchen Kindern Unterstützung gaben, sie war diejenige gewesen, die ihnen zugehört hatte und in deren Macht es stand, das alles aufhören zu lassen. Es war eine zermürbende und oft frustrierende Aufgabe gewesen, und irgendwann hatte sie festgestellt, dass
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