Die Farm am Eukalyptushain
Augenweide im Sattel war, konnte Harriet dem Mädchen neben ihm nicht das Wasser reichen.
»Du siehst so nachdenklich aus«, stellte Belinda fest. »Hast du etwas auf dem Herzen?«
Er wurde rot, als er in die dunkel leuchtenden Augen sah. Es war, als könne sie seine Gedanken lesen, und er begriff, dass er sich vorsehen musste, denn sonst würde er sich bald genauso albern aufführen wie Tom Bradley. »Es wird spät«, sagte er bärbeißig. »Ich sollte mich um die Männer kümmern.«
Belinda lächelte und lehnte sich an den Zaun; sie schob die Finger in ihr Haar und gähnte. Connor konnte nicht umhin, die elfenbeinerne Wölbung ihrer Brüste zu bewundern, als ihre Bluse ein wenig auseinander klaffte. Sie ertappte ihn dabei, und wieder wurde er rot. Ihr dunkles, kehliges Lachen brachte ihn vollends durcheinander.
»Schön zu wissen, dass dir die Aussicht gefällt«, sagte sie augenzwinkernd.
Connor blickte zu Boden. Sie flirtete mit ihm, und er wusste nicht genau, wie er reagieren sollte. Am besten war es, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. »Ist sicher besser als ein Stier von hinten«, brummte er.
Sie warf den Kopf zurück und lachte schallend. »Danke«, prustete sie schließlich. »Das sollte ja wohl ein Kompliment sein, oder?«
Er grinste und kam sich vor wie ein kleiner Junge. »Vermutlich«, sagte er gedehnt und trat seine Zigarette aus.
»Aber du selbst siehst auch nicht übel aus.« Ihr Blick wanderte über seine Gestalt. »Beinahe besser als Max, aber der hat natürlich was, was du nicht hast.« Ihre Mundwinkel zuckten, und ihre Augen funkelten vergnügt.
»Max?« Er wusste, er hätte nicht fragen sollen. Es war ein Spiel. Aber er konnte nicht anders, er musste mitspielen.
»Mein Partner.« Sie lachte wieder, dunkel und sexy.
»Oh«, sagte er bestürzt. »Ich wusste nicht, dass du jemanden hast.«
Sie lachte laut. »Armer Connor«, sagte sie. »Ich sollte dich nicht aufziehen, was?«
Verdattert sah er sie an. Er würde niemals verstehen, was im Kopf einer Frau vorging, aber er wünschte doch, sie wollten nicht ständig in Rätseln sprechen.
»Max ist mein Partner bei der Arbeit«, erklärte sie. »Er ist klug, treu und der beste Freund, den ich je haben werde.« Sie schaute ihn an und lächelte honigsüß. »Max ist ein Deutscher Schäferhund mit einer kalten, feuchten Nase, zu vielen Haaren und einem Hass auf Katzen und Schurken – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Aber ich glaube nicht, dass er eine Bedrohung für dich ist.«
Er war zutiefst erleichtert. »Dann ist es ja gut«, sagte er und wünschte, ihm wäre eine witzigere Antwort eingefallen.
Sie lächelte ihn geheimnisvoll an. Beide schwiegen, und die Luft zwischen ihnen knisterte vor Elektrizität. »Was für ein Tag!«, sagte sie schließlich. »Was hältst du von einem Ausritt?«
Connor fand die Idee großartig, aber vorsichtig, wie er war, beschloss er, sich zurückhaltend zu äußern. »Ich könnte mir vorstellen, dass du noch zu arbeiten hast.«
Sie zuckte die Achseln. »Das hat Zeit bis morgen. Bevor ich in Cairns bin, kann ich nicht viel tun.« Sie hob den Kopf und sah ihm ernst in die Augen. Sie stand jetzt dicht vor ihm, und er konnte den Duft ihres Haars riechen. »Also, wie wär’s? Ich bin doch hier im Urlaub, und ich könnte ein bisschen Bewegung und frische Luft gebrauchen.« Ihre Hand lag auf seinem Arm, sanft und warm, und ein Kribbeln lief ihm über den Rücken. »Komm«, flüsterte sie, »lass uns verschwinden.«
Die Sonne stand schon tief über den Bergen, als sie ihre Pferde zum Galopp antrieben und ins Grasland hinausritten. Das Feuer des Abendhimmels badete das Outback in seiner warmen Glut.Die Berggipfel leuchteten, und die Kiefernwälder an den Hängen lagen in tiefem Schatten.
Belindas Haar wehte im Wind, und sie strahlte vor Glück über die Freiheit, die das weite, leere Land von Belvedere ihr eröffnete. Connor war in ihrer Anwesenheit nicht mehr beklommen zumute, er war nicht mehr schüchtern und verlegen, denn er wusste, sie war die Frau, mit der er sein Reich teilen wollte.
Der Himmel loderte purpur- und orangerot. Die Vögel suchten ihre Schlafplätze auf; Kängurus und Wallabys kamen aus dem Busch zu ihren nächtlichen Weiden. Tiefe Schatten erstreckten sich über das Grasland. Die Bäume standen als schwarze Silhouetten vor dem prachtvollen Himmel, und der nächtliche Duft der Blumen, Kiefern und Eukalyptusbäume verwehte in der kühler werdenden Luft. Als es dunkel wurde, zügelten sie die
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