Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
ergoss sich über Bäume und Erde. Die Vögel schwärmten noch einmal aus, bevor sie sich auf ihren Schlafplätzen niederließen. Catriona lächelte glücklich. In ihrer Welt war alles in Ordnung.
    Als sie zum Haus hinüberschaute, sah sie, dass jemand auf der Veranda stand und wartete. »Dann ist sie also doch zurückgekommen«, sagte sie leise. »Ich wusste es.«
    Rosa hielt ihren Arm fest. »Mum«, begann sie. »Mum, ich muss dir etwas erzählen.«
    »Und ich muss dir auch etwas erzählen«, antwortete Catriona. »Aber das alles kann noch ein wenig warten.« Sie winkte Harriet zu. »Schon lange hier?«
    Harriet winkte zurück. Schlank und cool sah sie aus in der Leinenhose und dem frischen weißen Hemd. Ihr glattes, dichtes blondes Haar lockte sich unter dem Kinn und streifte ihre Schultern. »Den ganzen Nachmittag«, sagte sie, als die beiden an der Verandatreppe angekommen waren. Sie bedachte Rosa mit einem kühlen Blick und wandte sich dann wieder an Catriona. »Wo um alles in der Welt habt ihr gesteckt? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    Catriona lächelte sie an. »Wir waren mit dem Wagen unterwegs«, sagte sie und stieg die Stufen hinauf. »Schade, dass du nicht früher gekommen bist. Dann hättest du mitfahren können.«
    Harriet lächelte zurück und nahm ihre Hand. »Das wäre schön gewesen«, sagte sie. »Vielleicht beim nächsten Mal?« Sie küssten einander auf die Wange, und Harriet hielt ihnen die Tür auf. »Du hast hoffentlich nichts dagegen, dass ich einfach ins Haus gegangen bin? Niemand war da, und ich brauchte dringend eine Tasse Tee.«
    Catriona lachte. »Seit wann musst du deswegen um Erlaubnis bitten?«
    Rosa gab ein grunzendes Geräusch von sich, aber Catriona achtete nicht darauf. Sie würde noch reichlich Zeit haben, ihrem Groll Luft zu machen, nachdem sie gesagt hatte, was sie zu sagen hatte. »Ihr beide könnt noch einmal Tee kochen«, sagte sie. »Ich werde mein dürres Hinterteil im weichen Sessel im Wohnzimmer ausruhen.« Sie schaute den beiden nach, als sie in der Küche verschwanden. Wenn die Atmosphäre noch frostiger wird, dachte sie, muss ich fürchten, mich zu erkälten. Sie machte es sich im Sessel bequem und hörte, wie die beiden hitzig aufeinander einredeten. Verstehen konnte sie nichts, doch es war klar, dass sie wütend waren – zwei Katzen, die sich gleich die Augen auskratzen würden. »Du liebe Güte!« Sie seufzte. »Was für eine Energieverschwendung!«
    Die Mädchen kamen ins Wohnzimmer, gefolgt von Connor. Es war inzwischen dunkel geworden, und der Arbeitstag war zu Ende. Sie tranken ihren Tee und unterhielten sich steif und höflich miteinander. Nur Connor schien von der angespannten Lage nichts zu merken. Er saß entspannt da. Harriet und Rosa schauten einander immer wieder an, und Catriona spürte, wie gereizt sie waren. »Schön, dass du wieder da bist«, sagte sie. »Ich habe doch hoffentlich nichts Falsches gesagt, dass du so überstürzt weggefahren bist?«
    »Nein.« Harriet stellte ihre Tasse ab. Ihre Hand war unsicher, und die Untertasse klirrte. »Es war sehr tapfer von dir, das alles noch einmal auszugraben. Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig gewesen wäre.«
    Catriona zuckte die Achseln. »Du weißt erst, wozu du fähig bist, wenn du es ausprobierst«, sagte sie gleichmütig. »Aber ich habe diese Katharsis überlebt, und jetzt bin ich fast frei.« Sie schwieg und schaute quer durch das Zimmer zu der Truhe hinüber. »Ich sage ›fast‹, denn ich war nicht Kanes einziges Opfer.«
    »Männer wie er haben immer eine Geschichte«, sagte Rosa. »Er hat dich missbraucht, und er hat wahrscheinlich andere vor dir missbraucht.«
    Catriona nickte. »Traurig, aber wahrscheinlich hast du Recht. Nur – das habe ich nicht gemeint.« Sie holte tief Luft. »Wisst ihr, wenn jemand durchmacht, was ich durchgemacht habe, führt das zu einer Kettenreaktion. Es beschädigt nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das Leben derer, die ihr nah sind. Meine Mutter hat sich von dieser Nacht seelisch eigentlich nie mehr erholt, und sogar meine Ehe wurde durch das, was Kane mir angetan hatte, zerstört.«
    »Wie kann denn das sein?«, fragte Connor. »Kane war doch tot.«
    »Kane war tot, aber sein Vermächtnis lebte weiter.« Sie ließ sich im Sessel zurücksinken und sammelte ihre Gedanken; sie betrachtete das Porträt ihrer Mutter, und dann erzählte sie ihnen von ihrer Flucht aus Atherton und von dem, was danach geschehen war.
    Es war still im Zimmer, als

Weitere Kostenlose Bücher