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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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bestrichen sie mit Salbe, aber an den rotgeränderten Augen, dem Sonnenbrand und den Insektenstichen konnten sie nichts ändern, und auch nicht an der Erschöpfung, die sie jeden Abend über ihrem kärglichen Essen einschlafen ließ. Sogar Kane schien allen Schwung verloren zu haben. Er unterhielt sie nicht mehr mit seinen unglaublichen Geschichten, über die Catriona immer so sehr gelacht hatte.
    Nach zwei Wochen hatte Velda genug. Sie hatten einen guten Platz für den Wagen ausgesucht, hoch über den Zuckerrohrfeldern auf einem flachen Plateau. Hier oben war es ein bisschen kühler; ein Fluss floss unten vorbei, und die Moskitos waren keine solche Plage. Aber sie sah, was das Leben auf den Zuckerrohrfeldern aus ihrem Mann machte, und es gefiel ihr nicht, dass er langsam in diese zwielichtige Welt hineingezogen wurde.
    Sie betrachtete die beiden Männer, die müde und mit hängenden Köpfen vor ihren Teebechern saßen, und traf eine Entscheidung. »Wir verlassen dieses Höllenloch«, bestimmte sie. »Morgen holt ihr euren Lohn ab, und dann fahren wir weiter. Ich erlaube nicht, dass einer von euch beiden sich hier umbringt.«
    »Aber wir verdienen gutes Geld, Velda«, protestierte Declan. »Noch eine Woche, und ich kriege zwei Pfund mehr. Und in einem Monat verdiene ich mehr als je zuvor.«
    »Noch eine Woche, und du bist tot«, fuhr sie ihn an. »Wir fahren morgen ab, Declan. Und das ist mein letztes Wort.«
    Catriona hatte sie noch nie so mit ihrem Mann reden hören, und vielleicht hätte sie protestiert, wenn sie den Funken Dankbarkeit im Blick ihres Vaters nicht gesehen hätte. Die Erschöpfung und das verletzte Selbstwertgefühl beugten sein Rückgrat, und er fügte sich ihrem Wunsch. Erst als sie sah, wie er zum Wagen schlurfte und hineinkletterte, wurde ihr klar, warum Mam ihm die Entscheidung aus der Hand genommen hatte. Er war zu stolz zuzugeben, dass er es nicht schaffte. Zu krank im Herzen, um auszusprechen, dass er vielleicht nichts mehr tun konnte, um seine Familie zu ernähren.
    Es zerriss ihr das Herz, als er auf seine Matratze fiel. In wenigen Augenblicken würde er eingeschlafen sein – aber vielleicht würde er jetzt besser träumen, nachdem er wusste, dass er morgen nicht wieder auf die Felder würde gehen müssen.
    Auch Kane fügte sich der Forderung ihrer Mutter. Das Zuckerrohr muss etwas Furchtbares sein, wenn es zwei solche Männer so sehr zermürben kann, dachte Catriona. Auch wenn sie es bedauerte, den Ozean und den Strand wieder zu verlassen – alles wäre besser, als die beiden weiter so mutlos zu erleben.

    Der nächste Tag begann strahlend, aber dichte Wolken zogen von den Bergen heran und brachten bald erfrischende Kühle auf ihre Anhöhe. Dad und Kane waren im Camp der Zuckerrohrschneider, um ihren Lohn abzuholen, und Catriona half ihrer Mutter beim Packen.
    »Können wir noch mal zum Strand gehen, Mam?«, fragte sie, als die letzte Kiste verstaut und das Feuer ausgetreten und mit Erde zugeschüttet war.
    Velda lächelte, aber es war ein müdes Lächeln. Mit dem Handrücken wischte sie sich eine schweißfeuchte Haarsträhne aus der Stirn. »Wir warten noch auf deinen Dad«, sagte sie. »Ich glaube, die Männer können auch einen Sprung ins Wasser vertragen, bevor wir abfahren.«
    Sie versteckten das Lohngeld im Wagen und fuhren dann mit dem Gespann ein letztes Mal zum Strand hinunter. Catriona war zu ungeduldig, um auf die Erwachsenen zu warten; sie rannte ins Wasser, dass es um sie herum aufsprühte wie tausend Diamanten. Mit beiden Händen schöpfte sie das Salzwasser und wusch sich Gesicht und Arme. Es linderte das Jucken der Insektenstiche und spülte den Staub ab, und am liebsten hätte sie sich ausgezogen, um ganz hineinzutauchen.
    Auch die Erwachsenen tollten lachend im flachen Wasser umher. Catriona machte sich auf die Suche nach Muscheln, und fasziniert beobachtete sie, wie ein kleiner Krebs über den nassen Sand krabbelte und eine Perlenspur hinterließ, ehe er sich schließlich am Rand des Wassers eingrub.
    Dann schaute sie hinaus auf das endlos blaue Meer. Sie musste die Hand über die Augen halten, denn das Licht der Sonne, die zwischen den aufziehenden Wolken herabschien, lag gleißend auf dem Wasser. Die Schatten der Wolken jagten über den Meeresspiegel dahin und verwandelten das Türkisblau in ein dunkles Grün, von weißem Gischt überzogen wie von einer Spitzendecke. Möwen kreisten schreiend am Himmel.
    Kane war aus dem Wasser gekommen und stand neben ihr. »Ist

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