Die Farm am Eukalyptushain
altes Pferd und für eine so panische Flucht nicht mehr geschaffen. Kopfschüttelnd sträubte er sich gegen das hartnäckige Zerren an den Zügeln, aber bald wurde ihm klar, dass er weder den beschädigten Wagen noch den Mann loswerden würde, der ihn so verbissen festhielt. Schließlich ging ihm der Atem aus, und zitternd blieb er stehen. Seine mächtigen Flanken bebten.
Velda sprang aus dem Wagen und rannte den Weg entlang zurück.
Catrionas Handgelenk brannte wie Feuer. Der Knochen schimmerte durch die blutende Haut. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und Galle stieg ihr in die Kehle. Doch sie musste jetzt zu ihrem Vater. Sie schluckte kräftig, atmete tief durch, hielt den verletzten Arm fest und kletterte in den Schlamm hinunter. Schwarze Wolken wehten durch ihren Kopf, als müsse sie ohnmächtig werden, aber sie kämpfte dagegen an und lief zurück zu ihrem Vater.
Declan lag regungslos mit grauem Gesicht da. Der Regen prasselte auf seine geschlossenen Lider und strömte über seineWangen. Velda kniete neben ihm und hielt seine Hand. Ihr hochgestecktes Haar hatte sich gelöst und lag nass und verfilzt auf Schultern und Rücken. Das Kleid klebte ihr am Körper; man sah die Knoten der Wirbelsäule und die vorspringenden Hüftknochen. Sie betastete ihren Mann von Kopf bis Fuß.
Catriona sank neben ihr in den Schlamm. Ihr war übel von den Schmerzen in ihrem Handgelenk – übel auch vor Angst um ihren Dad. »Er ist doch nicht tot, oder?«, fragte sie, aber sie musste die Frage wiederholen, weil ihre Mutter sie im Rauschen des Regens nicht gehört hatte.
Velda schüttelte den Kopf. »Nein, aber er ist schwer verletzt«, schrie sie. »Hol mir eine Decke und die kleine Flasche Brandy aus meinem Korb.«
Catriona stand auf. Stechender Schmerz durchzuckte sie, und wieder füllten die schwarzen Wolken ihren Kopf und nahmen ihr die Sicht. Sie wollte rufen, wollte dagegen ankämpfen, aber nun waren sie stärker. Ihre Knie knickten ein, der Boden kam ihr entgegen, und sie hörte den Aufschrei ihrer Mutter.
Catriona fühlte den Regen wie kalte Nadelstiche im Gesicht und öffnete die Augen. Sie war verwirrt. Warum lag sie im Schlamm? Wo war sie überhaupt? Was war das für ein sengender, pochender Schmerz in ihrem Handgelenk?
Sie zwinkerte das Wasser aus den Augen und sah, dass Kane sich über sie beugte. Seine Hände wühlten sich unter ihr in den Schlamm, um sie aufzuheben. Er ignorierte ihren matten Protest, drückte sie an sich und trug sie durch den Regen zu der Segeltuchplane, die er zwischen den Bäumen gespannt hatte. Dann fiel ihr alles wieder ein. »Dad!« Zappelnd wollte sie sich loswinden. »Wo ist Dad?«
»Halt still!«, schrie Kane durch den Wolkenbruch. »Es ist alles in Ordnung.«
Catriona sträubte sich weiter, bis er sie absetzen musste. Denverletzten Arm an die Brust gekrümmt, platschte sie durch den Schlamm und fiel fast hin, als sie den Unterschlupf erreichte.
Dad lag auf einer Wolldecke; der Blutfleck auf dem Kissen unter seinem Kopf breitete sich aus wie die schaurigen dunkelroten Blumen, die auch an seinem Fußknöchel und auf seinem Brustkorb blühten. Sein Gesicht war fahl, und seine Augen waren geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich schnell, und sein Atem klang wie ein ersticktes Gurgeln.
Velda wandte sich von ihm ab, nahm Catriona in den Arm und untersuchte behutsam deren Handgelenk. Sie zog einen langen Seidenschal aus ihrer geräumigen Reisetasche, machte daraus eine Schlinge für das verletzte Gelenk und setzte Catriona dann vorsichtig auf die Decke neben ihren Vater. Sie musste den Mund dicht an Catrionas Ohr halten, damit ihre Tochter sie hören konnte.
»Es ist gut, dass du in Ohnmacht gefallen bist. Kane konnte den Knochen richten, als du bewusstlos warst, und nur seiner Geistesgegenwart verdanken wir, dass du nicht verblutet bist.«
Catriona betrachtete das Handgelenk. Ein Streifen Baumwollstoff war dicht unter dem Ellenbogen um den Unterarm gewickelt, und mit einem kräftigen Stock war der Stoff so straff zusammengedreht, dass der Arm pochte. Ein zweiter Baumwollstreifen war um ihr Handgelenk geschlungen und mit einer großen Sicherheitsnadel befestigt. Gottlob war kein Blut zu sehen, und auch kein Knochen schimmerte durch die Haut, sodass ihr nicht gleich wieder übel wurde.
Sie griff nach dem Stock, aber Velda schob ihre Hand zur Seite. »Lass das«, sagte sie. »Damit wird der Arm abgebunden, damit es nicht weiter bluten kann.«
»Was ist mit Dad?« Catriona sah
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