Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
ist warm«, flüsterte sie beeindruckt. Sie raffte ihr Kleid hoch und wagte sich ein Stück weiter hinein, und sie lachte,als kleine Wellen ihre Waden liebkosten und ihre Schenkel bespritzten. Über ihnen kreisten weiße Seevögel mit klagendem Schrei, und der warme Wind, der vom Meer heranwehte, roch sauber und salzig. Es war ein magischer Ort. Hier, dachte Catriona, ist alles möglich, wenn man es sich nur eindringlich genug wünscht.
    »Können wir ein bisschen hier bleiben?«, fragte sie ihre Mutter.
    Velda planschte im Wasser; sie sah zufrieden aus, und die Falten an ihren Mundwinkeln und Augen waren glatter. »Ja, wenn dein Dad und Mr Kane Arbeit finden.« Strahlend zog sie die Nadeln aus ihren prächtigen Haaren und ließ sie im Wind wehen. »Eine kleine Ruhepause können wir sicher alle gut gebrauchen. Also – warum nicht?«
    Sie breitete die Arme aus und hob das Gesicht zur Sonne. So jung sah sie aus, so unbekümmert trotz der grauen Fäden, die vereinzelt in ihrem Haar schimmerten. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Catriona das Gefühl, dass die Last der Trauer auf ihren Schultern ein wenig leichter wurde. Auch sie breitete die Arme aus und ließ sich von der Sonne bescheinen, drehte sich immer wieder im Kreis herum, bis ihr schwindlig wurde und ihr schwarzes Haar auf den Schultern hin und her schwang. In diesem glücklichen Augenblick konnte sie alles vergessen und wieder Kind sein.

    In der Raffinerie gab es keine Arbeit, und so mussten Dad und Mr Kane sich bei den Zuckerpflanzern nach einer Anstellung umsehen. Es war eine harte, raue, unerbittliche Männerwelt, und nur wenige Frauen hatten den Mut und die Kraft, sich dort hineinzuwagen. Catriona und Velda fanden keine Arbeit.
    Auf den Zuckerrohrfeldern arbeiteten nur die Zähesten. Sie arbeiteten hart und lebten genauso, und wenn der Sonntag kam, betranken und prügelten sie sich mit der gleichen Härte. Kameradschaft war alles, und jeder hatte den Ehrgeiz, der schnellsteZuckerrohrschneider in seinem Team zu sein. Die einzelnen Teams bildeten beinahe urzeitliche Stämme, die sich regelmäßig bekämpften und ihr jeweiliges Territorium eifersüchtig bewachten und beschützten.
    Diese Männer wohnten in lang gestreckten, verwahrlosten Baracken, die auf Pfählen im Regenwald standen. Sie waren vor der Zeit alt – verbrannt von der Sonne, gebeugt von der Hitze, und Falten der Erschöpfung waren in ihre Gesichter gemeißelt. Sie trugen zerlumpte Unterhemden und ausgebeulte Shorts; dicke Socken und schwere Stiefel schützten ihre Knöchel. Jeder von ihnen hatte den gleichen Traum: eines Tages eine eigene Zuckerpflanzung zu besitzen. Unbeirrbar verfolgten sie immer das gleiche Ziel: die stattlichen Prämien einzustreichen, die sie bekamen, wenn sie an diesem Tag mehr ernteten als am Tag zuvor.
    Dieser Ehrgeiz war vergessen, wenn sie ihr schwer verdientes Geld am Wochenende vertranken. Aber das Zuckerrohrschneiden machte durstig – und ein Mann, der nicht trank, war kein Kumpel und gehörte nicht zum Stamm.
    Die endlos schwüle Hitze und die Schwärme von Moskitos und Fliegen, die sie unaufhörlich attackierten, zehrten an den Kräften. Aber diese Männer kannten kein anderes Leben, und sie dachten nicht daran, diese vertraute Welt, in der jeder nach seiner Kraft und seiner Hartnäckigkeit beurteilt wurde, zu verlassen, um nachzusehen, was es jenseits der Zuckerrohrfelder noch gab. Viele litten an Leptospirose, an Ruhr und Malaria, doch sie hielten sich trotzdem auf den Beinen, denn die Verlockung des Geldes, das sie verdienen konnten, war ein ganz eigenes Fieber.
    Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang plagten Declan und Mr Kane sich in der dampfenden, fliegenverseuchten Hitze mit ihren Macheten, zerschnitten von den rasiermesserscharfen Fasern des Zuckerrohrs und in ständiger Angst vor den riesigen Ratten, die um ihre Füße wimmelten – ein Biss ihrer mörderischen Zähne konnte Krankheit und vielleicht sogar den Todbedeuten. Bald waren ihre weichen Hände von Blasen bedeckt, und die schweißnassen Kleider hingen zerlumpt an ihren sonnenverbrannten, zerstochenen Körpern. Ihre Haut war streifig vom Staub und von der Asche der abgeernteten, niedergebrannten Felder. Der Schmutz saß so tief in ihrer Haut, dass nicht einmal ein Bad im Meer ihn lösen konnte. Es war eine mörderische Arbeit, und der Hohn der Männer, die in dieser Hölle lebten und es zu genießen schienen, machte sie nicht leichter.
    Velda und Catriona wuschen den beiden die Wunden und

Weitere Kostenlose Bücher