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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Was für ein Drama!«
    »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst«, sagte Catriona. »Sei einfach dankbar, dass das Gewitter vorüber ist und dass ich eine Enkelin habe.« Sie schenkte sich noch ein Glas Wein ein und wartete, bis die Mädchen ihre Tränen getrocknet und Frieden geschlossen hatten.
    Als wieder Ruhe eingekehrt war, fragte sie Harriet: »Hast du deine Mutter nie nach ihrer Familie gefragt?«
    Harriet nickte. »Doch. Schon, als ich noch ein kleines Mädchen war. Andere Kinder hatten Großeltern und Tanten und Onkel, und ich wollte wissen, warum ich keine hatte. Dad sagte, er habe seine Eltern bei einem Autounfall verloren, als er neunzehn war. Er war das einzige Kind gewesen, aber er hatte Fotos seiner Eltern und ihrer Geschwister, und er hatte viele Geschichten aus seiner Kindheit zu erzählen. Ich habe seine Verwandten nie kennen gelernt, weil sie alle längst verstorben waren, als er Mum heiratete. Er war um einiges älter als sie.«
    Harriet biss sich auf die Lippe. Ihre Stimme hatte angefangen zu zittern, und sie brauchte eine Weile, um ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Mum hat sich immer geweigert, über ihre Kindheit vor der Ballettschule zu reden. Sie hatte keine Fotos, keine Geschichten, und alle meine Fragen stießen auf eine Mauer des Schweigens. Als ich älter wurde, begriff ich, dass sie eine unglückliche, verbitterte Frau war, voller Ehrgeiz für sich selbst und infolgedessenauch für mich. Es schien, als sei sie entschlossen zu beweisen, dass sie besser war, als andere es von ihr erwarteten, entschlossen, die Vergangenheit auszulöschen und sich selbst neu zu erfinden. Irgendwann fing ich an, eingehender zu forschen, aber es gab keine Fotos oder Tagebücher, keine Briefe oder Erinnerungsstücke aus den frühen Jahren – überhaupt nichts, was mich in irgendeine Richtung hätte führen können.«
    »Und du, Rosa? Wie hast du aus einem einzigen Brief so viel erfahren können?«
    »Ich hatte einen Namen und eine Adresse. Ich hatte den Brief gelesen, und deshalb wusste ich, dass Jeanette Wilson deine Tochter war. Es hat mich umgehauen, als ich begriff, dass Harriet und ich in derselben Klasse waren.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Das Dumme war: Ich hatte alle diese Informationen und wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Du wusstest nicht, dass ich den Brief gelesen hatte. Harriet wusste nicht, dass sie mit dir verwandt war, und ihre Mutter war offenbar entschlossen, es dabei zu belassen.« Sie hob die Schultern. »Ich saß fest.«
    Catriona lachte und tätschelte ihr die Hand. »Meine Güte, Rosa, was für ein raffiniertes Luder du bist.«
    »Raffiniert? Regelrecht verschlagen, wenn du mich fragst«, sagte Connor. »Ich kann nicht fassen, dass du das alles für dich behalten hast.«
    »Ehrlich gesagt«, gestand Rosa, »ich habe mich zu Tode geschämt deshalb. Ich habe mir nur so verzweifelt gewünscht, ich könnte etwas für Mum tun. Aber eigentlich wusste ich nicht, wie ich es anstellen sollte. Mit dem, was ich in der Truhe gefunden hatte, konnte ich zwar ein paar Steinchen des Puzzles zusammensetzen, aber ein entscheidendes Teil fehlte mir. Und ohne zu beichten, was ich getan hatte, kam ich nicht weiter.«
    Catriona nickte. »Und das fehlende Puzzlesteinchen war Kane. Er war der Urheber des Unglücks für mich und die folgenden Generationen, und wenn Dimitris Leichnam nicht gefunden wordenwäre, hättet ihr wahrscheinlich nie von ihm erfahren.« Sie sah Harriet an. »Das ist nichts, worauf man stolz sein kann.«
    Connor stand auf und schenkte allen Wein nach. »Willkommen in der Familie!«, sagte er und trank Harriet zu.
    Harriet seufzte. »Mum hat mich gewarnt und gesagt, ich solle nicht so naseweis sein, wenn ich sie nach ihrer Familie fragte. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass da etwas fehlte, etwas, was ich wissen sollte.« Sie lächelte. »Und jetzt habe ich plötzlich eine komplette Familie.«
    Rosa hob ihr Glas. »Auf Hattie, so was wie eine Schwester und meine beste Freundin.« Sie leerte das Glas in einem Zug und zündete sich eine neue Zigarette an.
    In Catrionas Augen glitzerten Tränen. »Es tut mir nur leid, dass Jeanette mir nicht verzeihen konnte. Habe ich sie denn so sehr verletzt?« Fragend sah sie Harriet an.
    Harriet stand auf und ging zum Fenster. Sie vergrub die Hände in den Hosentaschen, als sie an die schreckliche Konfrontation mit ihrer Mutter dachte. Jeanette war in Weißglut geraten. Mit maskenhaftem Gesicht und kaltem Blick war sie

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