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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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wunderschön hier«, seufzte sie. »Ich wünschte, wir könnten bleiben.«
    Er legte den Arm um sie und drückte sie an sich. »Wir alle müssen weiter«, sagte er. »Und in Cairns ist das Meer genauso schön.«
    Sie schaute zum Himmel. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Wolken waren dichter geworden und tauchten die Welt in ein geisterhaftes Zwielicht. Es fröstelte sie, und sie schlang die Arme um ihre Taille. »Es wird kalt.«
    »Da zieht ein Tropengewitter auf.« Kane beschirmte die Augen und spähte auf die See hinaus. »Und wenn ich mich nicht irre, wird es heftig regnen. Wir sollten den Wagen vom Strand herunterfahren, sonst bleiben wir im Sand stecken.«
    »Aber es ist Sommer«, wandte Catriona ein. »Im Sommer regnet es nie.«
    »Im Süden nicht.« Kane lächelte. »Aber hier oben im Norden ist Regenzeit. Da treten Flüsse über die Ufer, Straßen werden weggeschwemmt, der Blitz schlägt ein, und der Donner grollt.« Er legte ihr einen Finger unters Kinn und sah ihr in die Augen. »Aber du brauchst keine Angst zu haben, Catriona. Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert.«
    Catriona wich vor seiner Berührung zurück. »Mein Dad passt auf mich auf«, sagte sie entschieden. »Außerdem bin ich kein Baby, das Angst vor einem blöden Gewitter hat.«
    »Nein, das bist du nicht«, sagte er nachdenklich und betrachtete das nasse Baumwollkleid, das ihr am Körper klebte. »Im Gegenteil, du bist schon ziemlich erwachsen.« Sein Daumen strich über das Grübchen an ihrem Kinn. »Wie alt bist du jetzt? Ich hab’s vergessen.«
    »Ich bin elf.« Wieder wich sie zurück. Unter seinem forschenden Blick war ihr unbehaglich. Sie verschränkte die Arme vor den kleinen Knospen ihrer Brüste, und plötzlich war ihr bewusst, wie der nasse Baumwollstoff an ihnen klebte. »Und alt genug, um nicht wie ein Kind behandelt zu werden.«
    »Wie Recht du hast«, sagte Kane leise und nachdenklich.

    Bald darauf verschwand die Sonne vollends hinter den wallenden schwarzen Wolken, die von den Bergen heranzogen. Ein kalter Wind peitschte die Palmen und Farne an der Piste, sie rauschten und tanzten, während der Wagen durch das Hinterland fuhr. Sie hatten gehofft, dem Unwetter zu entgehen, wenn sie die Küste verließen – oder wenigstens Schutz zu finden –, aber es sollte kein Entkommen geben.
    Es fing an zu regnen, zuerst sanft, ein langsames Tröpfeln auf das Dach des Wagens, das sich ganz behaglich anhörte. Aber nur zu bald wurde es zu einem schnellen Trommelwirbel, das jedesandere Geräusch übertönte. Die Regentropfen prasselten auf die Bäume, spritzten auf die hartgetrocknete Erde und prügelten sie zu Schlamm. Wie ein großer, grauer Vorhang hüllte das Wasser alles ein, blendete die gesamte Umgebung aus und brachte Nacht, wo eben noch heller Tag gewesen war.
    Catriona und ihre Eltern duckten sich; ihre leichten Regenmäntel waren der Wucht des Wolkenbruchs nicht gewachsen. Jupiter stapfte mit gesenktem Kopf voran; die Mähne klebte an seinem triefenden Hals, und seine Hufe ließen die Pfützen spritzen. Er musste schwer arbeiten, denn die Wagenräder versanken im Schlamm. Kane trug einen dicken, wasserdichten Viehtreibermantel, der vom Hals bis zu den Füßen reichte; er saß im Sattel und drückte das Kinn in den Kragen. Das Wasser floss in Strömen von der Krempe seines Buschhuts.
    »Geht nach hinten in den Wagen«, schrie Declan. Seine Stimme ertrank fast im Dröhnen des Regens. »Bevor ihr euch den Tod holt.«
    Catriona und Velda kletterten über die Vorderwand des Wagens durch die schmale Klappe nach hinten in den halbwegs trockenen Wagen. Sie trockneten sich die Haare und zogen sich hastig um. Reden war unmöglich, so laut hämmerte der Regen auf das Dach.
    Catriona setzte sich auf die Kapokmatratze und spähte durch den Spalt der Klappe zu ihrem Dad hinaus. Mit hochgezogenen Schultern saß er tropfnass auf dem Bock und umklammerte die glitschigen Zügel. Sein Blätterhut, den einer der chinesischen Kulis auf der Zuckerrohrplantage geflochten hatte, hing aufgeweicht herab, und der Regen troff wie ein kleiner Wasserfall daran herunter.
    Von ihrer hohen Warte hinter dem Bock sah Catriona, dass die breiten Palmblätter sich unter der Last des Wassers herunterbogen. Der Bach, an dem sie entlangfuhren, war angeschwollen und rauschte über dunkelrote Felsen, die vor kurzem noch trocken gewesen waren.
    Das Mädchen schmiegte sich an seine Mutter, und zusammenschauten sie hinaus in das Zwielicht. Catriona fühlte

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